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Das Rätsel der Geisterstadt

Das Rätsel der Geisterstadt

Titel: Das Rätsel der Geisterstadt
Autoren: Mary Pope Osborne
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folgte.
    Schließlich hatte Dusty die Herde eingeholt und lief etwas langsamer.
Dusty trabte neben Slim und Anne
her.
»Hey, du!«, begrüßte ihn Slim.
»Hey, ihr!«, erwiderte Philipp.
»Alles in Ordnung?«, fragte Anne.
»Natürlich«, sagte er. »Und bei dir?«
»Super«, sagte sie.
»Das war ein toller Ritt, Shorty!«, lobte Slim ihn.
Philipp grinste. Inzwischen gefiel ihm
sogar sein neuer Name.
»Wohin geht's, Boss?«, wandte er sich
wieder an den Cowboy.
»Zum Blue Canyon«, antwortete
Slim.
»In Ordnung«, antwortete Philipp
und fühlte sich richtig gut.
»Hier lang«, sagte Slim nach einer
Weile. Er gab seinem Pferd einen Klaps,
und die kleine Truppe ritt wieder schneller.
Der Cowboy lenkte die Herde nach
links. Sie durchquerten einen tiefen,
schmalen Pass. Dann kamen sie in eine ganz merkwürdige Schlucht. Eine
kleine Ebene war umgeben von hohen
Felswänden. Im Mondlicht warfen sie
riesige Schatten.
    »Hier im Blue Canyon können wir die
Pferde grasen lassen«, sagte Slim.
Er half Philipp vom Pferd. Anne glitt
allein von Abendrots Rücken.
»Bring Abendrot zu seiner Mutter!«,
bat Slim Anne.
Das tat Anne nur zu gern. Sie freute
sich, als sie im sanften Mondlicht sah,
wie die beiden Mustangs sich zärtlich
aneinander rieben und leise wieherten.
Als Philipp Dustys feuchten Hals tätschelte, fielen ihm die beiden letzten
Regeln wieder ein: Lob und Belohnung.
»Danke«, flüsterte er Dusty ins Ohr.
»Das hast du toll gemacht! Du warst
absolute Spitze!«
Slim nahm Dusty den Sattel ab und
reichte Philipp die Satteltaschen.
»Trag sie rüber zur Grünfläche. Dort
werden wir unser Lager aufschlagen«,
sagte er.
    Als Philipp die schweren Satteltaschen
trug, spürte er wieder die steifen, viel zu
engen Stiefel an seinen Füßen. Er
plumpste erschöpft auf den Boden. Er
war unglaublich müde. Anne setzte sich
zu ihm.
»Sie sehen so froh aus! Toll, dass sie
wieder frei und zusammen sind!«, sagte
sie mit einem zufriedenen Blick auf die
Mustangs.
»Stimmt«, sagte Philipp. »Wenn wir
jetzt noch die Lösung unseres Rätsels
hätten, wäre ich wunschlos glücklich«,
sagte er.
»Das stimmt«, sagte Anne.
»Hey, Slim«, rief sie. »Ich habe eine
Frage.«
»Schieß los!«, sagte der Cowboy.
»Wissen Sie zufällig die Lösung für
dieses Rätsel?«, fragte Philipp. »Auf einmal, wie aus heiterem Himmel, vernehmt ihr leise meine Stimme: Wer bin
ich? Bin ich?«
Slim überlegte kurz, dann antwortete
er: »Tut mir Leid, Shorty, das weiß ich
nicht.«
Philipp war enttäuscht. »Na ja, macht
nichts«, sagte er. »Wir leider auch
nicht.«
»Ich habe auch eine Frage«, sagte Anne. »Warum hat das Klavier in dem Hotel ganz von allein gespielt?«
»Oh, das weiß ich zufällig«, antwortete Slim.
»Wirklich? Weshalb?«, fragte Anne gespannt.
»Das war der einsame Luke«, antwortete Slim. »Er ist der Geist eines Cowboys, der mutterseelenallein durch die
Prärie wandert.«
Philipp setzte sich mit einem Ruck
auf.
»Ich habe ihn gesehen!«, rief er aufgeregt. »Eben fällt es mir wieder ein! Er hat
die Viehdiebe erschreckt! Wenn er nicht
erschienen wäre, hätten sie mich geschnappt!«
»Wirklich?«, sagte Slim überrascht.
»Tja, zum Glück ist Cowboy Luke ein
recht hilfsbereiter Bursche.«
Slim ließ seinen Sattel neben Philipp
und Anne ins Gras fallen und lehnte
sich dann mit dem Rücken dagegen.
»Vor vielen, vielen Jahren war Luke
schrecklich verliebt in eine junge Frau«,
erzählte Slim. »Doch ihr hat es im Wilden Westen nicht gefallen. Deshalb zog
sie wieder nach Osten.«
»Und was geschah dann?«, fragte Philipp neugierig.
»Der arme Luke wurde vor lauter
Kummer wahnsinnig. Jeden Abend kam
er ins Hotel und spielte Klavier. Er spielte immer nur dasselbe Lied -- immer
wieder. Dann, eines Nachts, verschwand
er einfach in der Prärie und wurde nie
wieder lebend gesehen. Seine Knochen
fand man erst Jahre später. Doch die
Leute behaupten, sein Geist käme immer wieder ins Hotel, um Klavier zu
spielen. Wartet, die Melodie geht so.«
Slim zog eine Mundharmonika aus
der Tasche und begann, eine Melodie zu
spielen. Es war dasselbe Lied, das Philipp und Anne am frühen Abend in dem
verlassenen Hotel gehört hatten.
Philipp legte sich wieder auf den Rücken und lauschte der Melodie. In der
Ferne heulte ein Kojote auf.
    »Ich muss mir unbedingt ein paar Notizen machen«, dachte Philipp.
Doch dazu kam er nicht mehr. Er war
noch in derselben Minute eingeschlafen.
Nicht einmal die Stiefel
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