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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind
Autoren: Anne Alexander
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Sohn an. "Diese Stunde ist eigentlich der Arbeit b e stimmt."
    "Entschuldige, Mam", sagte Roy Winslow, sah jedoch alles andere als schuldbewußt aus. Er zwinkerte sogar Laura zu. "Ich dachte, es würde dich interessieren, daß Samuel Lord Thorburn gestorben ist." Er wies auf die englische Zeitung, die er in der Hand hielt. "Immerhin bist du doch über viele Ecken mit den Thorburns verwandt."
    "Nicht verwandt, Roy", widersprach seine Mutter. "Meine Gro ß mutter war die Patin von Samuels Vater. Als Kind war ich oft auf Thorburn Hall zu Gast." Sie griff nach der Zeitung. "Samuel kann doch erst so um die Fünfundvierzig gewesen sein. - Ach so, ein Unfall." Sie überflog den kurzen Artikel, der unterhalb eines Fotos stand, das Lord Thorburn mit seiner Familie zei g te.
    Laura warf ebenfalls einen Blick auf die Zeitung. Fassungslos starrte sie auf das Foto. "Samuel!" stieß sie heiser hervor. Sie hob den Kopf und sah Roy an. "Soll das wirklich Lord Thorburn sein?" Alles in ihr ve r krampfte sich. Übelkeit stieg in ihr auf.
    "Was haben Sie denn, Kind?" Muriel legte die Zeitung beiseite. "Ist es Ihnen nicht gut? - Roy, hol bitte ein Glas Wasser."
    "Nein, es geht schon", stammelte Laura und holte tief Luft. "Ich bin nur so erschrocken." Sie beugte sich über Muriel Winslow und griff nach der Zeitung. "Es ist unglaublich. Dieser Mann, ich meine Lord Thorburn, ist Samuel Harris. Er hat sich mir als Samuel Harris vorg e stellt."
    "Sind Sie sich ganz sicher?" fragte Muriel bestürzt. Ihr Sohn hatte ihr Lauras Geschichte erzählt. "Lord Thorburn könnte eine gewisse Ähnlichkeit mit Mister Harris haben."
    Roy drückte Laura ein Glas Wasser in die Hand. "Trinken Sie erst einmal etwas." Er lachte kurz auf. "Warum habe ich auf meine Mutter gehört? Statt Wasser hätte ich Ihnen einen Brandy bringen so l len."
    "Nein, es ist schon in Ordnung." Laura nahm einen großen Schluck Wasser. "Ich irre mich nicht", erwiderte sie. "Unter Tausenden würde ich diesen Mann wiedererkennen." Sie spürte einen tiefen Schmerz. Auch wenn sie keine Liebe mehr für Samuel empfunden hatte, es tat weh, so betrogen wo r den zu sein.
    "Hier steht, daß bisher nicht geklärt werden konnte, wodurch es zu diesem Unfall gekommen ist", meinte Roy. "Die Gouvernante des kleinen David, die ebenfalls im Wagen saß, liegt schwer verletzt im Krankenhaus."
    "David." Laura warf einen erneuten Blick auf das Foto. Laut und deutlich glaubte sie wieder zu hören: 'Du mußt David helfen'. – David? "Er ist mein Sohn!" stieß sie erregt hervor. "Dieses Kind ist mein Sohn."
    "Bitte, verlieren Sie jetzt nicht die Nerven, Laura", befahl Mrs. Winslow gewollt streng.
    "Aber verstehen Sie denn nicht, Muriel? Ich wußte, ich hatte Zwi l linge geboren. Manuel ist gestorben, aber David lebt. Lord Thorburn hat mich nur benutzt, um zu einem leiblichen Kind zu ko m men."
    "Immerhin hätte dann seine Frau damit einverstanden sein mü s sen", wandte Roy vernünftig ein. "Hier heißt es, daß den Thorburns der kleine David und jetzige Lord Thorburn zu einem Zeitpunkt geboren wurde, als schon niemand mehr mit einem Erben gerechnet hatte." Er wandte sich an seine Mutter: "Weißt du zufällig, wer den Titel geerbt hätte, wenn Samuel Lord Thorburn kinderlos g e storben wäre?"
    "Sein Bruder Jonathan. Er müßte so um die Fünfunddreißig sein. Und dann ist da auch noch Niklas. Er ist ein Jahr jünger als Jonathan. Soviel ich weiß, hält sich Niklas meistens irgendwo im Ausland auf. Er ist Geologe. Ich habe neulich in einer Zeitschrift einen Artikel über seine Forschungen in Afrika g e lesen."
    "Lady Thorburn hätte viel verloren, wenn ihr Mann kinderlos g e storben wäre", bemerkte Roy nachdenklich. "Mag sein, daß sie aus diesem Grund mit dem Jungen einverstanden war." Nachdenklich betrachtete er das Foto. "Sie scheint um einiges jünger zu sein als ihr ve r storbener Mann."
    "Sie ist fünfzehn Jahre jünger", bemerkte Muriel.
    "Ich muß nach England", sagte Laura. "Vielleicht gelingt es mir, auf Thorburn Hall eine Stelle zu beko m men."
    "Und wenn David nicht Ihr Sohn ist?" gab Roy zu bedenken.
    "Lady Thorburn muß bei Davids Geburt etwa fünfundzwanzig g e wesen sein. Eine Frau in diesem Alter ist durchaus in der Lage, ein Kind zu bekommen." Muriel schüttelte den Kopf. "Nein, Laura, dieser Junge ist ganz sicher nicht Ihr Sohn."
    "Und warum steht dann in diesem Artikel, daß die Thorburns schon fast die Hoffnung auf einen Erben aufgegeben hatten?" fragte Laura. "Es gibt immer wieder
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