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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima
Autoren: Franziska Wulf
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Schwerverletzte – Unfallopfer, Schussverletzungen, lebensbedrohliche Stichwunden…
    »Na endlich!«, rief Heinrich sichtlich erleichtert, als er Beatrice und Frank um die Ecke biegen sah. »Ich dachte schon, ihr kommt heute gar nicht mehr.«
    »Was ist los?«, fragte Beatrice.
    »Zehn Aufnahmen allein in der letzten halben Stunde, und vor fünf Minuten wurden noch zwei NRWs angekündigt«, erklärte Heinrich kurz. »Wäre schön, wenn ich auf euch zählen könnte.«
    Beatrice stöhnte und schob den Gedanken an einen baldigen Feierabend weit von sich. Natürlich tobte immer dann das Chaos, wenn ohnehin nur ein Kollege auf der Station war.
    Doch bevor sie etwas sagen konnte, meldete sich Frank zu Wort. »Es tut mir leid, Heinrich, aber ich habe noch einen dringenden Termin.« Er warf einen bedauernden Blick auf seine Armbanduhr. »Ich müsste eigentlich schon seit einer Viertelstunde weg sein. Um halb sieben werde ich in Altona erwartet.«
    Er drehte sich um und ging fröhlich pfeifend so rasch Richtung Umkleideraum, wie man es seinem massigen, trägen Körper kaum zugetraut hätte. Plötzlich wusste Beatrice, weshalb sie Frank nicht mochte. Natürlich waren die ersten Tage immer etwas schwierig, es dauerte eben, bis man sich eingewöhnt hatte. Doch so lange Beatrice zurückdenken konnte, erinnerte sie sich an keinen Studenten, der so oft auf dem abgewetzten Ledersofa des Aufenthaltsraums gesessen, Kaffee getrunken und Kekse gegessen hatte wie Frank. Dabei verzichtete er jedoch keineswegs auf kluge Kommentare und Ratschläge. Vermutlich würde er die Zeit auf der Notaufnahme absitzen, ohne jemals wirklich zu arbeiten.
    »Das ist doch die Höhe!«, stieß Heinrich aus und lief vor Zorn dunkelrot an. »Was bildet sich dieser Kerl ein? Den hole ich zurück. So leicht kommt der mir nicht davon.«
    Doch Beatrice legte Heinrich eine Hand auf den Arm. »Lass ihn. Es ist die Sache nicht wert. Wir können jetzt wirklich niemanden gebrauchen, dessen Arbeit wir auch noch kontrollieren müssen. Hoffen wir, dass der Nachtdienst bald erscheint.«
    »Zum Glück ist seine Zeit auf der Chirurgie bald um!«, zischte Heinrich wütend. »Nur schade, dass wir keine Beurteilung schreiben dürfen, die in die Abschlussnote einbezogen wird. Ich wüsste schon, was ich zu schreiben hätte.«
    Beatrice unterdrückte ein Lächeln. Kein Wunder, dass Heinrich so wütend war. Er war das genaue Gegenteil von Frank. Niemals wäre es ihm in den Sinn gekommen, in einer solchen Situation einfach nach Hause zu gehen und die Kollegen mit ihrer Arbeit im Stich zu lassen. Sogar als er selbst noch Pjler war, war er oft länger geblieben oder freiwillig früher gekommen, um zu helfen – und zu lernen. Und jetzt als Arzt im Praktikum arbeitete er, als bekäme er ein doppeltes Oberarztgehalt und nicht den Hungerlohn von weniger als tausend Euro im Monat, mit dem alle AiPler abgespeist wurden. Heinrich war so fleißig, dass Beatrice sich manchmal schämte. Im Vergleich zu ihm war sie faul und träge.
    »Vergiss es. Dann sind wir eben nur zu zweit«, sagte Beatrice achselzuckend und zog sich ebenfalls eine Plastikschürze und Handschuhe an. »Hast du schon die Anästhesisten verständigt?«
    Heinrich nickte.
    »Gut. Was liegt an? Was können wir erwarten?«
    »Am Hauptbahnhof hat sich ein Mann vermutlich in suizidaler Absicht vor die U-Bahn geworfen. Einer der wartenden Fahrgäste wollte Erste Hilfe leisten. Leider kam er dabei mit der Hochspannungsleitung in Berührung, bevor die von der Hochbahn abgeschaltet werden konnte.«
    »Großer Gott!« Beatrice strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Ein Polytrauma und schwere Brandverletzungen. Warum kriegen wir denn beide? Es gibt doch noch andere Krankenhäuser außer uns.«
    Heinrich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht weil wir die nächsten sind und ein Verbrennungsbett haben. Außerdem sind andere Krankenhausleitungen schlauer. Bei Personalmangel schließen die ihre Aufnahmestationen rechtzeitig.«
    Beatrice nickte. Ja, das war ein Problem, das sie untereinander immer wieder beklagten. Gern hätten sie es der Krankenhausleitung gegenüber angesprochen, aber die Chirurgen nahmen so gut wie nie an den Personalversammlungen teil. Ebenso wie den Internisten fehlte ihnen einfach die Zeit dafür. Auch im Betriebsrat waren sie nicht vertreten. Dort saßen von ärztlicher Seite nur Radiologen, Labormediziner und Pathologen.
    »Du hast noch von zehn weiteren Aufnahmen gesprochen. Was ist mit denen?«
    »Die sind alle
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