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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Autoren: Simon R. Green
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Jeden Morgen schlug er verlegen die Augen auf, verw ü nschte seine Schw ä che und schwor sich, der Angst nicht mehr nachzugeben. Aber jeden Abend, wenn die Sonne unterging, entfachte er abermals ein Feuer.
    Je n ä her der Drachenfels kam, desto imposanter t ü rmte er sich auf, und Rupert ü berlegte mit wachsendem Unbehagen, was er tun sollte, wenn er den Fu ß des Berges erreicht hatte. Wenn die Landkarte der Nachthexe stimmte, w ü rde er irgendwo in Gipfeln ä he auf eine Drachenh ö hle sto ß en, aber als er sich seinem Ziel n ä herte, beschlichen ihn zunehmend Bedenken, ob ein gew ö hnlicher Mensch die schroffe Basaltwand erklimmen konnte, die dunkel vor ihm aufragte und den Horizont verdr ä ngte. Aber trotz seiner Zweifel und der unvern ü nftigen Furcht, die ihn nachts qu ä lte, dachte Rupert keinen Wimpernschlag lang an eine Umkehr. Er war zu weit geritten und hatte zu viel durchgemacht, um so dicht vor dem Ziel aufzugeben.
    Zieh aus, mein Sohn, und töte einen Drachen! Beweise, dass du des Thrones w ü rdig bist!
    In der Morgenluft lag noch die K ä lte der Nacht, als Rupert die Gebirgsausl ä ufer erreichte. Sp ä rliches Gras und niedrige Str ä ucher wichen bald blankem Gestein, erodiert und ausgewaschen von Wind und Regen. Ein in die Bergflanke gehauener Weg f ü hrte steil nach oben, und das Einhorn fluchte pausenlos vor sich hin, w ä hrend es sich vorsichtig ü ber das holprige Gel ä nde tastete. Rupert hielt die Augen fest auf den Pfad gerichtet und bem ü hte sich, nicht an den Abgrund zu denken, der hinter ihm lag. Der Weg wurde immer schmaler und t ü ckischer, je h ö her sie stiegen, und schlie ß lich gelangten sie an eine Stelle, wo ihnen ein breiter Streifen losen Gerölls den Weg versperrte. Das Einhorn warf einen Blick auf die losen Steine und rammte die Hufe in den Boden.
    „Vergiss es. Ich bin ein Einhorn, keine Bergziege.“
    „Aber es ist die einzige M ö glichkeit, nach oben zu gelangen; wenn du dieses St ü ck geschafft hast, ist der Rest leicht.“
    „Ich denke nicht dar ü ber nach, wie ich nach oben gelangen kann, sondern stelle mir vor, wie ich nach unten st ü rze. Hals ü ber Kopf, w ä hrend mir der Wind um die Ohren pfeift.“
    Rupert seufzte und schwang sich aus dem Sattel.
    „Nun gut. Dann kehr um und warte drunten in den H ü geln auf mich. Gib mir zwei Tage. Wenn ich bis dahin nicht zur ü ck bin …“
    „Rupert“, sagte das Einhorn langsam, „du musst das nicht tun. Was h ä ltst du davon, wenn wir umkehren und bei Hofe erz ä hlen, wir hätten einfach keinen Drachen finden k önn en? Kein Mensch w ü sste, dass es nicht stimmt.“
    „Ich w ü sste es“, erkl ä rte Rupert.
    Ihre Blicke trafen sich, und das Einhorn verneigte sich vor dem Prinzen.
    „Viel Gl ü ck, Hoheit.“
    „Danke“, sagte Rupert und wandte sich ab.
    „Sei vorsichtig“, brummte das Einhorn. „Es fiele mir sehr schwer, einen neuen Reiter anzulernen.“ Es vollf ü hrte eine vorsichtige Wende auf dem engen Pfad und tastete sich die Bergflanke hinunter.
    Rupert stand eine Weile da und horchte auf die sich entfernenden Hufschl ä ge. Dem Einhorn drohte in den H ü geln kaum Gefahr. W ä re das Ger ö ll nicht gewesen, h ä tte er sich eine andere Ausrede einfallen lassen, um es zur ü ckzuschicken. Den Rest des Abenteuers musste er allein bestehen. Es war unn ö tig, dass sie beide ihr Leben aufs Spiel setzten. Rupert straffte die Schultern und warf einen pr ü fenden Blick auf das Ger ö ll, das ihm den Weg versperrte. Es machte einen heimtückischen Eindruck. Zwölf Schritte tief und kaum drei breit; ein falscher Schritt, und die losen Steine w ü rden sich in Bewegung setzen. Rupert warf einen kurzen Blick in die Tiefe und schluckte. Wenn er erst einmal ins Rutschen geriet, würde er die Gebirgsausläufer vermutlich schneller erreichen als das Einhorn. Mit einem s ä uerlichen Grinsen setzte er einen Fu ß auf den Schotter.
    Die zusammengebackenen Steine bewegten sich, und Rupert wagte nicht zu atmen, bis sie wieder zur Ruhe gekommen waren. Langsam, Schritt f ü r Schritt, einen Fu ß dicht vor den anderen setzend arbeitete er sich über das Ger ö ll empor, vorsichtig den Untergrund ertastend, ehe er das Gewicht verlagerte. All seinen Anstrengungen zum Trotz trugen ihn die schlitternden Steine immer n ä her an die Kante, und Rupert wusste, er würde es nicht schaffen. Der auffrischende Wind zerrte aufgeregt an seinem Umhang, und er sp ü rte, wie sich das Ger ö ll unter
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