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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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brauchte und daß, wie gewöhnlich, Mrs. Sutherland aushelfen mußte. Sie lächelte ihrer Tochter zu, als sie in die Küche kam, und sagte: »Liebling, mach uns einen guten Tee! Ich habe schrecklichen Durst, aber ich kann meine Arbeit nicht unterbrechen. Die arme Janet Stone hat mich heute nacht ganz aufgeregt angerufen. Ruth Smythe hatte versprochen, ein paar Sandkuchen beizusteuern, aber ihre Tante ist gestorben, und Ruth mußte schleunigst in die Stadt fahren. Da habe ich versprochen, sechs zu backen. Dann habe ich eine ganze Reihe von Leuten angerufen, die ebenfalls einspringen.«
    »Das sieht dir ähnlich, Mum! Mit anderen Worten, du machst sechs, und die anderen machen jede einen«, meinte Beth mit liebevollem Spott, während sie den Elektrokocher anstellte.
    »Ach ja, unsere guten Hühner legen so prächtig, und die anderen scheinen alle um Eier verlegen zu sein. Ach, da kommt Leo wegen des Milchkübels. Gib ihm auch eine Tasse Tee, Beth!«
    Leo Cox sah in dieser frühen Morgenstunde nicht gerade zum besten aus. Er war ein riesiger mürrischer Mann mit schweren Augenbrauen und tiefliegenden, argwöhnischen Augen. Beth wunderte sich oft, daß ihre Mutter immer so nett und freundlich zu ihm war. Er war freilich ein ausgezeichneter Arbeiter; aber Beth fand ihn doch äußerst schwierig mit seinen Launen und mit seinen schweren Anfällen von Depression. Er schloß sich dann regelmäßig in seiner Hütte ein und trank die ganze Nacht hindurch.
    An diesem Morgen war er stocknüchtern und brachte es doch wenigstens zu einem bärbeißigen »Guten Morgen« als Antwort auf Mrs. Sutherlands Begrüßung. Schweigend trank er seinen Tee und trottete dann mit seinem Milchkübel davon.
    »Na, er ist ja ganz liebenswürdig heute morgen. Das ist ja ein wahrer Segen. Ich wundere mich oft, wie du mit ihm fertig wirst, wenn er einen seiner Anfälle hat«, meinte Beth.
    »Er hat sie nicht so oft, und er hat auch eine ganze Menge gute Seiten. Er ist sehr ehrlich und ein guter Arbeiter, und er ist immer bereit, mir zu helfen, wenn er nüchtern ist, was doch drei Viertel der Zeit der Fall ist. Der arme Mann, er ist sehr unglücklich!«
    »Warum bleibt er denn in dieser Gegend? Und wie um alles in der Welt kann er sich so um diese gräßliche Vida grämen?? Ich meine, er kann froh sein, daß er sie los ist. Und wenn er nur einen Funken Verstand besäße, würde er sich davonmachen und alles, was mit ihr zusammenhängt, vergessen.«
    Alice hatte sich gesetzt und fing an, ihren Tee zu trinken.
    »Ach, Beth, so einfach liegen die Dinge selten. Leo hat seine Frau einmal wirklich geliebt, und irgendwie liebt er sie noch — und haßt sie zugleich. Eins ist er ihr gegenüber jedenfalls nicht: gleichgültig. Er hat mir einmal gestanden, daß sie ihn noch immer errege und daß er sie einfach nicht vergessen könne.«
    »Da muß er schön betrunken gewesen sein, um so einen Unsinn zu reden. Wirklich, sie hatten doch die schrecklichsten Streitereien miteinander, und jeder fürchtete, es würde eines Tages mit Mord und Totschlag enden, wenn er das Lokal nicht verließe.«
    »Ja, so war es im letzten Jahr, aber vorher nicht. Sie kamen ganz gut miteinander zurecht, als sie noch ihre kleine Farm hatten, und ehe Vida diesen unglücklichen Lotteriegewinn machte. Das Geld hat sie ruiniert und ihre Ehe zerrüttet.«
    »Weil sie ihn veranlaßt hat, die Farm zu verkaufen und das Hotel zu erstehen? ja, warum hat er ihr denn nachgegeben? Das hätte er ja nicht zu tun brauchen! Das war eine unverzeihliche Schwäche von ihm.«
    »Männer — und auch Frauen — werden schwach, wenn sie von jemandem bezaubert sind.«
    »Bezaubert von so einer Person? Oh, ja, ich weiß, sie ist hübsch; aber sie hat überhaupt kein Herz.«
    Alice stand auf. »Ja, ich fürchte wirklich, daß sie keine besonders nette Person ist. Aber ich kann hier kein Plauderstündchen mit dir halten. Ich muß ja die nächsten zwei Kuchen backen, und die ersten müssen sofort aus dem Ofen.«
    Doch Beth wollte noch etwas sagen: »Merkwürdig, wie so eine Frau so vielen Männern zusetzen kann! Leo, der so blind ist, daß er sie immer noch liebt, und all die armen Jungs, die sich um die Kneipe herumtreiben, und der alte Nicols, dessen Hund sie umgebracht hat, und...«
    Hier wurde die Aufzählung von Vida Cox’ Sündenregister durch Jerry unterbrochen, der hereinkam, entsetzlich gähnte und dann genüßlich den Kuchenduft einsog, der die Küche erfüllte.
    »Hallo, ihr beiden! Donnerwetter, hier
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