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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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eingewickelt zu haben. Er nahm es entgegen und tauschte mit der Ido einen kurzen Blick, ehe er es behutsam auswickelte.
»Er hat gesagt, er habe es auf dem Boden in der Stube gefunden. Unter dem Bett, in dem die Dame schlief«, redete der Wirt schnell und in einem Atemzug. »Das kann er mir nicht erzählen, dieser Rotzlöffel! Ständig verschwinden Sachen, seit er in meinen Diensten steht.« Wieder klatschte er dem Jungen die Linke ins Gesicht. »Ich schwöre dir bei den Göttern, dass ich deine Hand selbst abschlage, wenn die Herrschaften darauf bestehen! Es wird mir eine Freude sein!«Der Junge weinte und versuchte, sich mit offenkundigen Lügen zu retten. Rodario schlug die letzte Bahn Tuch auseinander und starrte auf den trüben Stein, der da zum Vorschein kam. »Das ist nicht meiner«, flüsterte er Mallenia zu, die ebenso entgeistert wirkte.
»Ein türkisfarbener Rauchdiamant. Weißt du, wie viel der wert ist?«, gab sie zurück. Noch hatten der Wirt und der geschundene Laufbursche nichts bemerkt, und so schlug der Mime den Fund rasch wieder ein.
»Ich bedanke mich für Eure Umsicht«, sagte er und fischte einige Münzen aus seiner Börse. »Hier, als Belohnung.« Großmütig zeigte er auf den Jungen. »Lasst ihn. Es wird ihm eine Lehre sein. Und falls doch«, er machte ein bösartiges Gesicht, »schlagt ihm die Füße ab. Dann kann er immer noch für Euch in der Küche arbeiten.«
Das Antlitz des Wirts hellte sich auf. »Danke sehr, hoher Herr! Ihr seid großzügig und gescheit!« Mit Tritten in den Hintern scheuchte er den Jungen zurück ins Wirtshaus. Rodario wickelte den Stein aus. »Ein Rauchdiamant. Tatsächlich«, sagte er hingerissen. »Aber wie kommt er in mein Tuch?«
Mallenia nahm den Diamanten an sich, drehte und wendete ihn. Dabei lösten sich dunkle Metallstückchen aus dem Stoff und fielen zu Boden.
Rodario hob sie auf und gab sie der Frau. »Was ist denn das?«
»Reste der Fassung vielleicht?« Sie begutachtete die Splitter. »Das ist Tionium.« »Abgesehen davon, dass der Stein nicht mir gehört, habe ich auch keinen Anhänger aus Tionium, in dem er sich hätte befinden können.« Rodario fuhr sich über das Kinnbärtchen, danach über den schmalen Schnauzer.
Mallenia lachte ihn aus. »Manchmal bist du doch begriffsstutzig.«
Er kreuzte die Arme vor der Brust. »Bin ich das?«
Sie hielt ihm den Rauchdiamanten vor die Augen. »Tionium?«
Rodario sah auf den Stein, dann auf ihr Gesicht, und schon schnappte er sich ihn. »Dazu fällt mir nur Tungdils Rüstung ein ...« Er zauderte. »Du meinst, er stammt aus seiner Rüstung?«
»Wer hat ihn herausgebrochen und ihn dir untergeschoben? Mit welchem Gedanken?« »Mich des Diebstahls zu bezichtigen, das ist sicher.« Rodario lehnte sich an die Kutsche, warf den Diamanten ständig in dieHöhe und fing ihn wieder. »Aber es ergibt keinen Sinn. Jeder weiß, dass ich es nicht nötig habe.«
»Es ging einfach nur darum, vom wahren Täter abzulenken.«
»Dann hätte er den Stein wegwerfen können.« Seine Augen verfolgten den Flug des getrübten Diamanten. »Es ging um Zwietracht im Verlauf der Mission.« »Aber er konnte nicht ahnen, dass die Gruppe sich aufspaltet«, führte Mallenia den Gedanken fort. »Somit hat er seine Ziele teilweise erfüllt.«
Rodario steckte den Stein in seinen Handschuh und wickelte eine Schnur darum, dass er nicht herausfiel. »Angenommen, er stammt aus Tungdils Rüstung, welchen Zweck hatte er? Ich kann mich nicht an ihn erinnern.«
»Er war durch eine Blende verborgen ... oder er saß auf der Innenseite.« »Ist es nicht wichtiger, dass Tungdil seinen Diamanten erhält?« Rodario wollte in die Kutsche springen.
Mallenia hielt ihn fest. »Damit sind wir zu langsam. Wir müssen reiten.« »Wir?« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich reite, Mallenia. Du bleibst oder kommst mit der Kutsche nach.«
Sie runzelte die Stirn. »Du möchtest nicht vor den Augen der Städter von einer Frau niedergeschlagen werden, Liebster, oder?«
Rodario schnaufte, um seinen Unmut zu zeigen. »Die körperliche Unterlegenheit seines Gefährten auszunutzen, ist keine gute Grundlage für eine Beziehung, meine Teure.« »Das tue ich auch nicht. Es war eine Frage, mehr nicht.« Mallenia grinste und rief nach dem Wirt, der ihnen zwei gute Pferde besorgen sollte.
Ungeduldig warteten sie im Schankraum bei Wasser, Brot und verschiedenen Sorten von Schinken.
»Denkst du«, Rodario schob sich eine dicke Scheibe in den Mund, »dass wir für den Ausgang der
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