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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus
Autoren: Sarah Harvey
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mächtig mit deinem tollen neuen
Projekt anzugeben, stimmt’s?« Liam grinste ihn breit an und setzte sich
ebenfalls an den Tisch.
    »Ja, natürlich, aber eigentlich hängt das zusammen – das Vermissen
und das Angeben. Entspringt beides der gleichen Wurzel«, entgegnete er
kryptisch und sah sie herausfordernd an.
    Liam und Lily wechselten verwirrte Blicke und ließen Peter
weiterreden.
    »Die Sache ist die, Liam … also, dieses Projekt … ist ziemlich groß,
verdammt groß … es ist eine einmalige Chance … Die bekommt man im Leben nur
einmal.«
    Liam nickte zustimmend.
    »Nach allem, was du mir erzählt hast, klingt es tatsächlich so,
Peter.«
    »Ganz bestimmt. Dieses Bauwerk wird genauso viel öffentliches
Interesse wecken wie … wie … der Millennium Dome – hm, vielleicht nicht das
beste Beispiel … Ich weiß auch nicht, wie das neue Wembley-Stadion, ja, genau,
ein neues Wembley, nur weniger kontrovers, oder wie das National Exhibition
Centre in Birmingham … Es wird die größte Kunsthalle in Cornwall werden,
womöglich sogar die größte in ganz Großbritannien! Das ist die Chance,
Geschichte zu schreiben, Liam! Wie die Saint Paul’s Cathedral oder Windsor
Castle oder Tintagel! Die Presse wird darüber genauso viel berichten wie über
den Engel des Nordens, nur wird dieses Projekt der Heiland des Südwestens
heißen. Es wird Hunderte Arbeitsplätze schaffen, es wird Tausende von Touristen
anlocken, es wird so viel Medieninteresse wecken wie das Eden Project. Auf den
Punkt gebracht: Mit diesem Projekt werden sich die dafür verantwortlichen
Architekten für immer einen Namen machen.«
    »Das freut mich wirklich für dich, Peter, es ist einfach großartig.«
    Peter nickte langsam.
    »Unglaublich …«
    Er hielt inne und sah seinen Freund fest an.
    »Es gibt da allerdings ein kleines Problem.«
    »Ein Problem?« Liam war überrascht.
    Peter schürzte die Lippen und schob einen Stapel Papierkram über den
Tisch zu Liam. Auf dem oberen Blatt waren noch die Bleistiftpunkte zu sehen,
die er darauf gemacht hatte, als er Liam zum ersten Mal von dem Projekt
erzählte.
    »Das hier ist das Briefing von Duncan Corday.«
    Liam sah sich die Papiere an. Seine hellblauen Augen verengten sich
dabei immer mehr.
    »Den Lageplan habe ich in meiner Aktentasche«, fuhr Peter fort, »und
das hier« – er reichte Liam einige Zeichnungen – »sind meine ersten Entwürfe.
Das Problem ist nur, dass sie nicht gut genug sind …«
    Liam gab Lily die Weinflasche, schob Salz- und Pfefferstreuer sowie
Teller beiseite und breitete die Zeichnungen vor sich auf dem Tisch aus.
    »Also, ich finde, die sehen ziemlich gut aus. Verdammt gut sogar«,
lautete sein Kommentar, nachdem er sie eine Weile studiert hatte.
    Peter nickte, allerdings nicht, um Zustimmung zu bekunden.
    »Immerhin hast du damit doch den Zuschlag erhalten, oder?« Liam
konnte die Zurückhaltung seines Freundes nicht ganz einordnen.
    »Corday schenkt mir seine ungeteilte Aufmerksamkeit«, erklärte
Peter. »Jedenfalls bis auf Weiteres. Jetzt mal ehrlich, Liam, Duncan Corday
fand meine ersten Entwürfe besser als die aller anderen Bewerber, er fand sie
innovativ – aber er ist und bleibt ein alter Freund meines Vaters, von daher
könnte seine Wahl auch ein klein wenig befangen ausgefallen sein. Es ist das
wichtigste Projekt, das die Corday-Gruppe je gebaut beziehungsweise finanziert
hat, Liam …«
    Er zog die Zeichnungen wieder an sich heran und betrachtete sie,
während er weitersprach.
    »Die sind wirklich okay, wer weiß, vielleicht sind sie sogar
ziemlich gut oder verdammt gut, aber selbst das reicht jetzt nicht mehr, Liam.
Die wollen etwas Überragendes, etwas Atemberaubendes, etwas Überwältigendes!
Sie wollen etwas, bei dessen Anblick die Leute reihenweise in Ohnmacht fallen,
vor dessen Schönheit die Leute voller Ehrfurcht in die Knie gehen …«
    Peter unterbrach sich und blickte auf. Forschend sah er Liam an und
biss sich unbewusst auf die Unterlippe.
    »Und genau das ist einer der Gründe, weshalb ich heute hier bin …«
    Lily, die sich wieder am Herd zu schaffen gemacht hatte und nun
gerade Parmesan rieb, drehte sich um und hörte zu.
    »Meinem Vater geht es mit jedem Tag besser«, sagte Peter.
    »Das freut mich zu hören.« Liam nickte. »Wie lange ist das jetzt
her?«
    »Anderthalb Jahre, seit ich nach Cornwall zurückgezogen bin, um sein
Geschäft für ihn zu schmeißen … Kaum zu glauben. Wie gesagt, es geht ihm
täglich besser, die Ärzte
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