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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller
Autoren: Timothy Stahl
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Zimmer herein, brennende Schweife nach sich ziehend.
    Jenseits des Waberns und Flackerns malte sich ein dunkler Schemen mit scheinbar ständig verschwimmenden Umrissen ab, nicht wirklich zu erkennen, und doch machte der Junge den Schemen eindeutig als seinen Vater aus.
    Im Hintergrund, viel weiter weg als sein Vater, versuchte seine Mutter nach ihm zu rufen, brachte allerdings nur ein schmerzerfülltes Weinen zustande. Vater rief ihr zu, sie solle gehen, aus dem Haus laufen, schnell, und sie antwortete ihm mit schriller Stimme. Nur was sie sagte, konnte der Junge nicht verstehen …
    … weil ihm in diesem Moment das Feuer schier in die Ohren brüllte.
    Einen Atemzug lang bekam er genug Luft in die Lungen, um der Ohnmacht zu entgehen, die sich seiner erbarmen wollte. Von irgendwoher fegte Wind ins Zimmer, und die Flammen plusterten sich in dem Schwall frischen Sauerstoffs auf.
    Der Junge versuchte vor der Hitze zurückzuweichen. Heiße Tränen liefen ihm aus den brennenden Augen über das Gesicht, von dem sich die Haut löste wie die welke Schale eines verschrumpelten Apfels.
    Wieder schaute er, voller Hoffnung und doch längst hoffnungslos, zu seinem Vater. Der rang wie mit unsichtbaren Gegnern, wollte sich den Weg zu ihm freikämpfen, nur bissen und schlugen die Flammen nach ihm und trieben ihn für jeden Schritt, den er näher kam, um zwei zurück.
    Durch die Hitze hindurch strich plötzlich etwas Kühles, Körperloses über das verbrannte Gesicht des Jungen. Reflexartig drehte er den Kopf.
    Das Fenster.
    Es war offen. Jemand hatte es geöffnet.
    Und herein stieg der Tod.
    Er kam durch das Feuer und den Rauch auf ihn zu, wie in den alten Sagen und Märchen – in dunkler Gestalt, das Gesicht ein knochenbleicher Fleck unter einer Kapuze und nur für einen winzigen Augenblick überhaupt als Gesicht zu erkennen.
    Der Junge wollte sich nicht fürchten. Er wollte den Tod als Retter sehen, als Erlöser von den furchtbaren Schmerzen, die ihm das Feuer bereitete.
    Leben konnte ein Mensch derart verbrannt nicht mehr. Das wusste auch ein Kind.
    Also lieber sterben. Und zwar schnell.
    Trotzdem hatte er Angst. Trotzdem schrie er auf unter der kalten Berührung der Hände, die sich um sein rotes, rohes Fleisch legten und ihn aus dem brennenden Bett hoben. Dieses winzige Quäntchen zusätzlichen Schmerzes war der eine Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
    Die Ohnmacht legte sich über ihn wie eine wohlig warme, alles Licht und jeden Laut schluckende Decke.
    Das Feuer schien zu erlöschen und mit ihm alle Schmerzen. Jeder Ton verstummte. Auch das Ticken des Weckers.
    Dann nahm der Tod den Jungen mit.
    Und auf der Schwelle zurück ins Leben blieben sie stehen.
***
    Stunden danach
    »Bitte lass ihn nicht sterben.«
    Der Mann hörte die Stimme seiner Frau, leise wie im Gebet. Er drehte den Kopf. Mit gefalteten Händen saß sie, kleiner und zerbrechlicher wirkend als sonst … als vor ein paar Stunden noch … auf dem Stuhl neben ihm. Er war nicht sicher, wem ihr Flehen eigentlich galt – ihm, dem Herrn, oder ihm selbst, ihrem Ehemann, dem Vater des Jungen, um den sie weinte, wie sie noch nie geweint hatte.
    Wieder löste sich eine Träne von ihrem Gesicht, das selbst jetzt noch schön war, da Angst und Verzweiflung ihm ihre Stempel aufdrückten.
    Der Junge, ihr gemeinsamer Sohn, lag isoliert, nackt und rot unter dem keimfreien Sauerstoffzelt. Es spannte sich über ihm wie der Himmel einer anderen, kleinen Welt, in der man dem Tod näher war als dem Leben. Seit der Feuerwehrmann – dessen Namen sie nicht kannten – ihn aus ihrem brennenden Haus gerettet hatte, war der Junge ohne Bewusstsein. Reglos und stumm kämpfte er ums Überleben, nachdem die Ärzte der Brandklinik für ihn getan hatten, was in ihrer Macht stand.
    Es war nicht genug gewesen. Man brauchte kein Mediziner zu sein, um das zu wissen. Und sowohl der Mann als auch seine Frau waren in der Materie ausreichend bewandert, um zu verstehen, was Dr. McMullan lediglich angedeutet hatte: Der Junge würde sterben, wenn nicht …
    Wenn nicht ein Wunder geschieht, dachte der Mann.
    Er wollte die Hand nach seiner Frau ausstrecken, ließ es dann jedoch sein. Ihre Augen waren zwar noch auf den Jungen gerichtet, nur schienen sie etwas anderes zu sehen. Vielleicht blickten sie zurück auf bessere Zeiten, auf all die schönen Augenblicke, die sie als Familie erlebt hatten. Er wollte sie nicht in dieser Erinnerung stören, nur um sie in die grausame Gegenwart, an das
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