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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus
Autoren: Sarah Harvey
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Rücken hochkroch und sich ihr wie die Finger der
Schneekönigin um den Hals legte.
    »Unser Zuhause«, sagte sie.
    »Das ist doch nur ein Haus.« Er zuckte die Achseln. »Wir sind es,
die daraus ein Zuhause machen. Und das können wir überall.«
    »Meine Arbeit?«
    »Du kannst was anderes finden.«
    »Mir macht meine Arbeit aber Spaß …«
    »Die meisten unserer Freunde sind doch sowieso schon aus London
weggezogen«, fuhr er fort, als habe er sie gar nicht gehört. »Vielleicht würde
es uns guttun, von hier wegzugehen. Und wir sind doch immer wieder begeistert
von Cornwall …«
    »Nur, weil wir da gerne Urlaub machen, heißt das noch lange nicht,
dass wir auch gerne dort leben würden. Das ist etwas völlig anderes …«
    »Ja, und etwas anderes würde uns vielleicht guttun …« Er griff über
den Tisch, nahm ihre Hände und sah sie ernst an. »Vielleicht ist ›etwas
anderes‹ genau das, was wir brauchen, Lily. Was du brauchst. Um wieder glücklich zu werden.«
    »Ach, ich weiß nicht, Liam …«
    »Denk drüber nach, Lily.«
    »Ich habe schon drüber nachgedacht. Ich liege nachts wach deswegen.
Und du? Hast du denn wirklich drüber nachgedacht?«
    »Ich habe die ganze letzte Woche nichts anderes getan, und je länger
ich drüber nachdenke, desto weniger Gründe sprechen dagegen. Ich weiß, dass es
etwas ganz Neues wäre, eine dramatische Veränderung, und das kann einem ganz
schön Angst einjagen, aber wir wären doch zusammen, Lily, wir beide, und nur
das allein zählt. Und wir hätten Peter in der Nähe. Überleg doch mal, wie sehr
er uns in den letzten anderthalb Jahren gefehlt hat …«
    Lily nickte.
    »Stimmt.«
    »Die alte Gang wäre wieder beieinander.«
    »Der stubenreine Dreier …« Lily rang sich ein Lächeln ab. So hatten
sie sich selbst genannt, als Peter ihr – seine Worte – wadenbeißender
Anstandswauwau war.
    »Es könnte richtig schön werden.« Lilys Lächeln ermutigte Liam. »Es
ist so wunderschön dort, Lily. Wir könnten direkt am Wasser wohnen … Aus dem
Fenster sehen und direkt auf den Atlantik blicken …« Er zeichnete einen
imaginären Horizont in die Luft.
    Sie nickte und ließ seine Begeisterung und Fantasie auf sich
abfärben.
    »Wir könnten jeden Tag am Strand spazieren gehen, jederzeit in dem
Restaurant in der Nähe von Truro essen, das du so magst, die Kunstausstellungen
in St. Ives besuchen … Vielleicht würdest du da sogar einen Job finden, in St.
Ives gibt es doch jede Menge Galerien. Oder einfach mal Pause machen …« Er biss
sich auf die Lippe und sah sie an, als überlege er, ob er wirklich sagen
sollte, was er dachte. »Vielleicht könntest du sogar selbst wieder anfangen zu
malen …«
    Jetzt hatte er den Bogen überspannt.
    Ihr Lächeln erstarb, und sie schüttelte vehement den Kopf.
    »Nein. Nein, ich glaube nicht …«
    »Na gut, dann malst du eben nicht wieder, aber es gibt doch so viele
Dinge, die wir dort tun können … Lily. Bitte. Denk drüber nach.«
    »Das habe ich bereits«, wiederholte sie.
    »Es ist eine so einmalige Gelegenheit für mich …«
    »Ich weiß, aber …«
    »Ich glaube, dass ich das wirklich will, Lily.«
    Als sie hörte, mit welcher Inbrunst er das sagte, gab Lily es auf,
ihre Bedenken zu formulieren, und sah ihren Mann nachdenklich an.
    »Du willst das wirklich?«
    Er nickte. In seinem Blick stand die Hoffnung, sie möge seine Vision
und seine Begeisterung mit ihm teilen.
    »Ja …« Seine Augen glänzten, und er zog seine Frau dicht an sich
heran, als wolle er sie auf seine Seite ziehen. »Je länger ich drüber nachdenke
… desto mehr glaube ich daran, dass es die richtige Entscheidung ist … desto
sicherer bin ich mir, dass es das ist, was ich will … Lass es uns wagen, Lily.
Bitte … Lass uns die negativen Wenns und Abers vergessen, die Gelegenheit beim
Schopf packen und von hier abhauen.«

 

    3
    D ie
altmodische Uhr im Auto verriet Lily, dass erst fünf Stunden vergangen waren,
seit sie London verlassen hatten – und doch konnte sie die Veränderung bereits
spüren. Sie wuchs tief in ihrem Bauch wie ein Baby. Der Vergleich schmerzte sie
unendlich.
    Ihre düsteren Gedanken spiegelten sich in den Elementen wider:
Bleigraue Wolken jagten tief über die karge Landschaft, die sie mit drei
Fahrzeugen durchquerten. Liam voran, dann sie und dann mit einigem Abstand,
aber in dieser menschenleeren Einöde noch gut zu sehen, der Umzugswagen, mit
dem alle über die letzten vierzehn Jahre gemeinsam angehäuften
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