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Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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der Küche steht frisch gebackener Ä
ppelpaj.
Nimm dir ein Stück.“
    Besorgt blickte das Mädchen zu ihr auf. „Was hast du denn vor? Sollten wir das nicht besser der Polizei überlassen?“
    Als ob die auch nur einen Finger rührt, um mir zu helfen! dachte Lisbet bitter, doch sie sprach es nicht aus. Diese verdammten Rowdys! Sie tauchten meistens gleich zu fünft oder sechst auf ihren lärmenden Motorrädern auf. Das letzte Mal hatten sie ein halbes Dutzend Fensterscheiben im Südflügel eingeworfen – und waren verschwunden gewesen, ehe Wachtmeister Lundberg auf der Polizeiwache in Tålby sich überhaupt aus seinem Schreibtischsessel erhoben hatte.
    Aber dieses Mal würden diese Unruhestifter nicht so einfach davonkommen. Dieses Mal nicht!
    „Versuch mal, ob du Lars erreichen kannst.“ Lisbet schob Aleksandra in Richtung Tür. „Und mach dir um Himmels willen keine Sorgen um mich – ich weiß schon, was ich tue.“
    Sie wartete, bis das Mädchen in der Küche verschwunden war, dann kehrte sie zum Schuppen zurück und öffnete den alten Schrank. Er war stets mit einem Vorhängeschloss gesichert, weil sie darin Verdünner, Lacke und Lasuren aufbewahrte. Dinge also, die nicht in Kinderhände geraten sollten.
    Das Gewehr lag, in ein Tuch eingeschlagen, auf dem obersten Regal.
    Ehe sie es herausnahm, atmete sie tief durch.
So, jetzt könnt ihr was erleben!
    Sie wusste, dass sie nicht einfach auf Lars, den achtundzwanzigjährigen Enkel einer alten Freundin, warten konnte. Seine Gärtnerei lag am Stadtrand von Tålby, und selbst wenn Aleksandra ihn sofort erreichte, würde er eine ganze Weile brauchen, um nach Beringholm Slott zu fahren. Bis dahin muss ich irgendwie allein zurechtkommen, dachte Lisbet.
    Normalerweise war sie ein wirklich friedliebender Mensch, der keiner Seele etwas zuleide tun konnte. Doch diese Motorradrowdys mit ihren lärmenden Geländemaschinen und ihrer Zerstörungswut hatten den Bogen überspannt, Sie verspürte keine Skrupel, diese gemeinen Kerle mit dem Gewehr zu bedrohen – wobei sie natürlich keineswegs vorhatte, es tatsächlich zu benutzen.
    Seit sie vor etwas mehr als sechs Monaten zum ersten Mal aufgetaucht waren, hatten diese Rocker einen Schaden von mehr als hunderttausend Kronen angerichtet, indem sie Fensterscheiben einwarfen, Schuppen abbrannten und Zäune umfuhren. Doch das war längst nicht das Schlimmste: Lisbet gab ihnen indirekt auch die Schuld an Hildas Tod. Ihnen – und Kristof Steen, einem Hotelier aus Mora, der partout nicht akzeptieren wollte, dass Beringholm Slott unverkäuflich war. Mit seiner an Penetranz grenzenden Hartnäckigkeit hatte er der rüstigen Mittsiebzigerin das Leben noch schwerer gemacht.
    Ohne den ständigen Stress wäre Hilda am Ende nicht so mutlos und erschöpft gewesen. Und ich müsste mir jetzt keine Gedanken um die Zukunft machen, dachte Lisbet bitter. Weder um meine eigene noch um die meiner Schützlinge.
    Doch es war egoistisch, so zu denken. Hilda war immer gut zu ihr gewesen. Die alte Dame und sie hatten einander verstanden, ohne dass viele Worte nötig gewesen wären. Und nun war sie tot – und Lisbet hatte den einzigen Menschen auf der Welt verloren, dem sie wirklich noch vertraut hatte.
    Seufzend strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus dem strengen Zopf gelöst hatte. Dann holte sie noch einmal tief Luft und verließ, das Gewehr im Anschlag, den Schuppen.
    Sie überquerte den Hof und betrat das schattige Zwielicht des Brückentors, wobei sie sich eng an die Mauer drängte. Ihre Augen brauchten einen Moment, um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Doch sie hörte eine leise Stimme auf Deutsch, das sie in der Schule gelernt hatte, sagen: „Ich hoffe sehr, dass ich die Angelegenheit hier bald abgewickelt habe. Und danach können wir dann richtig loslegen.“
    Lisbet spitzte die Ohren. Würde sie nun endlich erfahren, was die Motorradrowdys im Schilde führten? Doch der Mann hatte das Gespräch bereits beendet.
    Dann eben nicht!
    Sie hob das Gewehr und drehte sich so, dass der Lauf auf den Fremden gerichtet war.
    Der Mann, der gerade sein Telefon in der Innentasche seines Jacketts verschwinden ließ, starrte sie überrascht an. Ganz am Rande registrierte Lisbet, dass er statt Rockermontur einen teuren, offensichtlich maßgeschneiderten Anzug trug, doch davon ließ sie sich natürlich nicht beeindrucken.
    „Stehen bleiben!“, rief sie aufgebracht. „Ich warne Sie: Eine falsche Bewegung, und Sie werden
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