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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Autoren: Simon R. Green
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obwohl ihm die Knie vor Ersch ö pfung zitterten. Die Landkarte der Nachthexe hatte ihn nicht im Stich gelassen; er stand vor seiner ersten Begegnung mit einem Drachen.
    Seit seinem Aufbruch hatte er sich gefragt, was er wohl in diesem Moment empfinden würde. Ob er … Angst h ä tte. Aber nun war der gro ß e Augenblick gekommen, und er f ü hlte, wenn er ehrlich sein sollte, gar nichts. Er hatte sein Wort gegeben, und er war hier. Er glaubte nicht, dass er den Drachen besiegen konnte, das hatte er von Anfang an nicht. Tief im Innern hatte er immer gewusst, dass er in den Tod ritt. Rupert zuckte die Achseln. Der Hof erwartete von ihm, dass er starb; wahrscheinlich sollte er sich gerade deshalb M ü he geben, am Leben zu bleiben. Er zog sein Schwert und suchte sich die sicherste Stelle auf dem schmalen Sims. Dann verdr ä ngte er den Gedanken an den Abgrund in seinem R ü cken und konzentrierte sich auf die korrekte Form der Herausforderung.
    Alles in allem hatte er sich noch nie im Leben weniger heroisch gef ü hlt.
    „Abscheuliches Ungeheuer, ich, Prinz Rupert vom Waldk ö nigreich, fordere dich zum Duell. Tritt hervor und k ä mpfe!“
    Lange r ü hrte sich gar nichts. Schlie ß lich grollte eine dumpfe Stimme aus den Tiefen der H ö hle: „Bitte?“
    Rupert kam sich ein wenig l ä cherlich vor, als er sein Schwert fester packte und die Herausforderung wiederholte. Es entstand eine noch l ä ngere Pause, dann tauchte der Drache langsam aus dem Dunkel auf, ein Koloss, der den H ö hleneingang vollst ä ndig ausf ü llte, und Rupert nahm seine sch ö nste Gefechtshaltung an. Ausladende Flügel umgaben das Untier wie ein gerippter smaragdgr ü ner Umhang, an der Brust zusammengehalten von grausam gekr ü mmten Klauenfingern. Der Drache ma ß von der Schnauze bis zur Schweifspitze gut zehn Schritt. Die Sonnenstrahlen glitten schmeichelnd ü ber seine gr ü nen Schuppen. Hoch aufgerichtet stand er da und musterte Rupert mit golden gl ä nzenden Augen.
    Rupert hob das Schwert, und der Drache grinste, wobei er Dutzende ungemein scharfer Z ä hne enth ü llte.
    „Hallo“, sagte der Drache. „Guter Tag heute, was?“
    Rupert blinzelte aufgebracht. „Du sollst nicht reden“, sagte er entschieden zu dem Drachen. „Du sollst furchterregend br ü llen, mit den Klauen Staub aufwirbeln und mich dann feuerspeiend angreifen!“
    Der Drache dachte nach. Zwei d ü nne Rauchwölkchen stiegen von seinen N ü stern auf. „Warum?“, fragte er schlie ß lich.
    Rupert senkte sein Schwert, das mit jeder Minute schwerer wurde, und st ü tzte sich darauf. „Nun“, antwortete er langsam, „das verlangt die Tradition, vermute ich. So war es immer schon.“
    „Nicht bei mir“, sagte der Drache. „Warum willst du mich erlegen?“
    „Das ist eine lange Geschichte“, seufzte Rupert.
    „Dachte ich mir“, murmelte der Drache. „Willst du nicht reinkommen?“
    Er zog sich vom H ö hleneingang zur ü ck, und nach einem kurzen Zaudern folgte ihm Rupert in eine Art Gang. Seltsamerweise war er fast w ü tend, dass er nicht k ä mpfen musste; er hatte sich so lange auf diesen Augenblick vorbereitet, und nun kam alles anders. Er fragte sich, ob die Kreatur ihr Spiel mit ihm trieb, doch das kam ihm eher unwahrscheinlich vor. H ä tte der Drache ihn töten wollen, dann w ä re er jetzt bereits tot. Er stolperte unbeholfen den Tunnel entlang, und kalter Schwei ß trat ihm auf die Stirn, als das Licht hinter ihm zurückblieb. Der unbeleuchtete Gang erinnerte ihn an den Düsterwald, und er war froh, als ein St ü ck weiter vorn das heitere Karmesinrot eines vor sich hin glimmenden Feuers auftauchte. Er beschleunigte seine Schritte und st ü rmte aus dem Tunnel in eine Felsenkammer von mindestens hundertf ü nfzig Schritt Durchmesser, wo der Drache bereits geduldig auf ihn wartete und deren W ä nde mit der gr öß ten Schmetterlingssammlung bedeckt waren, die Rupert je gesehen hatte.
    „Ich dachte, Drachen sammelten Gold- und Silbersch ä tze“, sagte Rupert und musterte staunend die zahllosen, auf Hochglanz polierten Schauk ä sten.
    Der Drache zuckte mit den Flügeln. „Manche sammeln Gold und Silber. Manche sammeln Schätze. Ich sammle Schmetterlinge. Sie sind genauso sch ö n, oder?“
    „Doch, doch“, meinte Rupert bes ä nftigend, als er ein paar Funken aus den N ü stern des Drachen stieben sah. Er schob sein Schwert in die Scheide, kauerte neben dem Drachen nieder, der sich lang ausgestreckt hatte, und musterte ihn
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