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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus
Autoren: Sarah Harvey
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hinzu. »Aber wir müssen jetzt nicht darüber reden. Ich habe
euch überrumpelt. Wie mit einem Zehntonner. Typisch für mich. Denkt drüber
nach, besprecht das unter euch, und sagt mir Bescheid. Das hier schmeckt
einfach phantastisch, Lily, ich habe seit Monaten keine selbst gekochte
Mahlzeit mehr zu mir genommen …«
    Sein Versuch, das Thema zu wechseln, wurde sofort vereitelt.
    »Was soll das denn heißen, wir müssen jetzt nicht darüber reden? Wie
kannst du so eine Bombe hochgehen lassen und erwarten, dass wir sie ignorieren
und fröhlich weiteressen?«, sagte Lily.
    Peter rümpfte auf liebenswerte Weise die Nase und zuckte
entschuldigend die Achseln.
    »Ja, gut, das Timing war vielleicht nicht das beste …«
    »Wieso? Meinst du, als Dessert wäre der Vorschlag bekömmlicher
gewesen?«
    »Ich hätte erst anrufen sollen. Euch Zeit geben, darüber
nachzudenken und darüber zu reden. Ohne mich. Tut mir leid.«
    Liam hatte die ganze Zeit geschwiegen.
    Lily drehte sich zu ihm um.
    »Liam …«
    Statt ihr zu antworten, wandte er sich seinem Freund zu.
    »Nur damit ich das richtig verstehe, Peter: Du bietest mir an, in
die Firma deines Vaters einzusteigen?«
    »Na ja.« Peter lächelte bescheiden. »Also, seit gestern ist es
offiziell meine Firma. Ich habe meinen Vater ausgezahlt. Hatte endlich genug
auf der hohen Kante …«
    »Wow, Peter, das ist ja toll! Herzlichen Glückwunsch!«
    Zwar waren sie immer noch perplex nach all den Neuigkeiten, aber das
hinderte sie nicht daran, ihm sofort von Herzen zu gratulieren. Sie wussten,
wie lange und intensiv er daran gearbeitet hatte, genau das zu tun – er hatte
nie einfach nur das Glück haben wollen, dass ihm eine gut laufende Firma auf
dem Silbertablett serviert wurde.
    »Ich danke euch … Hat ja auch nur zwölf Jahre gedauert … Zwölf Jahre
seit meinem Abschluss … Zwölf lange Jahre, in denen ich mich von nichts als
Baked Beans, Ofenkartoffeln und Leitungswasser ernährt habe …« Er ließ die
Unterlippe beben, um sein gespieltes Selbstmitleid zu unterstreichen.
    »Also, ich glaube, da muss mal etwas Besseres her als nur schnöder
Rioja.« Liam nickte stolz.
    »Ach, ich habe überhaupt nichts gegen Rioja!« Peter grinste und
hielt Liam sein Glas zum Nachschenken hin.
    »Kein Wunder, nach all dem Leitungswasser …«, scherzte Lily, während
Liam alle Gläser neu füllte.
    »Auf Peter.« Sie stießen wieder an. »Und auf seine neue … na ja,
eigentlich ja alte, aber ihr wisst schon, was ich meine … Auf Peter und seine
neue Firma.«
    »Auf Peters neue Firma«, erklärte auch Lily.
    »Aber genau darum geht’s mir doch.« Peter nippte an seinem Wein,
stellte dann das Glas ab und sah Liam hoffnungsvoll an. »Wenn ich sage, dass
ich möchte, dass du in die Firma mit einsteigst, dann meine ich mit Haut und
Haaren. Als Partner. Als Teilhaber. Ich wünsche mir, dass wir bald auf unsere Firma anstoßen werden.«
    Jetzt stellte auch Liam sein Glas ab und sah seinen Freund erstaunt
an.
    »Du willst, dass ich Anteile an der Firma erwerbe?«
    Peter nickte.
    »Fifty-fifty, Liam.
Du und ich, das alte Team neu vereint … Was meinst du? Ach, Quatsch,
nein, streich das«, korrigierte er sich selbst, als Liam den Mund öffnete und
kein Laut herauskam. »Ich will nicht wissen, was du meinst, jedenfalls jetzt
noch nicht. Lass dir Zeit … Und jetzt« – er wandte sich Lily zu – »will ich en détail hören, was du so getrieben hast, seit ich dich
zuletzt gesehen habe, Lily! Noch ein paar millionenschwere Gemälde verkauft?«
    »Gemälde?«
    »Ja, Gemälde. Du arbeitest doch wohl immer noch in Londons
exklusivster und teuerster Kunstgalerie? Oder hat man dich gefeuert, weil du
der Mona Lisa einen Schnurrbart gemalt hast?«
    »Nein, aber ich habe eine schriftliche Verwarnung dafür bekommen,
dass ich bei einem Renoir ein Korsett dazuretouschiert habe.«
    »Das Ganze gilt jetzt sicher als moderne Kunst und ist doppelt so
viel wert wie vorher.« Lächelnd legte Liam seiner Frau den Arm um die
Schultern.
    Und das war es gewesen.
    Die beiden Männer hatten es irgendwie geschafft, das Thema einfach
auszublenden und den Abend weiterlaufen zu lassen, als sei nichts gewesen. Lily
dagegen kam überhaupt nicht mehr zur Ruhe, ihre Gedanken schäumten über wie die
Flasche Sekt, die sie noch geöffnet hatten, und jedes Mal, wenn sie die Sprache
wieder darauf brachte, hielt sich das Thema genauso lange wie der Sekt in den
Gläsern. Die Männer redeten im Handumdrehen wieder über etwas
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