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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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bogen, »und da ist Vidas gräßliche Kneipe. Sieht sie nicht richtig gemein aus?«
    Es war ein grell getünchtes Haus, das gar nicht in die sanfte Landschaft paßte, ein zweistöckiges Gebäude, das einmal ganz malerisch gewesen sein mochte, jetzt aber mit scharf kontrastierenden Farben bemalt war, um ihm ein modernes Aussehen zu verleihen. Es lag unmittelbar an der Straße, direkt neben der Brücke, die ihm seinen Namen gegeben hatte. Das war das Hotel, das Vida Cox gekauft hatte, als sie in einer ausländischen Lotterie den Hauptgewinn gezogen und ihren Mann überredet hatte, seine Farm zu verkaufen. Nach einem Jahr Hotel-Dasein, in dem er die Treulosigkeit seiner Frau und ihren völligen Mangel an Zuneigung zu ihm gründlich kennengelernt hatte, verließ er sie und ging aufs Land zurück, freilich nur als Schäfer und Landarbeiter zu Mrs. Sutherland. Vida war im Hotel geblieben. Sie pfiff auf die öffentliche Meinung, machte Geld und ermutigte die Jugend des ganzen Bezirks zu allem möglichen Unsinn. »Ich höre, daß sie gute Geschäfte macht, und auf alle Fälle hat sie einen wunderbaren neuen Wagen«, sagte Alice Sutherland mit gewohnter Nachsicht.
    »Nach außen Handel treiben und insgeheim spielen«, bemerkte Bill kurz. »Eines Tages wird sie ihre Konzession verlieren.«
    »Donnerwetter, das ist ihr neuer Wagen! Ist er nicht prima?« bemerkte Jerry, als er den rot und weiß gespritzten Wagen entdeckte, der vor dem Hotel stand. »Aber das Getriebe ist angerostet; sie wird noch große Scherereien damit kriegen. Denkt euch, was sie neulich gemacht hat! Da hat sie den Hund der alten Frau Nicol totgefahren!« Jerry legte eine Pause ein für den Ausbruch des mitleidigen Entsetzens, der unvermeidlich folgen mußte.
    »Doch nicht den alten Tip?« schrie seine Schwester wie erwartet. »Oh, wie gemein von ihr! Er war so ein netter alter Hund, und Florrie und Jakob haben ihn so geliebt. Er war richtig wie ein Kind für sie, und sie haben doch sonst so wenig. Wie ist das denn passiert?«
    Jerry, der ebenfalls mächtig entrüstet war, begann die Tragödie in allen Einzelheiten zu beschreiben. »Sie schoß los wie eine Furie. Doch, Mutter, das ist schon richtig. Das sind Bills eigene Worte.« Bill und Mrs. Sutherland wechselten einen Blick humorvollen Einverständnisses. »Sie fuhr auf der falschen Seite um die Ecke, und da war der alte Tip. Er war nicht mitten auf der Straße, sondern mehr auf der rechten Seite. Sie fuhr über ihn hinweg und hielt noch nicht mal an! Sowohl Herr wie auch Frau Nicol waren dabei und haben es gesehen. Sie hat einfach den alten Tip ermordet.«
    Hier mischte sich Alice besänftigend ein: »Zum Glück war es in einem Augenblick vorbei. Er kann nicht sehr gelitten haben.«
    »Bill ging zu den Nicols, um sie — na, um sie sozusagen zu trösten«, erzählte Jerry weiter. Bill schaute unbehaglich um sich und warf Jerry einen beschwörenden Blick zu. »Und er sagte ihnen, daß er ihnen eins von Flirts Jungen schenken würde«, fuhr Jerry ungerührt fort. »Diese jungen Hunde sind ziemlich wertvoll, und die Nicols sagten, daß sie ihr das nie verzeihen würden. Sie wäre der Fluch des ganzen Bezirks, und sie hofften bloß, daß irgendwer sie genauso ermorden würde, wie sie Tip umgebracht hätte.«
    »Jerry«, erklärte Mrs. Sutherland mit Nachdruck, »du redest viel zuviel! Und woher weißt du das überhaupt alles? Du warst doch im Bett, und Bill hat mit mir gesprochen.«
    »Ach geh, Mum, du wußtest doch, daß die Türen offenstanden«, verteidigte sich Jerry. »Es war nicht meine Schuld, daß du die Eßzimmertür offengelassen hast. Was soll da so ein armer Kerl wie ich machen!? Sich die Ohren zuhalten? Aber ich habe mit niemandem darüber gesprochen, auch nicht darüber, daß Alec sich Geld borgt und dann verspielt.«
    »Nun ist’s aber genug«, erklärte Bill energisch. »Hör sofort mit deinem Geschwätz auf. Wenn so ein Bursche wie du zufällig solche Sachen hört, gehört es sich, daß er den Mund hält und nicht darüber redet. So, und da sind wir.« Er wendete den Wagen vor einem Weidezaun und fuhr langsam eine hübsche baumbestandene Auffahrt zu einem Hause hinauf, das auf einer Anhöhe oberhalb der Straße stand. Beth war im selben Augenblick, als der Wagen hielt, hinausgeschlüpft und durch die Veranda in das vertraute, alte Haus gestürmt. Nichts hatte sich verändert. Es war genauso, wie sie es sich an jenem Abend in dem luxuriösen Hotel in Honolulu vorgestellt hatte, als sie
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