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Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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behalten. Töte al’Thor.«
    Eine Bewegung vor dem Fenster veranlasste Isam, zur Seite zu blicken. Die Auserwählte sah nicht hin, als eine Gruppe Gestalten mit schwarzen Kapuzen vorbeieilte. Der Wind schien ihren Umhängen nichts anhaben zu können.
    Begleitet wurden sie von Kutschen; ein in der Stadt ungewöhnlicher Anblick. Die Kutschen bewegten sich langsam und schaukelten dennoch auf der schlechten Straße. Isam brauchte keinen Blick auf die mit Vorhängen verhüllten Kutschenfenster zu werfen, um zu wissen, dass dort dreizehn Frauen fuhren. Genau die gleiche Anzahl wie die Myrddraal. Keiner der Samma N’Sei kehrte auf die Straße zurück. Für gewöhnlich mieden sie derartige Prozessionen. Aus offensichtlichen Gründen hatten sie tief verwurzelte Ansichten, was solche Dinge anging.
    Die Kutschen passierten die Schenke. Hatte man also noch einen erwischt. Isam hätte geglaubt, dass diese Praxis nach der Säuberung des Makels ein Ende fand.
    Bevor er den Blick wieder dem Boden der Schenke zuwenden konnte, sah er zufällig etwas, das überhaupt nicht hierherpasste. Aus den Schatten einer auf der anderen Straßenseite abzweigenden Gasse schaute ein kleines, schmutziges Gesicht zu. Weit aufgerissene Augen, aber eine verstohlene Haltung. Moridin und das Kommen mehrerer Dreizehn hatten die Samma N’Sei von der Straße vertrieben. Waren sie nicht da, konnten sich die Straßenkinder einer gewissen Sicherheit erfreuen. Vielleicht.
    Isam wollte dem Kind zubrüllen, dort zu verschwinden. Einfach loszurennen, das Risiko einzugehen und zu versuchen, die Fäule zu durchqueren. Im Magen eines Wurms zu sterben war immer noch besser, als in dieser Stadt zu leben und zu erleiden, was sie mit einem anstellte. Geh! Flieh! Stirb!
    Der Augenblick ging schnell vorüber, der Straßenbengel zog sich in die Schatten zurück. Isam wusste noch ganz genau, wie es war, dieses Kind zu sein. Damals hatte er so viel gelernt. Wie man etwas zu essen fand, das halbwegs vertrauenswürdig war und man nicht wieder auskotzen musste, sobald man herausgefunden hatte, was es eigentlich war. Wie man mit dem Messer kämpfte. Wie man vermied, gesehen oder bemerkt zu werden.
    Und natürlich wie man einen Mann tötete. Jeder, der lange genug in der Stadt überlebte, lernte diese besondere Lektion.
    Die Auserwählte starrte seinen Becher noch immer an. Ihm wurde klar, dass sie ihr Spiegelbild betrachtete. Was sah sie wohl darin?
    »Ich werde Hilfe brauchen«, sagte er schließlich. »Der Wiedergeborene Drache hat Leibwächter, und er hält sich nur sehr selten im Traum auf.«
    »Für Hilfe ist gesorgt«, erwiderte sie leise. »Aber du musst ihn finden , Jäger. Keines deiner üblichen Spielchen, zu versuchen, ihn zu dir zu locken. Lews Therin wird eine solche Falle spüren. Davon abgesehen wird er jetzt nicht mehr von seiner Sache abrücken. Die Zeit wird knapp.«
    Sie sprach von dem katastrophalen Einsatz in den Zwei Flüssen. Damals hatte Luc das Kommando gehabt. Denn was wusste Isam schon von echten Städten und echten Menschen? Fast hätte er so etwas wie ein Verlangen nach diesen Dingen verspürt, obwohl das vermutlich Lucs Gefühle waren. Isam war bloß ein Jäger. Menschen waren nur von geringem Interesse für ihn, abgesehen von Dingen wie der besten Stelle für einen Pfeil, um das Herz zu treffen.
    Dieses Unternehmen in den Zwei Flüssen allerdings … Das stank wie ein Kadaver, den man einfach zum Verwesen liegen gelassen hatte. Er kannte noch immer nicht die wahren Gründe. Sollte wirklich al’Thor damit angelockt werden, oder hatte man Isam bloß von irgendwelchen wichtigen Ereignissen fernhalten wollen? Er wusste, dass die Auserwählten von seinen Fähigkeiten fasziniert waren; er konnte etwas tun, das ihnen verwehrt blieb. Sicher, sie konnten die Weise imitieren, auf die er den Traum betrat, aber sie mussten dazu die Macht lenken, brauchten Wegetore und Zeit.
    Er war es leid, eine Figur in ihren Spielen zu sein. Sollte man ihn doch einfach nur jagen lassen; sollte man aufhören, jede Woche ein neues Wild auszusuchen.
    Aber so etwas sagte man den Auserwählten nicht ins Gesicht. Er behielt seine Einwände für sich.
    Schatten verdunkelten den Eingang der Schenke, und die Magd verschwand im hinteren Raum. Damit waren allein Isam und die Auserwählte im Gemeinschaftsraum.
    »Du darfst aufstehen«, sagte sie.
    Isam gehorchte hastig, als zwei Männer den Raum betraten. Groß, muskulös und mit roten Schleiern. Sie trugen braune Kleidung wie Aiel,
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