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Das Schloss in Frankreich

Das Schloss in Frankreich

Titel: Das Schloss in Frankreich
Autoren: Nora Roberts
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Stallbursche fügte sich mit einigen bretonischen Ausdrücken, und gleich darauf bestieg sie die ihr mittlerweile vertraute Stute und bog zu dem Pfad ab, den Christophe bei der ersten Unterrichtsstunde gewählt hatte.
    Die Waldungen verströmten tiefen Frieden, und Shirley versuchte, ihre Gedanken abzuschütteln in der Hoffnung, eine Antwort auf die Frage zu finden, die sie bewegte. Eine Zeit lang ritt sie im Schrittempo. Sie hatte das Pferd fest in der Hand und war doch nur ein Teil von ihm. Trotz allem war sie weit davon entfernt, ihr Problem lösen zu können, und trieb Babette zu einem leichten Galopp an.
    Der Wind blies ihr das Haar aus dem Gesicht und tauchte sie in ein Gefühl der Freiheit, die sie suchte. Der Brief ihres Vaters steckte in der Tasche ihrer Jeans, und sie beschloss zu dem Hügel zu reiten, der oberhalb des Dorfes lag, und die Zeilen erneut zu lesen. Sie hoffte, dann die richtige Entscheidung treffen zu können.
    Da hörte sie hinter sich einen lauten Ruf. Sie wandte sich um und erblickte Christophe, der auf seinem schwarzen Hengst herangeritten kam. Bei ihrer Wendung stieß sie versehentlich scharf gegen die Flanke ihrer Stute. Das war für Babette ein Befehl, und sie flog in gestrecktem Galopp davon. Shirley wäre vor Überraschung beinahe gestürzt. Sie richtete sich mühsam wieder auf, als das Pferd mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit den Pfad hinunterraste. Mit eiserner Willenskraft bemühte sie sich um eine aufrechte Haltung. Dabei fiel ihr nicht einmal ein, dem Ungestüm der Stute Einhalt zu gebieten. Ehe sich der Gedanke, das Pferd zu zügeln, auf ihre Hände übertragen hatte, befand Christophe sich an ihrer Seite. Er zog die Zügel an und schimpfte laut.
    Babette fügte sich willig, und Shirley schloss erleichtert die Augen. Dann wurde ihr bewusst, dass Christophe ihre Taille umfasste und sie ohne viele Umstände aus dem Sattel hob.
    Er sah sie düster an. »Was haben Sie eigentlich im Sinn, wenn Sie vor mir davongaloppieren?« Er schüttelte sie wie eine Stoffpuppe.
    »Das habe ich ja überhaupt nicht getan«, protestierte sie und biss sich auf die Lippen. »Wahrscheinlich wurde das Pferd nervös, als ich mich nach Ihnen umdrehte. Es wäre nicht geschehen, wenn Sie mir nicht hinterhergejagt wären.« Sie wollte sich von ihm losreißen, doch sein Griff verhärtete sich schmerzvoll. »Sie tun mir weh«, fuhr sie ihn an. »Warum verletzen Sie mich immer?«
    »Ein gebrochenes Genick wäre bestimmt viel ärger, Sie kleine Närrin.« Er führte sie den Pfad entlang, fort von den Pferden. »Das hätte Ihnen nämlich passieren können. Warum wollen Sie unbedingt ohne Begleitung ausreiten?«
    »Ohne Begleitung?« Sie lachte und trat einen Schritt zurück. »Wie altmodisch. Dürfen Frauen in der Bretagne nicht allein ausreiten?«
    »Keinesfalls Frauen ohne Verstand«, erwiderte er finster, »und auch solche nicht, die erst zwei Mal im Leben auf einem Pferd gesessen haben.«
    »Es hat alles vorzüglich geklappt, ehe Sie kamen.« Ungehalten über seinen Vorwurf warf sie den Kopf zurück. »Machen Sie sich wieder auf den Weg, und lassen Sie mich in Frieden.« Sie beobachtete, wie seine Augen schmal wurden. Er näherte sich ihr einen Schritt. »Kehren Sie um«, rief sie und saß erneut auf. »Ich möchte allein sein, weil ich über einige Dinge nachdenken muss.«
    »Ich werde Sie gleich auf andere Gedanken bringen.«
    Ehe sie es sich versah, legte er die Hände um ihren Nacken und raubte ihr mit einem Kuss den Atem. Sie versuchte, ihn von sich zu stoßen. Erfolglos kämpfte sie gegen ihn an. Sie spürte, wie ihr schwindelig wurde. Er packte sie bei den Schultern und zog sie zu sich herum.
    »Genug jetzt. Hören Sie endlich auf.« Er schüttelte sie wieder. Er sah gar nicht mehr aristokratisch aus, sondern nur noch wie ein gewöhnlicher Mann. »Ich begehre Sie. Ich verlange, was noch kein Mann vor mir besessen hat, und Sie können sich darauf verlassen, dass ich Sie besitzen werde.«
    Er riss sie in die Arme. Sie wehrte sich in wilder Angst und schlug heftig gegen seine Brust wie ein gefangener Vogel gegen die Gitterstäbe eines Käfigs. Danach hob er sie mit eisernem Griff vom Pferd, als wäre sie ein hilfloses Kind.
    Shirley lag auf dem Boden. Christophe hielt sie fest. Er küsste sie wie besessen, doch ihr Protest machte keinen Eindruck auf ihn. Mit leidenschaftlicher Behändigkeit öffnete er ihre Bluse, und seine Finger gruben sich in die nackte Haut. Es waren verzweifelt drängende
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