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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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auf ihre Geldbörse aufzupassen, klug und verschwiegen zu sein, besonders Fremden gegenüber — sie hörte kaum noch auf seine Ermahnungen.
    Und sie folgte seinen Ratschlägen auch nicht. Wenn sie es getan hätte, hätte sie wohl kaum mit Bruce Freundschaft geschlossen, mit dem lieben, sorglosen Bruce mit den strahlenden blauen Augen und dem glatten blonden Haar. Sie hatte ihn auf dem allerersten allgemeinen Rundgang getroffen, und danach war es für ihn ein Hauptspaß gewesen, ihr die allerinteressantesten Sehenswürdigkeiten in dieser bezaubernden Stadt zu zeigen. Sie waren zusammen gelaufen, hatten zusammen die Brandung genossen, zusammen getanzt, und als sie sich zum letzten Male trafen, hatte er gesagt: »Ich komme zum Flugplatz, um Sie abfliegen zu sehen. Aber für den Fall, daß wir uns verfehlen, geben Sie mir lieber schon Ihre Heimatadresse!«
    So hatte sie aus ihrer Handtasche das Stück grünes Papier genommen, auf das sie für ihn ihre Quiz-Antworten geschrieben hatte, weil er so über die komischen Namen gelacht und gesagt hatte: »Ich wette, daß Sie sie nicht buchstabieren können!« Aber sie konnte es, und sie hatte sie aufgeschrieben, und dann, an jenem letzten Tage, als er sie um ihre Adresse bat, hatte sie ein Stück von dem Blatt Papier abgerissen und sie für ihn aufgeschrieben. Er hatte es eingesteckt und vergnügt gesagt: »Danke! Erwarten Sie mich in einer Woche etwa in Ihrem Dorf, aber inzwischen treffen wir uns erstmal am Flughafen!«
    Das war am Schluß ihres Einkaufsbummels gewesen, als er mit ihr gegangen war, um Reiseandenken für die Lieben daheim mit auszusuchen. Er hatte soviel zu ihren Gunsten gefeilscht und gehandelt, daß sie mit ihrem schmalen Geldvorrat viel weiter gekommen war, als sie gefürchtet hatte. Als sie mit den Einkäufen fertig waren, hatte er gesagt: »Und nun will ich Ihnen etwa schenken! Oh, erwarten Sie nichts Unerhörtes! Ich denke nicht an Diamanten! Nur irgend etwas, was Sie an all den Spaß erinnert, den wir zusammen gehabt haben.«
    Aber sie hatte gezögert und gesagt: »Herrlichen Spaß, aber lassen Sie es uns nicht verderben — ich brauche keine Geschenke.« Und eine flüchtige Vision von Bills Gesicht hatte sich warnend vor ihrem inneren Auge erhoben, und sie hatte ihn knurren hören: »Laß dir nichts von dem Kerl schenken! Wenn da etwas ist, was du dir wirklich wünschst, will ich es dir kaufen!«
    Bruce hatte ihre Bedenken hinweggelacht, und schließlich hatte sie sich mit einer ganzen Kleinigkeit einverstanden erklärt, war vor einer Auslage von glänzenden Schmucksachen stehengeblieben und hatte gesagt: »Na gut, wenn Sie durchaus wollen!? Eine von diesen Hibiskus-Broschen! Ich liebe diese großen roten Steine. Sie sind so fröhlich!« Er hatte zuerst ein bißchen gebrummt, davon wären ja hundert eine wie die andere, und es wäre ein schrecklich billiges Geschenk für ein so hübsches Mädchen.
    »Das oder nichts«, hatte sie jedoch mit lachender Bestimmtheit geantwortet, und er hatte schließlich zugestimmt. Beth war begeistert gewesen. Ihr kindliches Vergnügen an ganz einfachen Dingen war mit das Netteste an ihr, und die Tatsache, daß, wie Bruce sich beklagte, wahrscheinlich ein Dutzend Mädchen herumliefen mit genau den gleichen Schmuckstücken, machte ihr nicht das geringste aus.
    »Nicht soviel, wie wenn es das Kleid oder der Hut wäre«, hatte sie gesagt, und soeben hatte sie das Ebenbild ihres kostbaren Hutes entdeckt! Noch schlimmer war, daß sie im selben Augenblick auch das gleiche grüne Kostüm sah, das sie selbst trug. Beth starrte auf die Frau, die nicht geruhte, von ihr Notiz zu nehmen, und dann mußte sie lächeln; denn das Kostüm war wirklich von der gleichen Farbe, sogar vom gleichen Schnitt, aber da war es auch schon vorbei mit der Gleichheit. Das grüne Leinenkostüm, von einer anderen Frau getragen — »greuliche Person«, wie Beth sie höchst ungerecht betitelte — , war wahrscheinlich ein Pariser Modell, während das ihre daheim angefertigt worden war auf der alten Tretnähmaschine, die gegen eine modernere einzutauschen sich Mrs. Sutherland standhaft weigerte. Gut gemacht, dachte Beth großmütig, aber trotzdem...
    Kein Bruce, und kaum noch zehn Minuten bis zum Aufruf ihrer Maschine! Beth wünschte, sie hätte die Brosche nicht angenommen. Wenn es so eine Last für ihn war, sie zum Flugzeug zu bringen, dann konnte er wirklich keinen großen Wert auf ihre Freundschaft legen. Sie griff an ihren Jackenaufschlag und merkte
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