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Das Ritterdrama von Schreckenstein

Das Ritterdrama von Schreckenstein

Titel: Das Ritterdrama von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Mutter.
    „Für alle!“ Und der Vater hielt zwei dicke Tüten hoch.
    „Das Sanatorium dankt!“ brüllte Beni hinüber. „Das als Dauerauftrag! Das war’s!“ alberte Mücke hinterher.
    „Dann kann Doktor Bender seine Praxis auf die Burg verlegen!“ antwortete Ralphs Vater. „Das sind nämlich Bonbons!“
    „Ich hab dir Klaviernoten mitgebracht!“ rief der lange lila Dampfer Strehlau zu. „Schreib mir, wie du sie findest!“
    „Geht leider nicht!“ antwortete Ottokar. „Unser Briefpapier steckt auch an!“ Seine Eltern waren nicht dabei, sie hatten Dampfwalzes Mutter aber ein Paket mitgegeben.
    „Auf die Entfernung sind Eltern am nettesten!“ befand Hans-Jürgen.

    „Deine sind doch gar nicht da!“ erwiderte Pummel.
    „Drum ist er ja so irre objektiv!“ flachste Stephan. Seine Eltern waren auch nicht dabei. Sie kannten ihren Sprössling und wussten, wie wohl er sich auf der Burg fühlte. Aber ein Fresspaket hatten sie dem Fahrer mitgegeben. Es hing schon am Geländer der Zugbrücke.
    Dr. Waldmann fotografierte die aufgereihten Eltern am Burggraben. „Für eure Chronik!“ sagte er zu Mücke.
    „Mann!“ ereiferte sich darauf der kleine Egon. „Eine Szene, wo Besucher kommen — das war was für unser Ritterdrama!“
    „Dann schreib’s doch!“ riet ihm Werner.
    „Ich spiel ein Rittergrab!“ witzelte Beni. „Da kann ich liegen bleiben und brauch keinen Text zu lernen.“
    Großer Jubel lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Besucher. Unter den Eltern befanden sich nämlich auch zwei Nicht-Eltern, die sich bisher versteckt gehalten hatten und jetzt erst hinter dem Omnibus hervorkamen.
    „Sonja!“ rief Dr. Waldmann und drückte sofort auf den Auslöser, um seine Tochter zu fotografieren.
    „Sonja!“ riefen auch Ottokar und Stephan. Sie waren mit der Rosenfelser Musiklehrerin per du.
    „Hast du uns einen Kuchen mitgebracht?“
    „Ehrensache!“ Sonja hob eine Schachtel hoch. „Ihr seht mir sehr verdächtig aus! Aber nicht nach Infektionskrankheit, sondern dass euch diese Art von Ferien ausgesprochen Spaß macht!“
    „Wie können Sie nur so etwas sagen!“ ereiferte sich Strehlaus Mutter.
    „Buuuuuh!“ machten die Ritter, der Musterschüler am lautesten.
    „Da hören Sie’s!“ mischte sich Andis Vater ein. „Fräulein Waldmann hat vollkommen recht, und es ist gut so. Schulen, die Spaß machen, sind leider viel zu selten.“
    Die Ritter klatschten und johlten vor Vergnügen. Strehlau hatte seinen Platz am Fenster verlassen. Dort machte sich jetzt Dampfwalze breit, ganz besonders breit sogar. Er bewegte sich hin und her, fuchtelte dabei mit den Armen, als wolle er auffallen.
    So wurden die Ritter auf den zweiten Nichtelternteil aufmerksam, der hinter dem Omnibus vorgetreten war, ganz rechts bei der Zugbrücke auf eine Pappröhre gestützt dastand, klein und sehr jung.
    „Ingrid, dummes Stück!“ rief Mücke, ihr Bruder. „Was tust du denn hier?“
    „Den ganzen Ritterhaufen eingesperrt zu sehen — den Anblick konnte ich mir nicht verkneifen!“
    Bei dieser schlagfertigen Antwort wollte ihr Bruder nicht nachstehen. „Sei vorsichtig!“ warnte er. „Sonst kommt Dampfwalze raus und gibt dir einen Kuss. Dann musst du auch hier bleiben.“
    Vor Lachen fielen die Ritter fast aus den Fenstern. Aber wie schon oft, wenn es drauf ankam: Der Kraftprotz zeigte sich der lustigen Lage gewachsen. Grinsend atmete er ein, dass der Reißverschluss seiner Trainingsjacke alle Fäden voll zu tun hatte, um nicht auszureißen, und nahm sich selbst auf den Arm. „Tu ich sofort! Natürlich nur gegen Belohnung.“
    In der allgemeinen Ausgelassenheit hob Ingrid die Pappröhre in Anschlag, als wolle sie auf Dampfwalze zielen.
    „Ist ja nix drin!“ rief der hinüber und nahm die Hände hoch.
    „Doch“, entgegnete sie, „Lakritze! Aber nur für brave Buben.“
    „Stimmt ja gar nicht!“ brüllte der kleine Eberhard.
    „Doch!“ Sie nickte. „Spendiert von meinem Vater.“
    Erst beweisen!“ mischte sich Dieter ein. „Rosenfelserinnen schwindeln ja bekanntlich gern.“
    „Blödmann!“ zischte Dampfwalze. „Wenn du sie beleidigst, nimmt sie’s wieder mit.“
    Ingrid hatte den Deckel an einem Ende abgenommen, einen schwarzen Wurm herausgezogen und fädelte ihn nun zwischen ihre Lippen ein.
    „Halt!“ rief da Stephan. „Nicht den Kranken die Sachen wegfressen!“
    „Die Schwester muss testen, ob das Essen den Patienten auch bekommt!“ gab sie mit vollem Mund zurück und erntete von
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