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Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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Grundriss der Burg war rechteckig, mit vier runden Türmen an den Ecken, jeder mit einem grünen Kuppeldach gekrönt. Die Backsteinfassade mit den vorspringenden Giebeln in Kleeblattform leuchtete in einem warmen Braunrot, und die Scheiben der zahllosen Sprossenfenster glitzerten im Sonnenlicht.
    Aufregung erfasste Hannes. Soweit er es aus der Entfernung beurteilen konnte, handelte es sich bei dem Schloss um ein wahres Juwel. Dieses herrliche Gebäude gewinnbringend an den Mann zu bringen dürfte sich nicht allzu schwierig gestalten, dachte er.
    Doch seine anfängliche Euphorie wurde schon bald gedämpft.
    Zu Beringholm Slott gehörte umfangreicher Grundbesitz, der sich über die Wiesen am Seeufer bis weit in den Wald hinein erstreckte. Ein idyllisches Fleckchen Erde, hätte nicht jemand anscheinend ohne Sinn und Verstand niedrige Schuppen darauf errichtet. Erst jetzt bemerkte Hannes auch die vielen Zäune und … Er blinzelte irritiert. Waren das etwa Pferde?
    Er runzelte die Stirn. Ja, tatsächlich – und als wäre das noch nicht genug, entdeckte er bei genauerem Hinsehen nun auch noch Esel, Schafe und Ziegen.
    Je näher er Beringholm Slott kam, umso schlechter wurde der Weg, sodass Hannes sich schließlich gezwungen sah, seinen Wagen stehen zu lassen und zu Fuß weiterzugehen. Er beschloss, sich zuerst einmal in Ruhe umzusehen und sich später um sein Gepäck und den Wagen zu kümmern.
    Das Schloss war gewaltig, doch es befand sich längst nicht in so gutem Zustand, wie Hannes gehofft hatte. Das Dach war an einigen Stellen mit einer schwarzen Plane abgedeckt – vermutlich, um zu verhindern, dass es hineinregnete. Die Glasscheiben einiger Fenster waren zersplittert, als hätte jemand Steine darauf geworfen. Der Burggraben, den man über eine echte Zugbrücke überqueren konnte, wirkte brackig und verschlammt.
    Die Fassade hatte offensichtlich ebenfalls bessere Tage erlebt. Backsteine waren beschädigt oder ganz herausgebrochen, Zinnen zerfallen, und einer der kunstvoll geformten Giebel war eingestürzt. Seine Überreste lagen von Moos und Unkraut überwuchert im Burggraben.
    Das vermeintliche Juwel hatte Kratzer. Aber die Lage von Beringholm Slott ist und bleibt einzigartig, tröstete Hannes sich.
    „Lisbet! Lisbet, komm! Komm schnell!“
    Lisbet Carlsson wollte gerade das Futter für die Schweine auf die Schubkarre laden. Auf der Stelle ließ sie die Schaufel fallen und eilte in die Richtung, aus der die helle Mädchenstimme erklang.
    Als sie aus dem Schuppen trat, kam ihr die blonde Fünfzehnjährige bereits entgegen. Aleksandra – Aleks – war der älteste ihrer Schützlinge. Sie kam beinahe jeden Tag nach der Schule und in den Ferien oft auch schon am Vormittag zu ihr nach Beringholm Slott. Das schnelle Laufen ließ das Hinken des Mädchens viel deutlicher zutage treten. Bei seiner Geburt waren Komplikationen aufgetreten, die eine teilweise Lähmung der rechten Körperhälfte zur Folge gehabt hatten.
    Kaum ein Mensch wusste so gut wie Lisbet, was solch eine Behinderung bedeutete. Sie selbst hatte das Laufen wieder völlig neu erlernen müssen – damals, als ihr altes, scheinbar so perfektes Leben mit einem Paukenschlag geendet hatte …
    „Hej
, Aleks, was ist denn los?“ Lisbet nahm das völlig aufgelöste Mädchen bei den Händen. „Nun hol erst einmal tief Luft, du bist ja ganz außer Atem!“
    Aleksandra atmete zwei-, dreimal tief ein und aus.
    Lisbet nickte. „So, und jetzt erzählst du mir, was passiert ist, ja? Stimmt etwas nicht mit Charlotte?“
    Charlotte hieß die alte Stute, um die Aleksandra sich kümmerte. Das Tier hatte lange Jahre auf einem Gehöft ganz in der Nähe geschuftet. Doch als es seine Aufgaben nicht mehr bewältigen konnte, wollte der Besitzer es zum Abdecker schaffen lassen. Lisbet hatte davon erfahren und den Mann überredet, Charlotte ihr zu überlassen. Jetzt erhielt die Stute ihr Gnadenbrot auf Beringholm Slott – so wie viele ihrer Schicksalsgenossen.
    „Nicht Charlotte!“ Energisch schüttelte Aleksandra den Kopf. „Ein Fremder! Da schleicht ein Fremder um das Schloss herum!“
    Lisbet kniff die Augen zusammen. „Was sagst du da? Bist du sicher?“
    „Ja! Ich habe ihn gesehen, als ich zur Weide hinaus wollte.“ Das Mädchen stockte. „Was, wenn er einer von
ihnen
ist?“
    Einer von ihnen …
Lisbet wusste gleich, wer damit gemeint war, und ihre Miene verfinsterte sich.
    Na wartet – nicht mit mir!
    „Geh hinein“, wies sie Aleksandra an. „Auf dem Ofen in
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