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Das Schapdetten-Virus

Das Schapdetten-Virus

Titel: Das Schapdetten-Virus
Autoren: Juergen Kehrer
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hatten. Dann erkannte ich Franka und Markus, die aus der Nebenhöhle kamen, die mir vor wenigen Tagen als Gefängnis gedient hatte. Sie sahen beide ziemlich mitgenommen aus, aber ich wollte glauben, dass ihre Augen nicht rot waren.
    »Warum hast du dein Handy abgestellt?«, sagte Franka vorwurfsvoll.
    »Weil mich die Polizei dauernd angerufen hat, um mich zu orten.«
    »Was ist eigentlich passiert?«, erkundigte sich Markus.
    »Das ist eine längere Geschichte.«
    »Er will uns doch nur hinhalten«, maulte der Motorradheini. »Ich wette, er hat die Bullen mitgeschleppt.«
    »Benutz doch zur Abwechslung mal dein Gehirn!«, schnauzte ich ihn an. »Was wäre einfacher gewesen, als den Bullen zu sagen, wo ihr euch versteckt habt?«
    »Das ist logisch«, entschied Markus. »Ich denke, wir können ihm vertrauen. Und jetzt steck endlich dein Messer weg, Christoph!«
    »Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt«, grummelte der Angesprochene, ließ aber brav die Klinge verschwinden.
    Im Schein von zwei funzeligen Öllampen setzten wir uns auf die vergammelten Matratzen. Es kam mir so vor, als sei die Luft stickiger geworden, als ich sie in Erinnerung hatte, auch bildete ich mir ein, einen leicht süßlichen Geruch wahrzunehmen, einen Geruch von Krankheit und Tod.
    »Was machen die anderen beiden?«, fragte ich.
    Franka und Christoph schauten zu Markus. Der übernahm bereitwillig die Rolle des Sprechers: »Stefan ist von einem Treffen mit unserer Unterstützergruppe nicht zurückgekommen. Wir nehmen an, dass ihn die Polizei gekascht hat. Und Jens ist krank.«
    »Krank?« Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte. »Was hat er?«
    »Eine Sommergrippe, nichts Schlimmes.«
    »Kopfschmerzen? Hohes Fieber?«
    »Na klar. Ist doch üblich bei Grippe.«
    »Hat er rote Augen?«
    Markus fand das witzig. »Nicht, dass ich wüsste. Glaubst du, dass er ein Alien oder so was ist?«
    Ich ging nicht darauf ein. »Und was ist mit den Kapuzinern?«
    Diesmal überließ Markus Franka die Antwort. »Acht sind tot, und die vier, die noch leben, sehen nicht so aus, als würden sie noch lange durchhalten.«
    »Was habt ihr mit den toten Affen gemacht?«
    »Wir haben sie begraben, draußen vor der Höhle.«
    Ohne Handschuhe, dachte ich. Und einer von ihnen ist bereits krank.
    Franka rutschte unruhig auf ihrer Matratze herum. »Nun mach’s doch nicht so furchtbar spannend! Was soll die blöde Fragerei, von wegen roten Augen und so? Sag uns endlich, was los ist!«
    Ich sagte es ihnen. Der Reihe nach erzählte ich von meinen verschwundenen Kollegen, der Jagd durchs Münster- und Tecklenburger Land, dem Versuch, zuerst im Veterinäramt, dann in der Uni-Klinik die Wahrheit herauszufinden, schließlich berichtete ich von meinem Besuch bei Brenda Schulte.
    Als ich fertig war, brach eine unheimliche Stille aus. Etwa eine halbe Minute saßen die drei wie versteinert da, gelähmt vor Entsetzen und Verblüffung. Dann redeten sie alle auf einmal, ein unverständlicher Wortbrei aus Flüchen und Gejammer.
    »Hört auf!«, brüllte ich. »Jetzt bloß keine Panik! Lasst uns in Ruhe überlegen, wie wir vorgehen.«
    »Das ist doch alles gelogen«, ereiferte sich Christoph. »Das erzählt er uns nur, damit wir freiwillig aufgeben. In Wirklichkeit ist die Affenkrankheit nicht ansteckend.«
    Ich schnitt eine Grimasse. »Du hast mir nicht zugehört. Ich habe gesagt, dass die Gefahr besteht, dass sie ansteckend sein könnte.«
    »Und wo sind mein Vater, meine Mutter, meine Schwester?«, schrie Franka ihn an. »Warum sollten die Bullen sie verhaften? Mein Vater hat die Kapuziner mit Sicherheit nicht geklaut.«
    »Das haben sie gemacht, um uns unter Druck zu setzen«, antwortete Christoph ohne Überzeugung.
    »Nein«, sagte Markus niedergeschlagen. »Alle Beobachtungen, von denen wir gehört haben, alle Tatsachen, die wir uns nicht erklären konnten, machen einen Sinn, wenn Georgs Geschichte der Wahrheit entspricht. Ich glaube ihm.«
    »Na schön.« Christoph schüttelte beleidigt sein Langhaar. »Und was jetzt?«
    »Zuerst möchte ich Jens sehen«, sagte ich.
    Jens war der dürre Schweiger. Er steckte bis zum Kinn in einem Schlafsack und lag auf dem Boden einer anderen Nebengrotte. Markus’ Taschenlampe streifte sein Gesicht, es sah verschwitzt aus.
    »Wie geht’s dir?«, fragte ich.
    »Beschissen.« Seine Zähne klapperten. »Mir ist kalt.«
    »Das kommt vom Fieber.« Ich nahm Markus die Taschenlampe ab und richtete den Strahl auf Jens’ Augen.
    »Aua! Was
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