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Das Rätsel von Burg Schreckenstein

Das Rätsel von Burg Schreckenstein

Titel: Das Rätsel von Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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fleißig“, meinte Andi.
    „Ist eben ein sehr hochtouriger alter Herr, luftgekühlt!“ antwortete Eugen sachverständig.
    Doch so fleißig Mauersäge auch „schaltete“, Harro gehorchte überhaupt nicht. Schnuppernd kam er den Hang herauf und schnüffelte durch das Gitter, das den Erdbuckel neben dem Acker abschloss. Im Innern musste sich eine alte Wasserpumpe befinden — genauer hatten sich die Ritter nie dafür interessiert. So rasch ihn seine dünnen Beine trugen, stürmte Mauersäge hinterher und fuchtelte wild mit dem Spazierstock.
    „Harro... ks... Komm sofort hierher! Das ist... ks... ks... pfui!“
    Stephan, der in der Nähe des unfolgsamen Vierbeiners arbeitete, ging hin und nahm ihn am Halsband. „Nun geh schon, Harro! Da gibt’s kein Wasser. Die Pumpe da drin ist längst verrostet.“
    Mauersäge war fast herangekommen, blieb stehen und lachte laut. „Pumpe... ks... Hahaha... trefflicher Witz! Das ist ein... ks... ein Fluchtgang, mein Junge. 1697 hat er meinem... ks... meinem Vorfahren Emmeran von Schreck... ks... das... ks... Leben gerettet! Damals war der Ausgang durch einen... ks... einen Busch verdeckt. Das Gitter habe ich erst machen lassen.“
    Auch Stephan „schaltete“ sofort: „Und wo mündet der Gang in der Burg?“
    Wieder lachte Mauersäge schallend. „Das... ks... das habt ihr noch nicht entdeckt? Na, dann sucht mal schön!“ Kichernd vor Vergnügen nahm er Harro am Halsband und stapfte den Hang hinunter, Stephan sah Mücke an. „Ein Fluchtstollen von der Burg — und wir haben nichts davon gewusst! Das ist uns aber sehr peinlich.“
    „Nicht mehr lange!“
    Dampfwalze war herübergekommen. Er zog einen Dietrich aus der Tasche, steckte ihn in das Schlüsselloch der Gittertür und sagte: „Passt.“ Aber drehen ließ sich der Dietrich nicht.
     
     
     

Strengste Geheimhaltung
     
    Wie ernst die Ritter das klauende Schlossgespenst nahmen, das wurde erst bei Dunkelheit deutlich.
    In dieser Nacht lauerte überall jemand.

    Einer versteckte sich vor dem andern. Jeder beobachtete jeden. Ging einer über den dunklen Gang, immer schlich jemand nach, um festzustellen, wohin der Unbekannte ging und ob er etwa „Diebesgut“ bei sich trug. Und hinter dem Nachschleichenden schlich schon der nächste... Die ganze Schule schien auf den Beinen zu sein. Jeder wollte den ausfindig machen, der das Besondere an Schreckenstein zu zerstören drohte: die absolute Ehrlichkeit und das gute Einvernehmen zwischen Jungen und Lehrern.
    Außenstehende wollten nie recht glauben, dass es das überhaupt geben könne. Sie schüttelten zumeist verständnislos die Köpfe. Aber es stimmte, und die Schreckensteiner waren stolz darauf.
    Unhörbar kam Ottokar ins Zimmer zurück. „Mordsbetrieb draußen“, stellte er fest. „Ein Sherlock Holmes stolpert über den andern.“
    „Dann tun wir am besten das, was der, den wir suchen, vermutlich auch tut“, sagte Stephan. „Genau!“ Fritz gähnte. „Gehen wir schlafen.“
    Es wurde viel und ausgiebig gegähnt am nächsten Tag. Beim Frühstück und vor allem im Unterricht. Nicht nur die Ritter waren übernächtigt. Auch Lehrer wie Rolle und Gießkanne bekamen bei ihren pädagogischen Ausführungen plötzlich schmale Augen und taten hinter vorgehaltener Hand so, als würden sie tief durchatmen.
    „Was gibt’s denn heute Mittag?“ fragte Mücke in einer Pause quer über den Flur.
    „Gehackten Missionar!“ rief der kleine Kuno herüber. Er war für die frischen Handtücher in der Küche zuständig und wusste daher immer über den Küchenzettel Bescheid.
    „Schweinerei“, schimpfte Andi. „Und wir haben Augias.“
    Dieses Wort, aus der berühmten Sage von dem völlig vergammelten Stall des Augias übernommen, bezeichnete neuerdings die Inspektion der Kleiderschränke während des Mittagessens. In unregelmäßigem Turnus wurden zwei Ritter von Ottokar dafür eingeteilt.
    Heute waren Mücke und Andi an der Reihe. Wer in seinem Schrank eine das Maß Schreckensteiner Großzügigkeit überschreitende Unordnung hatte, wurde aufgeschrieben. Seinen Namen verlas Ottokar noch während des Essens. Darauf musste der Genannte sofort den Esssaal verlassen und aufräumen. Mildere Methoden hatten sich leider nicht bewährt.
    Die beiden „Inspektoren“ selbst aßen später. Das war der Menge und Temperatur des Übriggelassenen wegen nicht beliebt.
    „Vorsicht, Lawinengefahr!“ warnte Andi, als habe er dem Schrank des kleinen Eberhard schon von außen angesehen, was sich
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