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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima
Autoren: Franziska Wulf
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sagte er und lächelte. Er kam näher und setzte sich neben sie auf die Bettkante. »Ich bin nicht wirklich hier.«
    Beatrice ließ sich wieder zurücksinken. Sein Duft umhüllte sie, dieser vertraute, warme Duft von Amber und Sandelholz.
    »Was ist mit Tolui?«
    »Sein Vater hat ihn befreit. Rechtzeitig. Ihm ist nichts geschehen.«
    »Das Waffenklirren habe ich mir also nicht eingebildet? Es war wirklich da? Waren dies die Wächter, oder…«
    Saddin lachte. »Nein, die Wächter gehören wohl wirklich eher in das Reich der Märchen. Aber Khubilai ist euch gefolgt. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dich und Tolui allein durch die Steppe reiten zu lassen. Und er kam mit einer Handvoll Soldaten gerade noch rechtzeitig, um dich verschwinden zu sehen.«
    Beatrice seufzte. »Was geschah mit Ahmad?« – »Den Fidawi, diesen verrückten Anhänger der Assassinen?« Saddin schnaubte verächtlich. »Khubilai ließ ihn natürlich noch im Grab gefangen nehmen. Er wurde hingerichtet. Gleich nach der Rückkehr nach Taitu. Tolui selbst hat dem Henker das Zeichen gegeben.«
    »Warum hat Ahmad das alles getan?«, fragte Beatrice. »Warum war er so wild auf den Stein?«
    Saddin zuckte mit den Schultern. »Wer kann schon einen Fanatiker wie einen Fidawi verstehen? Ich weiß, dass er die Zerschlagung seines Bundes durch einen Mongolen rächen wollte. Natürlich am ganzen Volk der Mongolen. Diese Assassinen glauben, dass nur sie und ihre eigenen Überzeugungen ein Recht auf eine Existenz unter Allahs Sonne haben. Welche dunklen Pläne Ahmads Hirn jedoch ersonnen hatte, wer kann dies schon sagen? Dschinkims Tod gehörte dazu, Maffeos Vergiftung, die Betrügereien, mit deren Hilfe er Khubilai um viel Geld gebracht hat…«
    »Er hat Dschinkim getötet?«
    »Ja. Aber er war nicht allein. Senge wurde ebenfalls hingerichtet. Zwar nicht für den Mord an Dschinkim, aber das spielt eigentlich keine Rolle. Hauptsache, der Kerl ist tot. Dem Dritten im Bunde konnte man nie etwas nachweisen. Er behauptete, er habe in Dschinkims Auftrag Senge nachspioniert.« Saddin zuckte mit den Schultern. »Das Gegenteil ließ sich natürlich nie beweisen. Allerdings hat Senge ihn im Angesicht des Henkers verflucht. Bis zum Ende seines Lebens musste er sich als Lügner beschimpfen und den Spott seiner Mitbürger über sich ergehen lassen.«
    Beatrice seufzte. Das war sicher die schlimmste Strafe für Marco. Schlimmer noch als der Tod.
    »Und was ist mit mir?«, fragte sie leise. »Habe ich meine Aufgabe erfüllt?«
    Saddin lächelte. »Ja, das hast du.«
    »Aber ich habe doch den Mord an Dschinkim nicht richtig aufgeklärt.«
    »Das war auch nie deine Aufgabe.«
    »Aber…«
    »Du hast jetzt zwei Steine.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Saddin lächelte wieder. »Ich sollte jetzt wohl besser gehen«, sagte er. »Wie ich dich kenne, versuchst du noch, mich mit allen dir zur Verfügung stehenden Mitteln auszuhorchen. Dabei habe ich nur einen Auftrag zu erfüllen, nichts weiter.« Er ergriff ihre Hände, küsste sie und führte sie an seine Stirn. »Du hast deine Sache gut gemacht, Beatrice. Hüte die beiden Steine und sprich mit niemandem darüber.«
    Er erhob sich und ging davon.
    Beatrice wunderte sich nicht einmal, dass er direkt durch die Wand hindurchspazierte. Er war schließlich nur ein Traumbild, sonst nichts.
    Beatrice wachte auf. Sie bekam gerade noch mit, dass die Schwester, die ihr den Blutdruck gemessen hatte, das Zimmer wieder verließ.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Zwei Uhr dreißig. Eine Stunde lang hatte sie geschlafen.
    Sie hob ihre Hände und betrachtete die beiden Steine, die sie immer noch festhielt, als würde sie fürchten, jemand könnte sie ihr wegnehmen. Jetzt waren es zwei. Und es hatte fast den Anschein, als hätten die beiden Steine sie gefunden und nicht umgekehrt.
    Sie musste an die Legende denken, an das Auge der Fatima, das der Zorn Allahs in viele Stücke zersprengt hatte. Wie viele Teile mochte es wohl noch geben?
    Sie sah aus dem Fenster. Alles hatte sich doch noch zum Guten gewendet. Tolui, Maffeo… Irgendwann würde sie sich mit diesem Rätsel beschäftigen und herausfinden, warum die Steine ausgerechnet in ihren Besitz gelangt waren. Ob eine Absicht, ein Wille dahinter stand oder ob es sich nur um einen Zufall handelte. Aber nicht jetzt. Jetzt hatte sie eine andere Aufgabe zu erfüllen. Ein paar Zimmer weiter schlief ein kleines, zartes Wesen. Ihre Tochter. Sie war ein Teil von ihr und trotzdem ein ganz eigener
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