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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch
Autoren: Jason Dark
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wohl, aber sie nagten nichts an. Das Leder der Sitze ließen sie in Ruhe, also schienen sie nicht so ausgehungert zu sein.
    Ich trat einen kleinen Schritt nach hinten und drehte mich dann pfeilschnell herum.
    Nein, da war niemand.
    Weder ein Mensch noch ein Tier. Die Umgebung lag harmlos, und so wie ich sie kannte, vor mir.
    Wer hatte den Ratten die Tür geöffnet?
    Diese Frage drängte sich auf. Sie quälte mich, und ich konnte mir nur eine Antwort vorstellen:
    Es musste diese nackte Frau gewesen sein. Sie war vor mir am Wagen gewesen und hatte die nicht abgeschlossenen Türen ihren Lieblingen geöffnet.
    Es gab für mich nur eine Möglichkeit, wenn ich den Wagen nicht den Ratten überlassen wollte. Ich musste die Türen öffnen und die Ratten verscheuchen.
    Angenehm war das nicht. Die Vorstellung, gegen wütende Ratten zu kämpfen, ließ auch mein Heldentum schrumpfen. Kugeln wollte ich nicht verschwenden, und so suchte ich die nähere Umgebung nach einem Gegenstand ab, mit dem ich mich verteidigen und den ich zugleich auch als Schlagwaffe benutzen konnte.
    Es lag genügend Bruchholz herum. Der Ast durfte nicht zu schwer und auch nicht zu lang sein. Nachdem ich einen passenden gefunden hatte, drehte ich mich wieder zum Range Rover hin um – und hätte beinahe gelacht, wenn die Szene nicht so ernst gewesen wäre. Die Ratten hatten sich neue Plätze ausgesucht. Sie standen auf den Hinterbeinen, die Körper gestreckt, die Pfoten ebenfalls, und mit ihnen krallten sie sich an der inneren Scheibe fest. So schauten sie aus dem Fenster. Ihre kleinen Augen glitzerten dabei, aber ich fand es alles andere als komisch.
    Mit dem Knüppel in der linken Hand näherte ich mich der Tür. Ich kam mir selbst etwas lächerlich vor, aber anders waren die Dinge nicht zu regeln.
    Die Ratten schauten nur.
    Sie hüteten sich vor irgendwelchen Bewegungen. Die kleinen Glitzeraugen starrten nach wie vor durch die Scheibe, und ebenfalls kleine Zungen leckten gegen das Glas.
    Ich stellte mich darauf ein, zuschlagen zu müssen. Zunächst allerdings wollte ich die Rattenbrut aus meinem Wagen loswerden und hoffte, dass sie auch ins Freie sprangen und sich nicht zu sehr im Fahrzeug wohlfühlten.
    Noch ein letzter Blick.
    Keine nackte Frau, die mich beobachtete.
    Der Griff zur Tür.
    Verdammt, die Hand zitterte. Ich hatte mich für die Beifahrertür entschieden und zog sie mit einem plötzlichen Ruck auf. Ob die Tiere damit gerechnet hatten oder nicht, das konnte ich nicht sagen, sondern nur hoffen.
    Sie sprangen nach draußen!
    Tatsächlich stießen sich die ersten vom Sitz ab. Ich hörte sogar, wie ihre Krallen über das rauhe Leder kratzten. Dann hüpften sie nach draußen.
    Ich hatte die Tür geöffnet so weit wie möglich. Ich war dann an der Seite stehen geblieben, um den Tieren die Chance zu geben, sich freie Bahn zu verschaffen.
    Sie sprangen nach draußen.
    Sie platschten zu Boden, sie huschten weg, und ich war für sie uninteressant geworden. Ein schmaler brauner Strom quoll mir entgegen. Jedes Tier zuckte, huschte weiter, wurde vom Gras gedeckt, und sie blieben auch nicht mehr in der Reihe, weil sie verschiedene Ziele hatten. Ich sah nicht mehr zum Wagen hin, weil ich den Weg der Tiere verfolgen wollte.
    Das war ein Fehler.
    Etwas prallte gegen mich.
    Ich schaute nach unten und sah die Ratte, deren spitze Zähne sich im Stoff meiner Hose festgebissen hatten. Für einen Moment hing sie dort fest. Sie schwang leicht hin und her, als wollte sie turnen. Dann schüttelte sich mein Bein, und das Tier folgte den Gesetzen der Schwerkraft. Es fiel nach unten. Überkugelte sich im Gras und sprang wieder hoch.
    Kräftig und stark, als wollte es meine Kehle erreichen. Auf einen derartigen Angriff war ich eingestellt gewesen.
    Aus dem Handgelenk heraus schlug ich zu. Der Knüppel war zum Glück stark und auch handlich genug, um ihn gut handhaben zu können. Ich traf die Schnauze der Ratte. Der Punkt, an dem sie am empfindlichsten war. Ich hörte ein widerliches Schreien, sah Blut, dann fiel sie vor meinen Füßen zu Boden.
    Sie war noch nicht tot. Ich schlug zweimal gezielt auf den Körper, um sie von ihrem Leiden zu erlösen. Dann richtete ich mich sofort wieder auf und schaute mich um.
    Es war keine Ratte mehr zu sehen. Ich hatte mit einem Racheangriff der anderen gerechnet. Das war glücklicherweise nicht eingetreten. So atmete ich erst mal durch.
    Die kleine Aktion hatte mich ins Schwitzen gebracht. Nicht so sehr wegen der damit verbundenen
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