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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor
Autoren: Arthur Achleitner
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werde ich mit dem Braumeister ein Wörtchen auf
gut deutsch reden!«
    »Olga, das lasse bleiben! Haferditzel ist eine grundehrliche Seele, treu und verlässig; für uns geradezu
unersetzlich und ein tüchtiger Fachmann!«
    »Ein netter Fachmann, der umwirft!« erwiderte spöttisch Olga.
    »Wer weiß, was und wie es geschehen ist? Nach dem Frühstück schickst du mir Haferditzel herauf; ich
will wissen, welchen Erfolg die Fahrt zum Wirt in St. Oswald gehabt hat. Hoffentlich bleibt der Kirchenwirt Kundschaft von
uns.«
    »Ganz wie du willst, Mutter! Aber das Getue um die Kundschaft finde ich übertrieben, fast lächerlich! Will
einer abspringen, fremdes Bier führen, mag er's tun, wir sollten so einem Bauernwirt nicht nachlaufen; das haben wir
wahrlich nicht nötig, auch sieht es nicht gut aus. Wir sind doch weiß Gott nicht auf die paar Wirte und Abnehmer
angewiesen!«
    »Das verstehst du nicht, Olga! Dir fehlt der praktische Sinn! Wenn auch an einem einzigen Abnehmer nicht viel liegt,
die Mehrzahl bringt Geschäft und Gewinn; je größer der Umsatz, desto besser der Ertrag für uns. Und so
bedeutend ist unser Geschäft keineswegs, daß uns ein Abspringer gleichgültig sein könnte!«
    »Gott, nun fängt Mütterchen gar zu jammern an! Da fehlt nur noch die Jeremiade über das viele Geld,
welches meine Pensionatsjahre verschlungen haben! Ich war der Meinung, wir seien vermögende Leute und brauchen uns
keinen Pfifferling um die Kundschaft zu kümmern. Ich für meine Person habe auch wirklich kein Verlangen nach
Geschäft und Wirtschaft.«
    »Leider! Ich hätte es wissen können, daß die Pensionatserziehung solche Gleichgültigkeit
erzeugen werde. Zur Hochnäsigkeit fehlt jede Berechtigung. Wir sind und bleiben einfache Leute, wir müssen die
Groschen zusammenhalten, auf stetige, wenn auch langsame Vermehrung bedacht sein, denn der Mensch kann nicht wissen, welche
Zeiten noch kommen. Oh, wenn ich nur besser sehen könnte! Mählich entschwindet mir jeglicher Einblick!«
    »Verlier nur nicht den Mut, Mama! Es gibt in München sehr tüchtige Spezialisten, wir fahren hinauf, und in
einigen Monaten siehst du wieder so gut wie früher oder noch besser!«
    »Nein, nein! Einmal würde es nichts nützen, und dann könnte ich die Unkosten nicht
verantworten!«
    »Aber, Mutter! Für Bauernwirte haben wir Geld wie Heu; soviel ich gemerkt habe, wird an Kunden, nur damit sie
treu bleiben, das Geld nur so hingeworfen – für dich selbst soll aber kein Pfennig bewilligt werden. Das ist
Unsinn, eine lächerliche Knickerei!«
    Das Stubenmädchen brachte den Damen das Frühstück, daher wurde das Thema abgebrochen. –
    Vom Schlafe erquickt, fand Theo die sanfte Eugenie an seinem Bett bereit, die Anordnungen des Arztes zu befolgen und den
Patienten zu pflegen. Ein wohliges Gefühl erwachte in Theos junger Brust beim Anblick Eugeniens, eine Sympathie, welche
den Gedanken aufkeimen ließ, ob nicht just dieses sanfte Frauenwesen seine Gattin werden könnte. Auf Geld braucht
der junge Schloß- und Brauherr nicht zu sehen, guter Ruf, Tüchtigkeit, Wirtschaftlichkeit und die richtige Liebe,
das wäre die Hauptsache. Ob Eugenie aber Liebe zu Theo empfindet? Nicht das leiseste Anzeichen spricht hierfür, aus
stets gleichmäßiger, freundlich ergebener Dienstwilligkeit kann nicht auf ein tieferes Gefühl geschlossen
werden. Auch hat Theo nie ein wärmeres Wort gesprochen, er ging seit Jahresfrist eigentlich achtlos, wenn auch immer
höflich an der Hausrepräsentantin vorüber, ohne Blicke für ihre Reize. Und jetzt im Krankenbett ist es
Theo, als fielen Schuppen von seinen Augen; er ist sehend geworden und fühlend zugleich, eine unnennbare Sympathie
erfüllt sein Herz so voll und stark, daß Theo die Vernunftsfrage, ob die soziale Kluft zwischen ihm und der
Wirtschaftsdame überbrückt werden könne, energisch zurückdrängt. Aus anständigem Hause
mußte Eugenie sicher sein, ihre Umgangsformen bezeugten dies zu jeglicher Stunde. Der Broterwerb ist an sich
gewiß keine Schande, kann für den reichen Brauherrn kein Hindernis sein. Zweifellos wäre der Schloßherr
von Ried berechtigt, sich eine Braut aus den besten Familien zu holen, ja selbst in adeligen Häusern könnte Theo
Tristner anfragen. Doch eine Brautschau ist nicht nach seinem Geschmack, direkt widerwärtig der Gedanke, mit solchen
Absichten Besuche abzustatten. So eigentlich nach Theos Sinn wäre, hübsch warm daheim zu sitzen und zu warten, bis
die
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