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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person
Autoren: Agatha Christie
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mir gestellten Bedingungen erfüllt zu haben. Ich habe meinen Auftrag ausgeführt.«
    »Ja, ich weiß. Wir haben es schon erfahren. Professor Wanstead und die Polizei teilten es uns mit. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, Miss Marple. Wir gratulieren Ihnen!«
    »Ich hatte Angst«, sagte Miss Marple, »dass es mir nicht gelingen würde, den Auftrag zu erfüllen. Es erschien mir am Anfang alles so schwierig, ja fast unmöglich.«
    »Ja«, sagte Mr Broadribb. »Den Eindruck hatte ich auch. Ich weiß wirklich nicht, wie Sie das gemacht haben, Miss Marple.«
    »Ach, es ist alles nur eine Frage der Beharrlichkeit«, sagte sie.
    »Und nun zu dem Geld, das wir für Sie deponiert haben. Es steht Ihnen jederzeit zur Verfügung. Sollen wir es an Ihre Bank überweisen oder für Sie anlegen? Es ist ja eine recht beträchtliche Summe.«
    »Zwanzigtausend Pfund«, sagte Miss Marple. »Ja, für mich ist das sehr viel Geld. Außerordentlich viel.«
    »Wenn Sie wollen, kann ich Sie mit unseren Maklern bekannt machen. Sie könnten Sie wegen der Anlage beraten.«
    »Ach, ich möchte es gar nicht anlegen.«
    »Aber sicher wäre es…«
    »In meinem Alter hat Sparen keinen Sinn«, erklärte Miss Marple. »Der Zweck des Geldes ist doch wohl – und sicher hat Mr Rafiel es auch so gemeint –, dass ich mir ein paar Dinge leiste, mir ein paar Wünsche erfülle, die ich mir früher nicht hätte erfüllen können.«
    »Ja, ich verstehe«, sagte Mr Broadribb. »Dann sollen wir die Summe also auf Ihr Bankkonto überweisen?«
    »Ja, bitte. Middleton’s Bank, 132 High Street, St. Mary Mead«, sagte Miss Marple.
    »Sicher haben Sie ein Sparkonto. Wir werden es dorthin überweisen.«
    »Nein, bitte nicht«, forderte Miss Marple. »Überweisen Sie es auf mein Girokonto.«
    »Sie meinen nicht – «
    »Ich meine«, erklärte Miss Marple, »dass ich es auf meinem Girokonto haben möchte.«
    Sie stand auf und verabschiedete sich.
    »Sie könnten Ihre Bank um Rat fragen, Miss Marple. Man weiß ja nie – manchmal braucht man doch noch etwas für einen trüben Tag.«
    »Alles, was ich für einen trüben Tag brauche, ist mein Regenschirm«, sagte Miss Marple.
    Noch einmal schüttelte sie den beiden Herren die Hand.
    »Ich danke Ihnen sehr, Mr Broadribb. Und Ihnen auch, Mr Schuster.«
    »Sie wollen das Geld wirklich auf Ihrem Girokonto haben?«
    »Ja«, sagte Miss Marple. »Ich werde es ausgeben. Ich werde mich damit amüsieren.«
    Sie lachte. Mr Schuster, der mehr Phantasie besaß als Mr Broadribb, musste plötzlich an ein junges und sehr hübsches Mädchen denken, wie es auf einem ländlichen Gartenfest den Vikar begrüßte. Es war eine Erinnerung aus seiner eigenen Jugendzeit. Miss Marple hatte ihn tatsächlich an dieses junge, fröhliche Mädchen erinnert, das sich amüsieren wollte.
    »Mr Rafiel hätte gewollt, dass ich mich amüsiere«, erklärte sie. Dann ging sie hinaus.
    »Nemesis«, sagte Mr Broadribb. »So hat der alte Rafiel sie genannt. Nemesis! Alles andere, nur nicht das.«
    Mr Schuster schüttelte den Kopf.
    »Wahrscheinlich auch einer von Mr Rafiels kleinen Scherzen«, meinte er.
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