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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume
Autoren: Santiago García-Clairac
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Epoche sie gelebt hatten.
    Auf diese Weise sicherte Arquimaes die Zukunft der Gerechtigkeit auf der Welt und er tat es in der bestmöglichen Form: mithilfe der Schrift. Die Jahre in Ambrosia, in denen er sich der Kalligrafie gewidmet hatte, trugen nun endlich Früchte. Seine Fähigkeiten hatten ihren Zenit erreicht. Das Geheimnis des Alchemisten war für alle Zeiten in Sicherheit, geschützt durch die symbolische Schrift.
    Arturo beobachtete unterdessen jeden Schatten, der sich zwischen den Karren und den Bäumen bewegte. Seine Augen durchdrangen die Nacht wie die eines Luchses, ihnen wäre keine verdächtige Gestalt entgangen. Doch niemand wagte sich in die Nähe des Kreises, der durch die Waffen und Symbole geschützt wurde. So konnte Arquimaes ungestört arbeiten und sein Werk bis zum Morgengrauen vollenden.
    Die ersten Sonnenstrahlen legten sich auf den Text und trockneten die Tinte der zuletzt geschriebenen Lettern. Das Pergament, das noch vor ein paar Stunden ein wertloses Stück Tierhaut gewesen war, enthielt jetzt ein Geheimnis, für das viele Menschen ihr Leben gelassen hatten und viele weitere zu sterben oder zu töten bereit waren.
    Â»Ich bin fertig, Arturo«, sagte Arquimaes. »Jetzt müssen wir es nur noch in Sicherheit bringen, mein Freund.«
    Â»Ich versichere Euch, niemand hat sich uns genähert.«
    Â»Diese Schatulle habe ich selbst angefertigt«, erklärte der Weise und holte ein kleines Holzkistchen aus einem Leinensack hervor. »Sie lässt sich ganz einfach schließen. Ein leichter Druck auf den Deckel genügt und sie ist versiegelt. Sie gewaltsam zu öffnen, ist allerdings unmöglich. Es gibt in ihr so viele Mechanismen, dass niemand sie aufbrechen kann. Und falls es doch jemand versucht, werden Feuersteine aneinandergerieben und die so entstehenden Funken setzen das Pergament sofort in Brand. Bevor es jemandem gelingt, es herauszunehmen, wird es vollkommen verbrannt sein. Ein Schloss gibt es nicht. Niemand kann die Schatulle aufschließen, es sei denn, man kennt den Schlüssel. Und der befindet sich in meinem Kopf, in deinem Kopf und im Kopf von Émedi.«
    Â»In meinem Kopf?«, fragte Arturo überrascht. »Aber ich habe doch keinen Schlüssel in meinem Kopf!«
    Â»Du weißt es nicht, aber du kennst die Antwort. Irgendwann wird dir jemand eine Frage stellen, und ohne zu wissen, dass es sich um den Schlüssel zu der Schatulle handelt, wirst du ihm sagen, was er wissen will. Mit deiner Antwort wird er dann zu Königin Émedi gehen, und sie wird ihn zum letzten Teil des Schlüssels führen, mit dem man diese Schatulle öffnen kann.«
    Â»Handelt es sich um eine Kette von Wörtern, die einen Schlüssel ergeben?«
    Â»Genau das, du hast es erraten! Jeder von uns dreien besitzt einen Teil des Schlüssels, und ihr wisst nicht einmal, was es ist. Auf diese Weise wird das Geheimnis geschützt.«
    Arturo sah, wie Arquimaes das Holzkistchen mit einem leichten Druck auf den Deckel versiegelte.
    Â»Was sich leicht schließen lässt, kann nur mit großer Mühe geöffnet werden«, verkündete Arquimaes feierlich. »Mit der Kraft der Intelligenz, nicht mit roher Gewalt.«
    Der Weise verstaute die Holzschatulle wieder in dem Leinensack und übergab sie Arturo, der sie gerührt entgegennahm. Er war sich der Bedeutung ihres Inhalts bewusst und schwor sich, sie mit seinem Leben zu verteidigen, bis sie an dem dunkelsten und stillsten Ort der Welt sicher sein würde.
    Â»Meister, da gibt es etwas, das ich Euch nicht erzählt habe«, sagte er. »Eure Zeichnungen, die mit den Träumen …«
    Â»Was ist mit ihnen? Hast du sie irgendwo versteckt?«
    Â»Nein, ich habe sie verbrannt. Als ich von Alexia verhext war, hatte man von mir verlangt, Eure Zeichnungen zu verbrennen. Ich habe sie ins Feuer geworfen.«
    Arquimaes trat auf seinen Schüler zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Â»Das Wichtigste ist, dass du dich an die Zeichnungen erinnerst«, sagte er. »Vergiss nicht, was sie bedeuten. Wenn sie in deiner Erinnerung lebendig bleiben, haben sie ihr Ziel erreicht.«
    ***
    Mitten in der Nacht ging Arturo Adragón zu Alexias Sarg, kniete vor ihm nieder und verharrte schweigend. Dann, als er sicher war, dass niemand ihn hören konnte, flüsterte er: »Alexia, ich bin verloren. Ohne dich hat nichts mehr einen Sinn. Ich weiß nicht, was ich hier
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