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Das Rätsel von Burg Schreckenstein

Das Rätsel von Burg Schreckenstein

Titel: Das Rätsel von Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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sich von allen Seiten dunkle zugesellten. Dann urplötzlich Ruhe und nach einer kleinen Ewigkeit vielstimmiger Jubel.
    „Verdammt!“ fluchte Jerry und stampfte mit dem Fuß auf.
    „Nur ruhig Blut, Junge!“ sagte der kleine Eberhard und grinste den Gefangenen an.
    Doktor Waldmann kam. Interessiert schaute er durch das Gitter, wie man es in einem Zoo tut. „Da wart ihr ja sehr erfolgreich! Alles weitere wird sich morgen finden.“ Er gähnte und verschwand wieder.
    Vom Ufer herauf näherte sich ein stattlicher Triumphzug, denn mittlerweile war die gesamte Ritterschaft auf den Beinen. Voraus marschierten der kleine Herbert und der kleine Egon.
    „Wir haben ihn!“ riefen sie.
    „Wer ist wir?“ fragte Mini-Ritter Eberhard.
    „Die Mädchen haben ihn gefangen! Er wollte mit dem Boot weg.“
    Tatsächlich hatten die Rosenfelserinnen Beni überwältigt.
    Als er zum Steg gekommen war, hatten sie ihn festgehalten, bis die Ritter da waren.
    Dampfwalze, Dieter und Pummel wiederholten das Spiel: Mit Salamiwürsten fuchtelten sie durch das Gitter, um Martina und Jerry in Schach zu halten, während der kleine Eberhard aufschloss. Stephan und Ottokar stießen den Ausreißer hinein.
    „Feierabend!“ sagte Mücke. „Mal muss der Mensch ja auch wieder schlafen, ob er nun Schüler ist oder Dieb.“
    „Wir sind keine Diebe!“ brüllte Beni aus dem Käfig. Andi winkte ab. „Fressalien gehen grade noch. Aber Räder?“ Die Rosenfelserinnen hatten es plötzlich eilig. Während Ottokar die Wachen einteilte, brachten Stephan und Dampfwalze die Mädchen und die Fressalien hinunter an den Steg.
    „Entschuldige, dass ich dich eingesperrt hab!“ sagte Ingrid.
    „Ich habe das vorhin für einen Flachs gehalten.“
    „Schon gut“, brummte Dampfwalze. „Auf die Weise hab ich Martina auch mal richtig in den Griff bekommen.“
    „Eines versteh ich nicht“, sagte Stephan zu Beatrix. „Was habt ihr unten am Steg gemacht, als der Kerl wegwollte? Oben bei uns war’s doch viel interessanter.“
    Die Mädchen grinsten und Beatrix sagte schließlich: „Es ist nicht immer nur da interessant, wo ihr seid. Dahinter werdet ihr schon noch kommen. Gute Nacht.“
     
     
     

Die Sache mit der Ehrlichkeit
     
    Als der Morgen graute, bot der nächtliche Kampfplatz ein Bild des Friedens. In Schlafsäcken und in Decken gewickelt lagen fünf Ritter um ein Lagerfeuer, und die drei dösten hinter dem Gitter. Auch sie hatten sich warm zugedeckt.

    Das war nicht von Anfang an so gewesen. Nachdem die Mädchen sich verkrümelt hatten und die Ritter, bis auf die Wachen, in ihren Betten lagen, hatten sich die drei in die Folterkammer verkrochen. Erst nach ungefähr einer Stunde kamen sie wieder aus dem Stollen und streckten die Hände durch das Gitter, um sie an Dampfwalzes Feuer zu wärmen.
    Darauf holte der kleine Eberhard aus der Burg Decken und Schlafsäcke. Ottokar kochte Fleischbrühe für alle. Martina bedankte sich sogar, indem sie den Rittern Bier und Zigaretten anbot.
    „Bemüh dich nicht! Die rauchen und trinken doch nicht in diesem Kindergarten hier!“ sagte Jerry verächtlich. Ottokar und Dampfwalze sahen einander an, und Stephan, der jetzt schlafen sollte, weil er die letzte Wache hatte, setzte sich auf. „Woher kennt ihr euch eigentlich so gut bei uns aus?“
    „Sehr einfach“, sagte Martina. „Aus eurer Zeitung ,Wappenschild’. In der Folterkammer liegt ja so eine Art Sammelband.“
    Die Ritter schüttelten die Köpfe, und der kleine Eberhard trommelte mit den Fäusten auf den Boden. „Mann! Klar. Das ist ja wie ‘ne Gebrauchsanweisung.“
    Alle lachten. Die vier vor dem Gitter ebenso wie die drei dahinter. Und dann redeten sie miteinander. Alle Müdigkeit war verflogen. Die Ritter staunten nur so über das, was sie da zu hören bekamen.
    Stephan nickte Ottokar immer wieder zu, als wolle er sagen: Jetzt sehe ich erst, wie schön wir’s hier haben!
    Die drei kamen von weit her — aus einer Gegend über fünfhundert Kilometer entfernt. Auch sie gingen noch zur Schule, waren aber von zu Hause durchgebrannt. Der Vater von Martina und Beni hatte wenig Verständnis für die beiden. Er war jähzornig und übermäßig streng. Wegen jeder Kleinigkeit bekamen sie Ohrfeigen. Bis Jerry, Benis bester Freund, die Idee hatte: Sein Onkel, Rechtsanwalt und Spezialist für Jugendrecht, wohnte in der Nähe von Neustadt. Zu ihm waren sie unterwegs. Sie hatten den größten Teil der Strecke mit der Bahn zurückgelegt. „Alles vom Taschengeld!“
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