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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman
Autoren: Aufbau
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tot.« Der Kerl hinter ihm hob seine Fackel.
     »Umdrehen«, befahl er harsch.
    Gero tat was man ihm sagte, während er immer noch das Messer an seinen Rippen spürte. »Roland?«
    |743| »Allmächtiger!« Roland von Briey hätte beinahe seine Fackel fallen gelassen.
    Mit einem weißen Nachthemd bekleidet und einer Schlafmütze auf den Kopf, sah er aus wie ein beleibtes Gespenst, das sich auf
     nächtlicher Wanderschaft befand.
    »Gero!«, stieß er immer noch ungläubig hervor. Wie geblendet trat er zurück und setzte eine Miene auf, als habe er den Teufel
     persönlich vor sich. »Sag, dass du keine Erscheinung bist!«
    »Nein«, beruhigte ihn Gero, während ihm beinahe die Stimme versagte. »Ich bin aus Fleisch und Blut. Aber bitte frag mich nicht,
     wie ich hierher gekommen bin. Ich suche Amelie. Ist sie bei euch?«
    »Ja, aber…«, stotterte der Vogt. »Ihr ging es nicht gut. Sie hat das Kind verloren. Was ist mit Struan, ist er auch hier?«
    Gero überging die Frage. Die Angst um das Mädchen überwältigte ihn beinahe. »Sie hat das Kind verloren? Ist sie tot?«
    »Nein. In Gottes Namen, sie lebt, aber die Angst um Struan hat sie schier in den Wahnsinn getrieben. Erst recht als die Zeit
     verging und kein Lebenszeichen von euch kam. Die letzten Wochen hier oben waren die reinste Hölle«, erklärte Roland. »Seitdem
     das Trierer Domkapitel Balduin von Luxemburg zum neuen Erzbischof gewählt hat, gehen dessen Boten bei uns ein und aus. Man
     hat deinem Vater damit gedroht, ihm das Lehen zu nehmen, falls er dich oder einen deiner Kameraden auf der Burg versteckt
     hält. Du kannst hier nicht bleiben. Sie suchen dich und auch den Schotten. Mehr als je zuvor.«
    »Bring mich zu Amelie. Bitte.«
    Roland von Briey war viel zu verdattert, um Geros Aufforderung zu hinterfragen.
    Bevor Gero die Kammer des Mädchens öffnete, erschien eine weitere Gestalt auf dem Flur. Es war Richard von Breydenbach. Sein
     Blick erschien im ersten Moment nicht weniger ungläubig als der von Roland, doch dann stürzte er auf seinen verloren geglaubten
     Sohn zu und umarmte ihn heftig.
    »Gero! Dank, O Herr, meine Gebete wurden erhört.« Seine Stimme klang rau. »Wo sind deine Kameraden?« Richard löste die Umarmung.
     Sorgenfalten zeichneten seine Stirn, als er seinem Jüngsten mit einem Blick zwischen Hoffen und Bangen ins Gesicht schaute.
    |744| »An einem fernen Ort, der weder für den Papst noch für den König von Franzien erreichbar ist«, erwiderte Gero leise. »Auch
     ich muss dorthin zurück. Aber vorher möchte ich Amelie zu uns holen. Struan ist schwer verletzt. Ohne sie wird er es nicht
     schaffen.«
    Roland war anzusehen, dass er nichts von all dem verstand. Doch Geros Vater nickte wissend.
    »Gut«, sagte er beinahe erleichtert. »Erst vor ein paar Tagen erreichte uns eine Abschrift der Bulle »Pastoralis praeeminentiae«.
     Jetzt will Papst Clemens die Templer auch in den übrigen Ländern verfolgen lassen. Wie steht es um eure Sicherheit? Behandelt
     man euch anständig?«
    »Ja, Vater. Macht Euch keine Sorgen! Es geht um Euch und um unsere Familie. Wenn Ihr und Mutter und Eberhard …« Gero schluckte.
     »Wenn Ihr mir folgen wollt, dann sagt es mir getrost. Ich denke, es wäre möglich.«
    »Soll ich hier alles im Stich lassen, Junge? Ich habe die Verantwortung für mehr als zweihundert Seelen.«
    »Und was geschieht, wenn Balduin Euch tatsächlich das Lehen nimmt? Es gibt eine Prophezeiung, die besagt …«
    »Ich will davon nichts hören«, zischte Richard. »Ich glaube nur, was Gott der Allmächtige verheißt. Und nun geh und hol das
     Mädchen. Ich möchte nicht, dass deine Mutter noch wach wird und sich beunruhigt. Ich werde ihr einen Kuss von dir geben und
     ihr sagen, dass es dir gut geht.« Richard bemühte sich, seine Fassung nicht zu verlieren.
    Zögernd öffnete Gero die Tür zur Kammer des Mädchens. Einen Moment blieb er an ihrem Bett stehen und betrachtete ihr bleiches
     Antlitz, bevor er ihr über die Wange strich und sie damit weckte.
    »Gero …« Ungläubig blinzelte sie ins Licht und rieb sich die Augen, als ob sie einen Traum verscheuchen wollte. Dann folgte
     ein gellender Aufschrei.
    »Struan!«
    Gero nahm Amelie vorsichtig in seine Arme. Als sie sah, dass der Schotte nicht bei ihm war, begann sie hemmungslos zu weinen.
    »Er ist tot! Habe ich recht? Sag mir, dass er tot ist!«
    Gero streichelte sanft über ihr Haar. »Struan lebt«, sagte er ruhig. »Aber ohne dich wird er sterben.«
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