Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
trocken: »Glauben Sie ihm kein Wort. Mein Stuie schafft’s nie, sich im St.-Olaf-Hotel kein Pint zu gönnen. Wissen Sie, er ist wirklich kein schlechter Junge«, fügte er hinzu, als er meinen Blick bemerkte, »aber das darf man ihm nicht sagen, sonst wird er noch eingebildeter.«
    Ich lächelte. »Sie haben zwei Söhne?«
    »Aye. Stuie ist der jüngere, und dann wäre da noch sein Bruder Graham in Aberdeen.«
    »Er studiert an der Universität?« Ich versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, was die Frau im Postamt mir erzählt hatte.
    »Nein, nein, er ist Geschichtsdozent.« Um seine Augen bildeten sich Lachfältchen. »Meine beiden Söhne sind grundverschieden. Graham geht ganz nach seiner Mutter, Gott hab sie selig. Die liebte Geschichte und Bücher.«
    Was die perfekte Gelegenheit gewesen wäre, ihm zu sagen, warum ich nach Cruden Bay gekommen war, doch in dem gemütlichen Sessel hatte ich keine Lust, über meine Arbeit zu sprechen. Davon würde ihm sein Sohn noch früh genug erzählen. Außerdem bezweifelte ich, dass ein Mann wie Jimmy Keith sich für meine Bücher interessierte.
    Also verfolgten wir schweigend das Fußballspiel im Fernsehen – Schottland gegen Frankreich. Nach ein paar Minuten fragte Jimmy: »Sie kommen doch aus Frankreich, oder?« Als ich mit Ja antwortete, fuhr er fort: »Da war ich noch nie. Aber mein Stuie ist öfter drüben, geschäftlich.«
    »Und was macht er beruflich?«
    »Er sorgt dafür, dass ich graue Haare kriege«, antwortete Jimmy mit ernstem Gesicht. »Im Moment beschäftigt er sich mit Computern, aber wie lang, weiß der Himmel allein.«
    Offenbar war er leidlich erfolgreich, dachte ich, denn sonst hätte er sich den Lotus und die teure Freizeitkleidung nicht leisten können. Als er ein paar Minuten später zurückkehrte, drei Portionen Fish and Chips im Zeitungspapier in der Hand, wirkte er dank des Salzwinds vom Meer – vielleicht auch dank des Biers an der Hotelbar – nicht mehr wie ein Städter, sondern ganz wie ein Einheimischer. Er setzte sich zu uns, und nun sahen wir uns das Fußballspiel zu dritt an.
    Viel bekam ich allerdings nicht mit, weil ich in der Nacht zuvor kaum geschlafen hatte und die Wärme, das Essen und das Geplauder von Jimmy und Stuart mich schläfrig werden ließen. Fast schon fielen mir die Augen zu, als Jimmy sagte: »Stuie, ich glaube, wir sollten das Mädel rauf zum Cottage bringen, bevor’s zu dunkel wird.«
    Ich zwang mich, die Augen wieder aufzumachen. Draußen brach tatsächlich der graue Winterabend herein.
    Stuart erhob sich. »Ich begleit sie rauf, Dad. Bleib du ruhig sitzen.«
    »Na, na.« Auch sein Vater stand auf. »Ich lass Sie nicht allein mit ihm.«
    Stuart sah mich an. »Ganz so schlimm bin ich auch wieder nicht«, versicherte er mir und half mir auf.
    Aber ich freute mich, dass sie mir beide Gesellschaft leisten wollten. Nicht nur, weil sie mein Gepäck einschließlich des Laptops trugen, sondern auch, weil sich auf dem Hügel in mir plötzlich ein Gefühl der Unsicherheit regte, so etwas wie Angst, mich umzudrehen.
    Allein wäre ich vermutlich den ganzen Weg zum Cottage hinauf trotz der Koffer gerannt, doch so schüttelte ich das ungute Gefühl einfach ab und schaute hinaus aufs Meer mit seinen weißen Schaumkronen. Der Himmel war wolkenverhangen und der Mond nicht zu sehen, so dass See und Himmel praktisch ineinander übergingen.
    »Passen Sie auf«, ermahnte Jimmy mich und zog mich wieder auf den Pfad zurück. »Sie wollen doch nicht gleich an Ihrem ersten Abend hier die Klippe runterfallen, oder?«
    Nun erreichten wir das Cottage. Jimmy öffnete die Tür und schaltete das Licht ein, und schon war der gemütliche Wohnraum mit den abgetretenen Perserteppichen, den Sesseln, dem langen Holztisch und dem kohlenbefeuerten Aga-Herd in der kleinen Kochnische hell erleuchtet.
    Jimmy machte die Tür hinter uns zu, überprüfte den Riegel und reichte mir den Schlüssel. »Der ist für Sie. Kohle für den Herd finden Sie hinten. Haben Sie schon mal damit geheizt? Nun, keine Sorge, ich zeig’s Ihnen.«
    Ich sah ihm zu, schichtete die Kohle dann so, wie er es mir vorgemacht hatte, und schloss die Tür des Aga.
    »Genau, prima«, lobte Jimmy mich. »Jetzt dauert’s nicht mehr lang, bis der Raum hier bullig warm ist.«
    »Es gibt auch einen Elektroofen«, mischte sich Stuart ein, der weniger zuversichtlich zu sein schien. »Einen hier und einen im Schlafzimmer. Sie dürfen bloß nicht vergessen, Geld in den Zähler zu werfen.«
    »Aye,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher