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Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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sie ständig hochgezogen. Nun, jedenfalls so gut wie immer. Wenn man sah, wie einer den Schleier senkte, war es höchste Zeit, ihn zu töten. Tat man das nicht, tötete er dich. Die meisten der rot verschleierten Männer schienen keinen Grund zu haben, auf der Straße zu sein, wenn man davon absah, dass sie einander finstere Blicke zuwarfen und nach den zahlreichen umherstreunenden wilden Hunden mit den hervortretenden Rippen traten. Die wenigen Frauen, die ihre Unterkünfte verlassen hatten, huschten mit gesenkten Blicken am Straßenrand entlang. Kinder waren keine zu sehen, und vermutlich würde es auch wenige geben. Die Stadt war kein Ort für Kinder. Das wusste Isam. Er war hier aufgewachsen.
    Einer der auf der Straße vorbeigehenden Männer schaute zu Isams Fenster und blieb stehen. Isam verharrte reglos. Die Samma N’Sei , die Sichtblender, waren schon immer empfindlich und voller Stolz gewesen. Nein, empfindlich traf es nicht einmal annähernd. Sie brauchten keinen besonderen Grund, um mit dem Messer auf einen der Talentlosen loszugehen. Für gewöhnlich war es einer der Diener, der daran glauben musste. Für gewöhnlich.
    Der rot verschleierte Mann starrte weiterhin in seine Richtung. Isam beruhigte seine Nerven und starrte bewusst nicht zurück. Der Befehl, sich hier einzufinden, war dringend gewesen, und man ignorierte solche Dinge nicht, wenn man überleben wollte. Trotzdem … sollte der Mann noch einen Schritt auf das Gebäude zu machen, würde er hinüber ins Tel’aran’rhiod wechseln, in dem sicheren Wissen, dass ihm von diesem Ort nicht einmal einer der Auserwählten würde folgen können.
    Abrupt wandte sich der Samma N’Sei vom Fenster ab. Wie ein Blitz bewegte er sich von dem Haus fort. Isams Anspannung ließ etwas nach, aber sie würde nie ganz verschwinden, nicht an diesem Ort. Obwohl er seine Kindheit hier verbracht hatte, war dieser Ort nicht sein Zuhause. Dieser Ort war der Tod.
    Etwas bewegte sich. Isam blickte zum Ende der Straße. Ein hochgewachsener Mann kam auf ihn zu; er trug einen schwarzen Mantel und einen ebenfalls schwarzen Umhang, und sein Gesicht war entblößt. Unglaublicherweise leerte sich die Straße, als Samma N’Sei fluchtartig in Gassen und Nebenstraßen verschwanden.
    Also handelte es sich um Moridin. Isam hatte den ersten Besuch des Auserwählten in der Stadt nicht miterlebt, aber er hatte davon gehört. Die Samma N’Sei hatten Moridin für einen der Talentlosen gehalten, bis er ihnen das Gegenteil bewies. Ihm waren ihre Einschränkungen fremd.
    Die Zahl der toten Samma N’Sei unterschied sich je nach Erzähler, aber es waren nie weniger als ein Dutzend. Was er jetzt beobachtete, verriet Isam, dass es sich wohl um die Wahrheit handeln musste.
    Als Moridin die Schenke erreichte, waren nur noch die Hunde auf der Straße. Und Moridin ging daran vorbei. Isam verfolgte seinen Weg so aufmerksam, wie er es wagte. Moridin schien weder an ihm noch an der Schenke interessiert zu sein, aber der Befehl hatte gelautet, hier zu warten. Vielleicht hatte der Auserwählte noch etwas anderes zu erledigen, und er war zweitrangig.
    Nachdem Moridin außer Sicht war, nahm Isam endlich ein Schluck von der dunklen Flüssigkeit. Bei den Stadtbewohnern hieß sie bloß »Feuer«. Sie machte ihrem Namen alle Ehre. Angeblich hatte sie Ähnlichkeit mit einem Getränk aus der Wüste. Wie alles andere in der Stadt war es die korrumpierte Version des Originals.
    Wie lange würde Moridin ihn wohl warten lassen? Es gefiel ihm hier nicht. Es erinnerte ihn zu sehr an seine Kindheit. Eine Dienerin kam – das Kleid der Frau bestand praktisch nur noch aus Lumpen – und knallte einen Teller auf den Tisch. Sie wechselten kein Wort.
    Isam warf einen Blick auf die Mahlzeit. Klein geschnittenes und zerkochtes Gemüse – hauptsächlich Zwiebeln und Pfefferschoten. Er probierte, dann seufzte er und schob den Teller weg. Das Gemüse war so geschmacklos wie ungewürzter Hirsebrei. Fleisch gab es gar keins. Das war eigentlich sogar von Vorteil; er aß nicht gern Fleisch, solange er es nicht selbst erlegt hatte. Das rührte noch aus seiner Kindheit her. Hatte man es nicht selbst geschlachtet, konnte man sich nie sicher sein. Jedenfalls nicht hundertprozentig. Hier oben bestand bei Fleisch durchaus die Möglichkeit, dass das Tier im Süden gefangen worden war oder es sich um eines handelte, das hier oben aufgezogen worden war, also eine Kuh oder eine Ziege.
    Es konnte aber auch etwas ganz anderes sein. Verlor
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