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Das schoenste Geschenk

Das schoenste Geschenk

Titel: Das schoenste Geschenk
Autoren: Nora Roberts
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Vorwand, um ihn loszuwerden. »Ich muss meine Buchhaltung noch machen«, erklärte sie schließlich. Und als er daraufhin weder etwas erwiderte noch sich von der Stelle rührte, warf sie ihm einen flehenden Blick zu. »Bitte, lass mich allein.«
    Victor schüttelte den Kopf. »Ich habe es versucht, Sharon. Ich kann es nicht.« Er zog seinen Mantel aus und warf ihn über einen Stuhl.
    Mit großen Augen schaute Sharon ihn an. Er sah umwerfend aus in seinem maßgeschneiderten Anzug und der Krawatte. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Dabei kam ihr wieder schmerzlich zu Bewusstsein, wie wenig sie ihn kannte. Und trotzdem liebte sie ihn. Sie wandte sich ab und rückte ein paar Gläser in einer ihrer Vitrinen zurecht.
    »Es tut mir leid, Victor. Aber ich habe noch sehr viel zu erledigen, bevor ich gehe. Ich bin heute Abend bei Donna eingeladen.«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie dich erwartet«, bemerkte Victor und ging auf sie zu. Behutsam legte er ihr die Hände auf die Schultern. »Sharon …«
    Sofort wurde sie steif vor Abwehr. »Fass mich nicht an!«
    Langsam ließ er sie los. »Na gut, ich werde dich nicht berühren.«
    »Victor, ich habe dir doch gesagt, dass ich zu tun habe.«
    »Du hast auch gesagt, dass du mich liebst.«
    Sharon wirbelte herum. Ihr Gesicht war weiß vor Wut. »Wie kannst du es wagen, das in dieser Situation zu mir zu sagen!«
    »War es eine Lüge?«, wollte er wissen.
    Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder, bevor sie in Versuchung kommen konnte, ihm eine heftige Erwiderung an den Kopf zu werfen. Stolz hob sie das Kinn und schaute ihn an. »Ich habe den Mann geliebt, der du zu sein schienst.«
    Victor zuckte zusammen. »Das war ein Schlag in die Magengrube, Sharon«, sagte er ruhig. »Du überraschst mich.«
    »Warum? Weil ich nicht so dumm bin, wie du dachtest?«
    Seine Augen blitzten zornig und wurden dann dunkel vor Schmerz. »Bitte, Sharon.«
    So viel Trauer lag in diesen beiden Worten, dass Sharon sich abwandte. »Es tut mir leid, Victor. Ich wollte dich nicht verletzen. Es wäre besser für uns beide, wenn du jetzt gehst.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt, Sharon. Selbst wenn du nur halb so viel gelitten hättest wie ich. Hast du schlafen können, Sharon? Ich nicht.«
    »Bitte«, flüsterte sie.
    Er atmete tief ein. Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten. Er war gekommen, um mit ihr zu kämpfen, um sie zu überrumpeln, sie um Verständnis zu bitten. Jetzt fand er kaum die Worte, ihr eine Erklärung zu geben. »Okay, ich gehe. Aber nur, wenn du mich erst anhörst.«
    »Victor«, sagte sie müde. »Was könnte das ändern?«
    Es klang so endgültig, dass Victor vor Angst kaum sprechen konnte. Doch er schaffte es, ihr mit ruhiger Stimme zu antworten. »Wenn du das so sicher weißt, kannst du mir ja auch zuhören. Du vergibst dir bestimmt nichts dabei.«
    »In Ordnung.« Resigniert drehte Sharon sich zu ihm um. »Ich werde mir anhören, was du zu sagen hast.«
    Er schwieg einen Moment und fing dann an, unruhig im Raum auf und ab zu wandern. »Ich habe das Haus in Sharpsburg gekauft, weil ich Abstand brauchte, mich vielleicht sogar verstecken wollte. Ich weiß nicht mehr so genau, was meine Beweggründe waren. Als ich die Baufirma meiner Mutter übernahm, war ich noch sehr jung. Es war nie mein Wunsch gewesen, in die Firma einzutreten.«
    Er unterbrach sich einen Moment, um ihr in die Augen zu schauen. »Ich bin wirklich Schreiner, Sharon, in diesem Punkt war ich ehrlich zu dir. Ich leite die Firma Riverton, weil mir keine andere Wahl blieb. Aber ein Titel und eine Position machen doch keinen anderen Menschen aus mir.«
    Als Sharon daraufhin nichts erwiderte, sprach er weiter.
    »Ich war mit einer Frau verheiratet, deren Beschreibung dir bestimmt bekannt vorkommen wird. Sie war schön, charmant und durch und durch unecht. Sie war außerdem selbstsüchtig, gefühllos und böse. Unglücklicherweise habe ich die letzte Eigenschaft erst erkannt, als es bereits zu spät war.« Er hielt inne, weil ihm die nächsten Worte nur schwer über die Lippen kamen. »Ich habe die Frau geheiratet, die sie zu sein schien.«
    Weil er mit dem Rücken zu ihr stand, sah Victor nicht die Veränderung, die in Sharons Gesicht vorging. Ein schmerzlicher Ausdruck war in ihre Augen getreten. Doch nicht ihretwegen, sondern nur um seinetwillen.
    »Die Ehe scheiterte, kurz nachdem sie geschlossen wurde. Eine Scheidung war zunächst unmöglich. Deshalb haben wir einige Jahre nebeneinander hergelebt
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