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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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aufgewachsen waren. Ich werde oft an diesen Ort zurückkehren, und wenn es nur in Gedanken sein sollte.
Er betrat den Raum, in dem seine Familie zusammen mit Coira, Mallenia und Rodario saß. Seine Gemahlin unterhielt sich mit der Maga und winkte ihn heran, als sie ihn bemerkte.
Ingrimmsch wusste, dass sie Kiras Beisetzung beigewohnt hatte, welche die Untergründigen rasch und ohne Zeremonie vollzogen hatten. Er selbst war ferngeblieben. Die Mörderin seines Freundes hatte weder Mitleid noch Ehrbezeugung zu erwarten.
»Ho! Haben sich die Magischen des Geborgenen Landes die Länder aufgeteilt?«, machte er einen Scherz und stellte Kästchen sowie Flasche auf den Tisch. »Nein. Wir werden friedlich und im Einklang miteinander leben«, antwortete die Königin. »Wir haben besprochen, dass ich die Quelle im einstigen Reich der Albae nutzen und vor allem bewachen werde. Zusammen mit den beiden Elben. So leid es mir tut, aber ich werde Weyurn von dort aus regieren müssen. Goda beschützt die Quelle im Blauen Gebirge.«
»Das wird den kommenden König von Gauragar aber nicht glücklich machen.« »Wird es«, sagte Mallenia. »Es wird nämlich eine Königin sein.«
»Ihr?« Ingrimmsch deutete eine Verbeugung an. »Das habt Ihr Euch nach den vielen Zyklen als Streiterin für den Widerstand redlich verdient. Na, dann spreche ich Euch meine Gratulation aus, Königin Mallenia. Nimmt der Schauspieler vielleicht Idoslän unter seine Fittiche?« Er zwinkerte.
»Nein, das lasse ich beides ihr. Ich habe mich in Urgon beworben«, gab Rodario gelöst zurück. »Auf dem Rückweg spreche ich bei der Versammlung vor, welche die Anwärter prüfen soll. Bei meinen Heldentaten und legendären Gastspielen wird es mir ein Leichtes sein, den Thron zu bekommen.«
Mallenia und Coira lachten ihn gleichzeitig aus. »Und er glaubt so fest daran, der Arme«, neckte ihn die Ido.
»Das tue ich!« Rodario zog eine Schnute. »Du wirst sehen, dass ich Herrscher werde!« »In deinem nächsten Leben«, meinte Coira flachsend. »Es soll dir vorerst genügen, dass du zwischen zwei Frauen hin und her reisen musst. Da hättest du gar keine Zeit für so ein wichtigesAmt.« Sie setzte eine traurige Miene auf. »Oder willst du sagen, dass wir dir nicht wichtiger sind als solch ein Thron?«
Rodario lachte schallend. »Wenn du eines Umlaufs keine Lust mehr hast, Königin und Maga zu sein, ich nehme dich gern in meinem Theater auf.«
Mallenia grinste nur, eine Hand hielt sie am Schwertgriff. »Lasst uns gehen. Goda und er haben sicherlich eigene Dinge zu besprechen.«
Sie reichten sich nacheinander die Hände, dann verließen die Frauen und der Mann die Unterkunft.
»Die Langen sind schon merkwürdig«, befand Ingrimmsch und gab Goda einen Kuss auf die Stirn. »Manchmal bist du mir schon zu viel, und der Schauspieler nimmt sich gleich zwei Weiber.«
Goda grinste und schickte die Kinder hinaus, um beim Tragen mit anzupacken. »Du wirst ein guter König sein. Deine Kinder werden dich unterstützen.« Sie küsste ihn. »Wie ich es tue.«
»Tust du das?«, rutschte es ihm heraus.
Sie setzte zu einer Erwiderung an, doch stattdessen streichelte sie sein schwarzsilbernes Haar. »Das ist die einzige Sache, bei der wir niemals einer Meinung sein werden, geliebter Gatte: Kiras hat richtig gehandelt.«
Ingrimmsch blickte ihr in die Augen. »Du weißt, dass ich es anders sehe. Und von nun an werde ich mit dir niemals mehr darüber sprechen.« Er wandte sich ab und biss die Zähne zusammen, damit er nicht noch mehr sagte, was sie verletzen könnte. Dafür liebte er sie zu sehr.
Ingrimmsch hörte, wie sie tief Luft holte und das Zimmer verließ.
Erleichtert, wieder allein mit seinen Gedanken zu sein, wandte er sich dem Tisch zu, auf dem noch immer zwei Dinge auf ihn warteten: das Kästchen und der Trinkbeutel. Er schritt darauf zu, berührte zuerst das kühle Vraccasium, danach langte er nach dem Leder und nahm seinen eigenen Trinkbeutel unter dem Kettenhemd hervor. Voller Abscheu hörte er das schwarze Mittel darin gluckern.
Dieses Zeug trägt die Schuld an Tungdils Tod. Es und der Fluch, dem ich unverschuldet anheimgefallen bin.
Ingrimmsch nahm den Krähenschnabel, trat zu dem mannsgroßen Kamin und entfachte geduldig ein Feuer, schürte es immer weiter, legte Scheit um Scheit nach, bis die Flammen hochhinaufschlugen. Seine Gedanken kreisten dabei um die vergangenen Umläufe. So viele Fragen, die er Tungdil hatte stellen wollen, würden unbeantwortet bleiben. Wir sehen uns in
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