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Das schoenste Geschenk

Das schoenste Geschenk

Titel: Das schoenste Geschenk
Autoren: Nora Roberts
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wenigstens anhören würde! Wieder stellte er sich ans Fenster, um mit finsterem Blick hinauszustarren. Was warf sie ihm vor? Er hätte über sie gelacht? Sich über sie lustig gemacht? Nein!, dachte er, und das erste Mal seit zwei Wochen empfand er Empörung über ihr Verhalten. Nein, er würde nicht tatenlos zusehen, wie sie die wichtigste Entscheidung seines Lebens als einen Scherz abtat. Sie hatte ihm die Meinung gesagt. Jetzt war er an der Reihe. Und das wollte er jetzt gründlich tun.
    »Sharon, sei doch nicht so starrköpfig«, meinte Donna vorwurfsvoll, während sie der Freundin vom Museum in den Laden folgte.
    »Ich bin nicht starrköpfig, Donna. Ich habe wirklich eine Menge zu tun.« Um zu beweisen, dass diese Behauptung nicht aus der Luft gegriffen war, blätterte Sharon einen Antiquitätenkatalog durch. »Das Weihnachtsgeschäft hat mich arg ins Hintertreffen gebracht. Ich muss Rechnungen ablegen und endlich meine Buchhaltung in Ordnung bringen.«
    »Blödsinn«, bemerkte Donna sehr treffend und klappte ihr den Katalog vor der Nase zu.
    »Donna, bitte.«
    Donna stemmte die Hände in die Hüften. »Komm mir nicht mit Ausreden. Außerdem sind wir zwei gegen einen.« Sie machte eine Kopfbewegung zu Pat hin. »Wir lassen es nicht zu, dass du Heiligabend allein in diesem Haus sitzt, basta.«
    Sharon schüttelte den Kopf. »Ich verspreche euch, dass ich morgen komme. Ich habe ein ziemlich lautes Geschenk für Benji. Wahrscheinlich wirst du mir böse sein.«
    »Sharon.« Donna legte ihr die Hände auf die Schultern. »Pat hat mir erzählt, dass du den ganzen Tag Trübsal bläst. Und man sieht dir deutlich an, dass du völlig erschöpft bist und Kummer hast.«
    »Ich bin nicht erschöpft«, wehrte Sharon ab.
    »Dann hast du also nur Kummer?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Donna schüttelte sie liebevoll. »Schau, Sharon, ich weiß nicht, was zwischen dir und Victor vorgefallen ist …«
    »Donna …«, unterbrach Sharon sie müde.
    Doch Donna ließ sich nicht beirren. »Und ich frage dich auch nicht danach«, fuhr sie fort. »Aber du kannst nicht von mir erwarten, dass ich mit ansehe, wie du hier unglücklich herumsitzt. Glaubst du, ich kann Weihnachten feiern, wenn ich ständig daran denken muss, dass du allein bist?«
    Sharon umarmte die Freundin. »Ich danke dir, Donna. Aber ich kann wirklich nicht mitkommen. Geh bitte nach Hause zu deiner Familie.«
    »Jetzt spielst du wohl die Märtyrerin? Na gut, ich habe Zeit.« Donna setzte sich in einen Schaukelstuhl. »Dann werde ich einfach hier sitzen bleiben. Der arme Dave wird wohl ohne mich Weihnachten feiern müssen, und der kleine Benji wird nicht verstehen können, dass seine Mutter ihn allein lässt, aber …« Seufzend hielt sie inne.
    »Oh Donna. Mach es mir doch nicht so schwer.« Nervös fuhr sich Sharon durchs Haar. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. »Und ausgerechnet du sprichst von Märtyrern.«
    »Ich klage ja nicht um meinetwillen«, sagte Donna in leidendem Tonfall. »Pat, fahr nach Hause und sag Dave, dass ich nicht komme. Und tröste bitte meinen kleinen Jungen.«
    Pat prustete vor Lachen, aber Sharon sah nur ergeben zur Zimmerdecke. »Mir wird gleich schlecht«, sagte sie. »Donna, du fährst sofort nach Hause. Ich schließe jetzt den Laden.«
    »Gut, geh und hol deinen Mantel. Du fährst in unserem Wagen mit.«
    »Donna, ich werde nicht …« Die Ladentür ging auf, und im selben Moment verstummte Sharon.
    Als Donna sie so plötzlich blass werden sah, drehte sie sich um. Sofort sprang sie auf. »Jetzt müssen wir uns aber wirklich beeilen!«, rief sie. »Komm, Pat. Dave wird bestimmt schon ungeduldig sein. Fröhliche Weihnachten, Sharon.« Sie gab Sharon einen Kuss und zog dann eilig ihren Mantel an.
    »Donna, warte …«
    »Nein, ich kann keine Minute länger bleiben«, rief sie, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich habe noch tausend Dinge zu erledigen. Hallo, Victor, schön Sie wieder mal zu sehen. Komm endlich, Pat.« Und dann waren die beiden aus der Tür, bevor Sharon noch zu Wort kommen konnte.
    Der hastige Abgang der beiden erstaunte Victor, doch er äußerte sich nicht dazu. Unverwandt schaute er Sharon an. Die Wut, die ihn zu ihr getrieben hatte, war verraucht. »Sharon«, flüsterte er.
    »Ich … ich wollte gerade schließen.«
    »Das ist gut.« Er ging zur Tür und schob den Riegel vor. »Dann können wir ungestört miteinander reden.«
    »Ich habe zu tun, Victor. Ich muss …« Angestrengt suchte sie nach einem
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