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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller
Autoren: Timothy Stahl
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draußen gehen, und wenn sie sich von der richtigen Strömung mitreißen ließen …
    Da seid ihr ja …
    Irgendetwas prallte gegen Theo. Jemand. Wieder überkam ihn das Gefühl, in einen Spiegel zu schauen. Im allerletzten Licht von irgendwoher blickte Theo zum ersten Mal in das Gesicht Paul Finns, seines Art- und Leidensgenossen.
    Und im selben Moment erlosch etwas in ihm wie eine Kerzenflamme, die jemand ausblies. Der eben noch verzweifelte Wunsch zu überleben war auf einmal nicht mehr da. Auf eine Weise, die Theo nicht einmal selbst begriff, schien er sein Ziel erreicht zu haben.
    Pauls Fingerspitzen suchten und berührten Theos und lösten sich nicht mehr von ihm.
    Ein Gefühl, wie Theo es noch nie verspürt hatte, überkam ihn. Er fühlte sich ganz. Als fehlte es ihm an nichts.
    Erfüllter konnte ein Leben unmöglich sein.
    Ihre Blicke fanden sich. Synchron öffneten sie alle drei den Mund. Wie um zum allerersten Mal etwas zueinander zu sagen.
    Aber es war nur der letzte Atem, der ihnen entwich. Sich umtanzend, stiegen die silbernen Blasen nach oben, eine Helix, die sich für einen Moment zusammengefügt hatte und dann unter der Allkraft des Wassers zerstob.

15. April
    Wasserschaden an der Universität
noch nicht abzuschätzen
    WIEN. – In der vergangenen Nacht kam es im Hauptgebäude der Universität Wien zu einem beträchtlichen Wassereinbruch. Die Ursache ist noch ungeklärt. Es ist die Rede von einem bislang nicht bekannt gewesenen Netz aus unterirdischen Gängen, das weit über das Gelände der Universität hinauszureichen scheint. Dort unten, so hieß es, müsse es zu einer Überflutung gekommen sein. Denkbar sei ein Einsturz infolge von Erschütterungen, die von einer Baustelle herrührten. Das Wasser stamme jedenfalls, wie man inzwischen festgestellt habe, aus der Donau. Der in der Universität entstandene Sachschaden lasse sich noch nicht beziffern, er sei jedoch »beträchtlich«. Personen seien glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen …
    W IEN , I NNERE S TADT , M ITTAG
    Sara, die vor dem Kaffeehaus Prückel in der allmählich kräftiger werdenden Frühjahrssonne saß, legte die Kronen Zeitung beiseite, nahm den Löffel und rührte ihren »Kaffee verkehrt« um, den sie eigentlich nur des Namens wegen bestellt hatte. Beinahe enttäuscht hatte sie feststellen müssen, dass es sich um nichts weiter als einen Milchkaffee handelte.
    Als hätte sie keine größeren Sorgen.
    Nur, hatte sie die denn? War nicht alles vorbei, ausgestanden? War nicht alles wieder so in ihrem Leben, wie es bis vor zwei, drei Wochen gewesen war?
    Sie kam sich schäbig vor bei diesem Gedanken. Verdrängen ließ er sich trotzdem nicht. Auch wenn die Trauer, die in ihr war, sich mit Macht dagegenstemmte.
    Ja, es war wieder alles so, wie es bis vor Kurzem gewesen war. Aber sie hatte viel verloren …
    Durch die Sonnenbrille, die nicht nur ihre Augen schützen, sondern ihr Gesicht verstecken sollte, blinzelte sie ins Licht des Tages, bis ein Schatten auf sie fiel. Ein im Dienst ergrauter, livrierter Ober kam an ihren Tisch.
    »Darf ich?«, fragte er, den Blick auf die beiseite gelegte Zeitung gerichtet.
    Sara nickte nur. Der Ober nahm die Zeitung mit und verschwand stumm und lautlos wie ein Geist.
    Personen seien glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen …
    Leichen hatte man also keine gefunden.
    Es war, als hätte es nie gegeben, was es nicht geben sollte oder durfte. Als hätten all diese Menschen nie existiert.
    Ein schrecklicher Gedanke, der in Sara ein riesiges Loch grub, von dem sie nicht wusste, was die Leere darin je füllen könnte. Dann musste sie wieder an das Geheimnis denken, das Paul ihr verraten hatte, und versuchte daran zu glauben, es könne etwas geben, das diese Lücke in ihrem Leben schließen würde, diese Wunde, die die Ereignisse der vergangenen Tage in ihr gerissen hatten.
    Die Ereignisse …
    Sara verstand nicht alles, was geschehen war. Weil sie nicht alles wusste. Und vielleicht verstand und wusste niemand alles, was es zu verstehen und zu wissen gab. Vielleicht verfügte jeder nur über ein paar Steinchen dieses Mosaiks, die zusammen ein Bild ergäben. Ein Bild, das nun nie jemand sehen würde – obwohl irgendwo, und daran glaubte sie ganz fest, wieder vereint war, was nie hätte getrennt werden dürfen, was von Anfang an zusammengehört hatte, so stark, dass die drei Teile des Ganzen einfach wieder zueinander finden mussten.
    Sara seufzte, legte Geld auf den Tisch, steckte den Schlüssel ein,
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