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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück
Autoren: Brigitte Riebe
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Begeisterung in großer Stückzahl geschossen hatte. Für die Zukunft. Ihre Zukunft. Damit Felix oder Felicitas einmal genau wissen würde, wie schön die Mama gewesen war, als er/sie noch in ihrem Bauch gewohnt hatte. Linda hätte losheulen könne, so nah war ihr auf einmal wieder alles.
    Trotz all der Jahre. Trotz Robert und der neuen Liebe. Stattdessen zwang sie sich zu einem Lächeln. »Herzlichen Glückwunsch, Sofie! Was sagt denn Hannes dazu? Ich meine, er ist doch der Vater, oder? Wann ist es denn passiert? Nach eurer großen Versöhnung?«
    Â»So ungefähr. Hannes?« Sofies Stimme klang ein bisschen kratzig, als ob eine Erkältung im Anmarsch sei. »Klar! Der freut sich natürlich.«
    Karin Wunder stand auf der vergilbten Visitenkarte, die mit Leukoplast ein bisschen schief unterhalb der Klingel angebracht war. Linda zog verwundert die Brauen hoch. Und staunte noch mehr, als Sofie einen Schlüssel aus ihrer Handtasche zog und einfach aufsperrte.
    Â»Du willst da rein?«
    Â»Nein«, korrigierte Sofie sie sanft. »Wir beide wollen da rein. Und beeil dich bitte! Wir haben nicht den ganzen Abend Zeit.«
    Sie gab der Freundin einen Schubs. Linda stolperte über die Schwelle. Ein winziger, mit Schrank, Garderobe und Schirmständer entschieden zu üppig möblierter Flur. Die Tür zum Badezimmer stand angelehnt. Eigentlich passte hier der Ausdruck »Nasszelle« perfekt. Dusche, Klo, Handwaschbecken, alles leicht abgenutzt und so eng beieinander, dass es wohl auch für einen Menschen mit durchschnittlicher Körpergröße nicht ganz unproblematisch war, sich hier bequem zu säubern.
    Â»Wer ist diese Karin Wunder?«, wollte Linda wissen. »Kennst du sie?«
    Sofie stand schon im Wohnzimmer, das, wie die ausklappbare Couch unter dem Fenster bewies, auch als Schlafraum genutzt wurde, und begann im Schreibtisch zu kramen.
    Â»Ja, ich bin ihr einmal begegnet. Fabians Ex. Sie hat ihm die Wohnung überlassen.«
    Â»Und da brechen wie hier einfach ein?«
    Â»Der Schlüssel stammt von ihr«, sagte Sofie ruhig. »Hat ihn mir eigenhändig übergeben. Und sie ist laut gültigem Vertrag noch immer die alleinige Mieterin. Von Einbruch kann also keine Rede sein. Fang lieber an zu suchen! Damit wir um so schneller wieder draußen sind.«
    Â»Und wonach, bitte sehr?«
    Â»Du kannst vielleicht Fragen stellen!« Sofie seufzte und schob sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn. »Nach den Fotos natürlich!«
    Â»Jetzt fängst du schon wieder mit diesem Blödsinn an! Du bist wirklich unmöglich. Robert ist nicht Fabian – wie oft soll ich dir das noch sagen! Ich glaube, ich warte am besten vor der Tür. Ich möchte mit all dem hier lieber nichts zu tun haben.«
    Â»Du bleibst!«, erwiderte Sofie scharf. Dann wurde ihre Stimme wieder weicher. »Ich brauche dich, Linda! Und es ist wichtig für dich. Sei doch bitte einmal im Leben kein solcher Feigling!«
    Â»Ich bin alles andere als feige. Und du hast mir gar nichts anzuordnen!«
    Â»Und ob ich das habe! Schließlich bin ich deine Freundin und kann es schon von daher nicht zulassen, dass du mit geschlossenen Augen in dein Unglück läufst.«
    Linda brummte. Aber blieb.
    Sofie stöberte weiter. Pflückte Unterwäsche vom Sofa, stieg über ein paar Zeitungsstöße. Überall zerfetzte Plattenhüllen, angebrochenes Knabberzeug, ein paar leere Bier- und Coladosen. Ihr war längst klar, warum der Liebhaber, den sie sich ihrer Vermutung nach unwissentlich geteilt hatten, hier keinen Damenbesuch empfing. Schließlich zog sie zwischen den Hemdenstapeln im Kleiderschrank, erstaunlich penibel Kante auf Kante gelegt übrigens, ein dünnes, weißes Album hervor.
    Â»Jetzt wird es wirklich interessant – ich wusste es!«
    Sie schlug das Album auf. Linda war an der Tür stehengeblieben und schaute mit trotzigem Ausdruck zu ihr herüber.
    Â»Und?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte ganz leicht.
    Â»Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«
    Â»Ich möchte, dass du dir das hier mit deinen eigenen Augen anschaust.«
    Â»Ich aber nicht.«
    Â»Linda, sei kein Baby und komm her!«
    Sie gehorchte, aber langsam und sichtlich widerwillig. »Vielleicht will ich einfach nur glücklich sein«, sagte sie leise. »Kannst du das denn nicht verstehen?«
    Â»Das sollst du ja«, erwiderte
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