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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
Autoren: Robert Ludlum
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weit, daß er die mit Maschine geschriebene Titelseite lesen konnte. >Canfield, Matthew, Major, US Army-Reserve, Spionageabwehr.
    Canfield, Matthew. Matthew Canfield. Das war der Beweis.
    Ein Summer auf dem Schreibtisch einer Sekretärin in mittleren Jahren ertönte.
    »Brigadegeneral Ellis?« Sie blickte kaum von ihren Papieren auf.
    »Zur Stelle.«
    »Der Minister kann Sie jetzt empfangen.«
    Ellis sah auf seine Armbanduhr. Es war neun Uhr zweiunddreißig.
    Er stand auf, ging auf die unheilvoll schwarz lackierte Tür zu und öffnete sie.
    »Sie müssen entschuldigen, General Ellis. Ich hatte das Gefühl, daß die besondere Eigenart Ihres Memorandums die Anwesenheit eines Dritten erforderlich macht. Darf ich Ihnen Untersekretär Brayduck vorstellen?«
    Der Brigadegeneral staunte. Er hatte nicht mit der Anwesenheit eines Dritten gerechnet. Er hatte ausdrücklich gebeten, der Minister möge ihn allein empfangen.
    Untersekretär Brayduck stand etwa drei Meter rechts von Hulls Schreibtisch. Er war ganz offensichtlich einer jener Universitätsabsolventen, die so typisch für die Roosevelt-Administration waren und von denen es im Außenministerium
eine ganze Anzahl gab. Selbst seine Kleidung – die helle graue Flanellhose und das locker geschnittene Fischgrȧtjakkett – bildete auf beiläufige, zurückhaltende Art so etwas wie einen Kontrapunkt zur scharfgebügelten Uniform des Brigadegenerals.
    »Selbstverständlich –, Mr. Brayduck...« Der Offizier nickte.
    Cordell S. Hull saß hinter dem breiten Schreibtisch. Seine vertrauten Züge – die helle Haut, fast weiß, das dünne weiße Haar, der stahlgeränderte Kneifer vor seinen blaugrünen Augen – wirkten überlebensgroß, weil sie ein wohlbekanntes Bild ergaben. Es kam nur selten vor, daß die Zeitungen oder die Wochenschauen keine Fotografien von ihm zeigten. Selbst die Wahlplakate – mit ihrer behäbigen Frage >Wollen Sie mitten im Strom die Pferde wechseln?< – zeigten sein vertrauenerweckendes, intelligentes Gesicht unter dem Roosevelts, in augenfälliger Weise. Manchmal sogar noch augenfälliger als das Konterfei Harry Trumans.
    Brayduck holte einen Tabaksbeutel aus der Tasche und begann seine Pfeife zu stopfen. Hull schob ein paar Papiere auf seinem Schreibtisch zurecht und klappte langsam einen Aktendeckel auf, der jenem glich, den der Brigadegeneral in der Hand hielt. Ellis erkannte ihn. Es war das vertrauliche Memorandum, das er dem Außenminister persönlich übergeben hatte.
    Brayduck zündete seine Pfeife an, und der Geruch des Tabaks veranlaßte Ellis, den Mann noch einmal zu mustern. Der Geruch deutete auf eine jener fremdartigen Mixturen hin, die von den Universitätsabsolventen für originell gehalten wurden, die aber gewöhnlich auf alle anderen Leute in ihrer Umgebung widerwärtig wirkten. Brigadegeneral Ellis würde erleichtert sein, wenn der Krieg vorbei war. Dann würde Roosevelt verschwinden, ebenso wie die sogenannten Intellektuellen und ihr übelriechender Tabak.
    Der Gehirntrust. Alle leicht rosa angehaucht.
    Aber zuerst der Krieg.
    Hull blickte auf. »Ich brauche wohl gar nicht erst zu sagen, General, daß Ihr Memorandum sehr beunruhigend ist.«

    »Die Information hat mich ebenfalls beunruhigt, Sir.«
    »Ohne Zweifel, ohne Zweifel... Ich frage mich nur, ob Ihre Schlüsse begründet sind. Ich meine, gibt es etwas Konkretes ?«
    »Ich denke schon, Sir... «
    »Wie viele Leute in der Abwehr wissen sonst noch davon, Ellis?« unterbrach Brayduck, wobei dem Brigadier nicht entging, daß er das Wort >General< wegließ.
    »Ich habe mit niemandem gesprochen. Um ganz offen zu sein, ich hatte nicht erwartet, heute morgen noch jemanden außer dem Minister hier anzutreffen. «
    »Mr. Brayduck besitzt mein Vertrauen, General Ellis. Er ist hier, um meiner Bitte zu entsprechen – meiner Anweisung, wenn Sie so wollen. «
    »Ich verstehe.«
    Cordell Hull lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten und hoffe, daß Sie das auch so sehen. Sie senden ein geheimes Memorandum an dieses Büro, übergeben es unter höchster Priorität – an mich persönlich, um es genau zu sagen. Und dabei ist das, was Sie darin behaupten, in höchstem Maße unglaublich. «
    »Eine lächerliche Anklage, von der Sie selbst zugeben, daß Sie sie nicht beweisen können«, warf Brayduck ein und saugte an seiner Pfeife, während er auf den Schreibtisch zuging.
    »Das ist genau der Grund, weshalb wir hier sind.« Hull hatte Brayducks Anwesenheit
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