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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars
Autoren: Gregory Benford
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Äste entwickelt.
    Sie stellte den Stuhl vor die Kiefer, setzte sich hin und musterte die Astspitzen. Sie war keine Expertin für Kiefern und hatte auch noch nie eine gezüchtet. Die Nadeln waren dunkelgrün, was durch das reduzierte Sonnenlicht zu erklären war. In den kalten Nächten nach der Zerstörung des Gewächshauses war ein Teil der jungen Nadeln erfroren, aber … was ist denn das?
    Hellgrüne Nadeln an den Astspitzen! Ja , die Spitzen trieben Nadeln. Schau mal einer an. Am Ende sind deine Bemühungen doch von Erfolg gekrönt.
    Sie grinste breit. Der erste Baum auf dem Mars.

Kapitel 40
14. März 2018
    Sie standen auf dem Hügel und beobachteten den rostroten Sonnenuntergang, wobei sie mit den Füßen auf den Boden stampften, um die Kälte zu vertreiben.
    Der Start war schon für den Nachmittag vorgesehen gewesen; doch hatten die unvermeidlichen Verzögerungen den Zeitplan umgestürzt, so daß sie nun quasi auf den letzten Drücker abflogen. Julia und Viktor wollten den Start von draußen verfolgen. Zum einen wirkten die Videoaufnahmen dadurch intensiver, zum anderen hatten sie das Gefühl, es einfach tun zu müssen.
    Aus dem Anzugslautsprecher drangen die letzten Worte der Kommunikation zwischen Claudine und Marc.
    »Systemdruck OK.«
    »Normaler Fluß.«
    »Max zwei vier sieben.«
    »Kennfeld stabil.«
    »Habe stabile Mantel-Temperatur.«
    Die Litanei erinnerte sie an ihren Start und wie sie sich damals gefühlt hatte.
    Dann trat eine weitere Verzögerung ein; der Atomreaktor überhitzte leicht wegen der zu geringen Abstände zwischen den Uran-Platten. Der Gasdurchfluß genügte nicht, um sie auseinanderzudrücken. Raoul sagte jedoch, das Problem würde sich von selbst beheben, sobald sie das Triebwerk hochfuhren und Wasser von den Hochdruckpumpen eingespritzt wurde. Das von den Platten erhitzte Wasser verdampfte sofort. Die Abläufe mußten jedoch synchronisiert werden.
    Die Airbus-Konstruktion bediente sich der Komponenten chemischer Raketen – Ventile, Pumpen und Düsen –, jedoch mit einer ungleich höheren Kapazität. Wie seinerzeit die Dampfschiffe auch die Rumpfkonstruktion der Segelschiffe übernommen hatten. Vielleicht standen sie nun am Ende des Flüssigsauerstoff-Zeitalters. Diese Technik war überholt, denn mit der altertümlichen Umwandlung chemischer Energie in heißes Gas war die Erschließung des Sonnensystems nicht möglich.
    Eine Ära klang aus, und die nächste wurde eingeläutet.
    Sie schauderte, und der Anzug regelte sofort die Heizung hoch.
    »Die Erde geht auf«, sagte Viktor.
    So war es. Sie vergrößerte den weißen Punkt am Horizont und erkannte wieder die beiden Lichtpunkte: der eine war mausgrau, und der andere leuchtete in kräftigem Blau. Die Heimat.
    Die Nacht brach schnell herein, überwölbt vom funkelnden Sternenzelt.
    »Drei, zwei, eins. Zündung«, ertönte Claudines Stimme.
    Aus der Unterseite des schlanken Schiffs quoll heller Dampf. Gazeartige Wolken wallten auf, leckten am eckigen Sichtfenster und hüllten die Rakete fast ein.
    »Fluß normal. Null elf sieben.«
    »Kennfeld stabil.«
    Viktor hatte inzwischen die Videokamera eingeschaltet und sprach einen Kommentar. »Die Spirit of Ares startet zur Erde. Als Brennstoff dient Wasser vom Mars. Dies ist der erste Rückflug von einem fremden Planeten, seit die letzten Apollo-Astronauten ihren Mondspaziergang unternommen haben.«
    Die Rakete ritt auf dem Triebwerksstrahl in den Himmel. Der alabasterfarbene Lichtbogen erstrahlte von innen in einem hellorangefarbenen Glühen.
    Die Atomrakete stieg grazil in den sich verdunkelnden Himmel und stieß dabei eine große Dampfwolke aus, die ins Nichts ausfaserte.
    Tränen schossen Julia in die Augen. Sie stellte sich vor, sie wäre auf dem Schiff, unterwegs nach Hause. Sie fliegen heim, und ich bleibe hier.
    Es war ihr schwergefallen, ihren Eltern das zu sagen, aber sie hatten es gut aufgenommen. Ihr Vater sah schon besser aus und war vom Nutzen der Ultraschallbehandlung überzeugt. Er würde sie nach ihrer Rückkehr sehen, hatte er gesagt. Wie lang auch immer es dauern würde.
    Das Schiff stieg schnell, fast lautlos in die Schwärze der Mars-Nacht auf.
    Sie und Viktor verabschiedeten sich.
    Marc meldete mit ruhiger Stimme die Werte für Höhe und Geschwindigkeit.
    Sie verspürte ein tiefes Gefühl der Traurigkeit, als die Rakete in ein paar Kilometern Höhe in den Horizontalflug überging. Der sich auffächernde Abgasstrahl loderte in der Finsternis.
    Zögerlich wandte sie den
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