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Das Rätsel von Burg Schreckenstein

Das Rätsel von Burg Schreckenstein

Titel: Das Rätsel von Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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auf den steinernen Richtertisch und hörten bei Kerzenlicht Dampfwalze zu, der den Hergang noch einmal in allen Einzelheiten schilderte. „Wenn du vor dir auf der andern Seite der Säule jemand gehört hast und dann von hinten angefallen worden bist, dann waren’s doch mehrere?“ kombinierte Stephan.
    Aber Dampfwalze schüttelte den Kopf. „Nur die Gangsterbraut.“
    Auch Ottokar äußerte Zweifel: „Das geht doch rein technisch gar nicht. Es müssen mehrere gewesen sein. Überleg noch mal!“
    „Nein! Auf Eberhards Husten hin hat sie natürlich einen großen Bogen gemacht und ist dann von hinten gekommen.“
    „Mit Erfolg“, frotzelte Mücke. Da kam Andi zurück.
    „In seinem Bett ist er nicht!“
    „Dann hat sie ihn wahrscheinlich entführt“, meinte Mücke, doch es klang nicht, als sei das sein Ernst. Dampfwalze, der noch immer seine Schulter massierte, stand auf und verkündete: „Ich muss unbedingt was essen.“
    „Lass bloß das Paket drin“, warnte Ottokar.
    „Warum? Jetzt, wo ich sie erwischt habe, weiß sie doch...“ Er trat auf die zwischen die Steinfliesen eingelassene Holzleiste.
    „Erwischt ist gut!“ brummte Mücke. Weiter kam er nicht, denn die Tür des Kastens war aufgegangen. Nur, Paule kam nicht wie sonst drohend mit der Sense heraus. Er klemmte. Neben ihm stand ein verschnürtes Bündel im Trainingsanzug und mit einem Tuch über dem Mund: der kleine Eberhard.
    Die Ritter staunten nicht lange, sondern handelten. Vorsichtig hoben sie ihn heraus, lösten das Sprungseil, mit dem er gefesselt war, und befreiten ihn von dem Tuch, worauf er schrecklich hustete und wie ein Maikäfer nach Luft schnappte.
    „Lass ihn erst mal zu sich kommen“, schimpfte Stephan, als Dampfwalze den arg Zerschundenen sofort mit Fragen bestürmte.
    „Gib ihm lieber was von deiner Schokolade.“
    Das ließ sich Dampfwalze nicht zweimal sagen. Die Schachtel stand noch hinter Paule. Auch die Schokolade war noch drin. Er nahm eine Tafel, gab Eberhard eine Hälfte und schob sich die andere auf einmal in den Mund.
    Ottokar schüttelte den Kopf. „Ich sag’s ja, wenn einer eine große Klappe hat...“
    Der tapfere kleine Ritter kaute und schniefte, hustete und schluckte und berichtete gleichzeitig. Er verschwieg auch nicht, dass er mittags an der Tür gelauscht hatte und durch sein Husten an allem schuld sei.
    „Und wie sahen die zwei aus?“ wollte Stephan wissen.
    „Keine Ahnung. Es war ja dunkel. Nur beim Fesseln hat der eine mal kurz geleuchtet. Aber von uns sind sie nicht. Die sprechen einen ganz komischen Dialekt.“
    Ottokar stand auf und rieb sich die Hände. „Jetzt ist mir aber schon bedeutend wohler!“
    „Mir auch!“ pflichtete ihm Stephan bei und wandte sich an Eberhard: „Du bist zwar eine neugierige Tüte, aber ausnahmsweise eine nützliche. Hast dich ganz beachtlich gehalten. Nur eines merk dir: Bis der Fall geklärt ist, gilt strengste Geheimhaltung!“
    „Ehrensache“, der kleine Eberhard hob die rechte Hand und grinste mit seinem zerschundenen Gesicht, „vorausgesetzt, ich bin auch weiterhin dabei.“
    „Und ob du dabei bist“, bestätigte Ottokar. „Dir werden noch die Zähne klappern! Du wirst unser Lockvogel!“
    „Die Idee!“ Andi schlug sich auf die Schenkel, während der kleine Eberhard zweifelnd von einem zum andern sah. „Wie geht das? Was muss ich da tun?“
    Mücke lächelte wie ein guter Vater. „Gar nichts, mein Junge. Du bist nur der Regenwurm am Angelhaken. Du wirst zwar gefressen, aber dadurch erwischen wir sie.“
     
     
     

Auf eigene Faust
     
    Beim Dauerlauf vor dem Frühstück humpelten die Ritter über die gepflegten Kieswege des gräflichen Gartens, als hätten sie alle Wasserblasen an den Füßen. Dabei fehlte ihnen nichts außer Schlaf. Die gesamte Schule war offenbar auf den Beinen gewesen.
    „Es ist einfach nicht mehr wie früher!“ klagte Fritz müde beim Frühstück.
    Strehlau als Musterschüler sah die Sache nüchterner. „Das kommt von unserem idiotischen Misstrauen! Statt dass wir zusammenarbeiten und Wachen einteilen, schleicht jeder auf eigene Faust durch die Gegend.“
    „Eine Schweinerei!“ bestätigte Dieter. „Wenn ich mir den zerkratzten Eberhard ansehe...“
    „Vielleicht hat er eine Fledermaus im Schlaf gestört?“ sagte Klaus, der Witzbold. „Was muss auch so ein Mini-Ritter rumspionieren?“
    Dieter lachte. „Wir sind ihm ja begegnet. Sah lebensgefährlich aus!“
    Den Spitznamen „Mini-Ritter“ hatte der kleine Eberhard
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