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Das Ritterdrama von Schreckenstein

Das Ritterdrama von Schreckenstein

Titel: Das Ritterdrama von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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einfach weiter...“
    Erstaunt sahen die Ritter einander an.
    „Ich habe nur einen Vorschlag gemacht“, erwiderte der Schulkapitän. „Die alte Regierung bleibt immer so lang im Amt, bis die neue gewählt ist. Wenn du Ferienkapitän werden möchtest, brauchen wir bloß abzustimmen.“
    Jetzt kam Unruhe auf. Belustigt futterten die Ritter weiter.
    „Wenn’s ihn freut — bitte!“ meinte Dampfwalze. „Ein Ferienkapitän ist mir zehnmal lieber als noch so eine Diskussion wie die letzte Nacht.“
    „Genau!“ pflichtete ihm Mücke bei. „Schließlich sind ja Ferien.“
    Ottokar blieb ernst. Er bat um Handzeichen, und im Nu war der verdutzte Beni Ferienkapitän.
    „So ein Quatsch“, brummte Andi.
    „Lass ihn“, dämpfte Strehlau. „Ferienkapitän ist nur so eine Art Karnevalsprinz.“
    „Gratuliere.“ Ottokar reichte Beni die Hand. „Dann kommen wir jetzt mit allem, was uns nicht passt, zu dir, und du musst sehen, wie du’s allen recht machst. Du kannst auch beim Essen ansagen, wenn du’s für nötig hältst.“
    „War doch nur Spaß!“ wollte Beni abschwächen.
    Sofort buhten die Ritter ihren neuen Ferienkapitän aus.
    „Jetzt musst du’s machen, bis du abgewählt wirst“, erklärte ihm Stephan.
    Und Ottokar flüsterte ihm den zweiten Vorschlag, den er hatte machen wollen, ins Ohr.
    „Mann, prima!“ sagte der neue Ferienkapitän, wieder bester Laune. Sogleich trug er die Idee vor und ließ abstimmen. Alle Ritter hoben die Hand — auch Ottokar. Der damit angenommene Vorschlag betraf die Lehrer, den Rex vor allem.
    Beni musste ihn darüber unterrichten und sich in seiner neuen Eigenschaft vorstellen.
    „So, so!“ Direktor Meyer schmunzelte. „Selbstverständlich bin ich mit allem einverstanden. Mit dir und mit deinem Vorschlag.“
    „Der ist nicht von mir“, bekannte der Ferienkapitän.
    Der Rex nickte. „Auf alle Fälle wird das eine Heidenarbeit!
    „Und so was nennt sich Ferienkapitän! Ich würde Schulsklave dazu sagen. Mann, warum lässt du dir nicht helfen?“

    Beni grinste angestrengt. „Schon mal was von Training gehört?“
     
     
     

Ende der Speiseröhre
     
    „Der Osterhase hat die Burg erobert!“ verkündete der Rex beim Spätfrühstück am mittleren Sonntagvormittag. „Geht ihn suchen! Mich hat er restlos geschafft.“
    Ottokars Vorschlag entsprechend hatte er zusammen mit Lehrern und dem Ferienkapitän in den frühen Morgenstunden, während die Ritterschaft noch schlief, die Süßigkeiten versteckt.
    „Überall!“ wie Beni geheimnisvoll versicherte. „Wir waren sehr listig! Die besten Sachen sind wahnwitzig schwer zu finden.“
    Jeder sollte das, was er fand, behalten, beziehungsweise in die Zimmergemeinschaft einbringen. So war es beschlossen worden.
    Aus dem Esssaal kommend, blieb Strehlau plötzlich stehen und reckte die Nase in die Luft.
    „Was soll das denn?“ fragte ihn der kleine Kuno.
    „Ich versuche den Osterhasenbraten zu riechen!“ Mit dieser Auskunft steuerte der Musterschüler auf das Postbrett, eine lange Konsole an der Wand, zu und nahm eine Stange Lakritze weg, die auf dem dunklen Holz schwer zu entdecken war. Darauf tastete Dampfwalze den vorspringenden Rand des Türstocks der Speisekammer ab und fand eine weitere Lakritzstange.
    „Ich seh schon“, sagte Mücke, „eine gewissenhafte Raumpflegerin findet alles!“
    Pummel fasste hinter den Gong, mit dem die Mahlzeiten angekündigt wurden. Unten im Rand stieß seine Hand auf ein stattliches Ei.
    „Mann, Nougat! Genau das hat mir Doktor Bender verschrieben!“ Und durch das Silberpapier biss er hinein.
    „Spinnst du?“ ereiferte sich Armin.
    „Wieso? Die wertvollsten Vitamine sitzen direkt unter der Schale. Das weiß doch jedes Kind!“ Und er spuckte das inzwischen mit der Zunge abgezogene, von den Zähnen zur Kugel gestanzte Silberpapier haarscharf an ihm vorbei.
    Jetzt wussten die Ritter, wo sie zu suchen hatten, und zerstreuten sich in alle Winkel. Davon gab es auf der Burg jede Menge.
    Die Verstecker waren in der Tat listig vorgegangen. So klebte auf dem Knauf eines Fensterflügels ein Bonbon aus dem Cafe Capri, das sich hier wie eine Zierrosette als Teil des Griffs ausnahm. Da musste schon Adlerauge Ralph kommen, um es zu finden. In der Heizanlage im Burgfried fand Stephan auf dem obersten der waagrecht verlaufenden Rohre eine ganze Strecke von Marzipaneiern. Hans-Jürgen folgte seinem auch Riecher genannten körpereigenen Radar in die Folterkammer, wo er auf die zwischen den
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