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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
Autoren: Robert Ludlum
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verlangt, doch er würde sich keine unangemessenen Störungen gefallen lassen, geschweige denn Unverschämtheiten. Aber Brayduck war nicht zu bremsen. »Herr Minister, die Abwehr ist auch nicht über Fehler und Irrtümer erhaben. Diese Erkenntnis hat uns viel gekostet. Mein einziges Interesse ist es zu vermeiden, daß ein weiterer Irrtum, eine Ungenauigkeit, Folgen schlechter Informationen vielleicht, von den politischen Gegnern dieser Administration als Munition benutzt werden. Wir haben in weniger als vier Wochen Wahlen!«
    Hull bewegte seinen großen Kopf nur um ein paar Zentimeter. Als er sprach, sah er Brayduck nicht an. »Sie brauchen mich an solche pragmatischen Überlegungen nicht zu erinnern...
Aber ich darf vielleicht Sie daran erinnern, daß wir auch noch eine andere Verantwortung haben – eine Verantwortung, die über die praktische Politik hinausgeht. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Selbstverständlich.« Brayduck blieb stehen.
    Hull fuhr fort: »So wie ich Ihr Memorandum verstehe, General Ellis, behaupten Sie, daß ein einflußreiches Mitglied des deutschen Hohen Kommandos ein amerikanischer Bürger ist, der unter dem Decknamen – einem uns wohlbekannten Namen – Heinrich Kroeger auftritt.«
    »So ist es, Sir. Allerdings habe ich in meiner Feststellung einschränkend gesagt, daß es so sein könnte.«
    »Sie deuten ferner an, daß Heinrich Kroeger mit einer Anzahl großer Firmen in diesem Land Kontakt hat – mit Unternehmen, die Waffen an die Regierung liefern.«
    »Ja, Herr Minister. Nur muß ich noch einmal darauf hinweisen, daß das in der Vergangenheit der Fall war, nicht notwendigerweise in der Gegenwart.«
    »Bei solchen Anschuldigungen verschwimmen die Zeiten etwas ineinander«, meinte Cordell Hull und nahm den Kneifer ab, um ihn neben den Aktendeckel zu legen. »Besonders im Krieg. «
    Untersekretär Brayduck zündete ein Streichholz an und meinte zwischen einzelnen Rauchwolken, die aus seiner Pfeife quollen: »Sie erklären auch ganz eindeutig, daß Sie über keine spezifischen Beweise verfügen.«
    »Ich verfüge über etwas, das man meiner Ansicht nach als Indizienbeweise ansehen könnte. Und dieses Material ist so beschaffen, daß es mir als Pflichtverletzung erscheinen würde, wenn ich es dem Minister nicht zur Kenntnis brächte. «
    Der Offizier holte tief Atem, ehe er fortfuhr. Er wußte, wenn er einmal begonnen hatte, würde er festgelegt sein.
    »Ich möchte auf einige besonders wichtige Punkte in bezug auf Heinrich Kroeger hinweisen. Zunächst einmal ist seine Akte unvollständig. Er ist von der Partei, im Gegensatz zu den meisten anderen, nicht anerkannt worden. Und dennoch ist er, während andere kamen und gingen, im Zentrum
der Macht geblieben. Er hat offensichtlich großen Einfluß auf Hitler. «
    »Das wissen wir.« Hull mochte es nicht, wenn bekannte Informationen nur deshalb wiederholt wurden, um einen strittigen Punkt zu untermauern.
    »Dann der Name selbst, Sir. >Heinrich< ist in Deutschland ebenso weit verbreitet wie >William< oder >John< bei uns. Und Kroeger ist auch nicht ungewöhnlicher als Smith oder Jones in unserem Land.« «
    »Ach, kommen Sie, General.« Aus Brayducks Pfeife kräuselte sich der Rauch nach oben. »Damit würden Sie die Hälfte unserer kommandierenden Offiziere draußen im Feld verdächtigen. «
    Ellis wandte sich zu Brayduck, um ihn das ganze Ausmaß seines militärischen Grolls spüren zu lassen. »Ich halte das für relevant, Herr Untersekretär. «
    Hull begann sich zu fragen, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, Brayduck hinzuzuziehen. »Es bringt uns nicht weiter, wenn Sie sich anfeinden, Gentlemen.«
    »Es tut mir leid, wenn Sie das so empfinden, Sir.«
    Brayduck schien außerstande, eine Zurechtweisung hinzunehmen. »Ich glaube, meine Funktion heute morgen ist die des Teufelsadvokaten. Keiner von uns, am allerwenigsten Sie, Herr Minister, kann es sich leisten, Zeit zu vergeuden... «
    Hull blickte zu dem Untersekretär hinüber. »Dann wollen wir zusehen, daß wir Zeit gewinnen. Bitte, fahren Sie fort, General. «
    »Danke, Sir. Vor einem Monat hat man uns über Lissabon zugetragen, daß Kroeger mit uns Kontakt aufnehmen wollte. Die notwendigen Kanäle wurden bereitgestellt, und wir erwarteten, daß alles auf dem üblichen Weg vonstatten gehen würde... Statt dessen wies Kroeger unser Arrangement zurück, weigerte sich, mit britischen oder französischen Einheiten in Verbindung zu treten, und bestand auf einem direkten Kontakt
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