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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück
Autoren: Brigitte Riebe
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Brunos Siegesmeldung eigentlich allen Grund zur Freude gehabt. Ihre seltsam indifferente Stimmung verstärkte sich noch, als zwei Tage später der endgültige Zuschlag kam: Die beiden Wintersteins hatten einen neuen Besitzer bekommen.
    Und Linda war um dreißigtausend Euro reicher.
    Sie saß, den Tränen nahe, am Küchentisch, als Feli schon im Bett war, und nahm winzige Schlucke von dem unsäglichen Nerventee, den sie sich gerade aufgebrüht hatte.
    Es klingelte. Linda ging zur Tür.
    Sofie stand draußen, mit Aki im Schlepptau, der mit den Achseln zuckte und verschwörerisch den Finger auf die Lippen legte.
    Â»Los!«, befahl Sofie. »Jetzt oder nie! Aki passt inzwischen auf Feli auf.« Er nickte eifrig. »Damit du dir wenigstens darüber keine Sorgen machen musst. Außerdem sind wir bald wieder zurück.« Sie grinste zweideutig. »Sozusagen notgedrungen.«
    Â»Was soll das nun wieder heißen?«
    Â»Ich will dir etwas zeigen. Oder sagen wir eher: beweisen. Damit dir endlich die Schuppen von den Augen fallen. Es genügt schon, wenn es eine Blöde gibt. Oder willst du dich auch noch vorsätzlich lächerlich machen?«
    Â»Ach, und du meinst, du kannst einfach nach Ewigkeiten hier wieder auftauchen und Anweisungen geben?«
    Â»Mach kein Drama, Linda, und komm endlich! Vertrau mir! Es lohnt sich. Wirst schon sehen! Ich habe, wie man so schön sagt, weder Kosten noch Mühen gescheut. Ich verspreche dir, diesen Anblick wirst du so schnell nicht vergessen!«
    Â»Ich weiß nicht …«
    Â»Aber ich weiß!« Sofies Augen waren ganz dunkel geworden. Außerdem gab es da in ihrem Gesicht einen neuen Ausdruck, der Linda irritierte und unwillkürlich an etwas erinnerte, auch wenn sie im Moment nicht genau sagen konnte, woran.
    Â»Du fährst jetzt mit ihr, Linda, und überlegst zur Abwechslung einmal hinterher!« übernahm Aki die ins Stocken geratene Regie. »Ist mehr meine Methode.« Sein lustiges Grinsen. »Und du siehst ja, ich bin bisher ziemlich gut überall damit durchgekommen.«
    Sofies Wagen stand gleich vor der Haustür, gegen jede Vorschrift perfekt in zweiter Reihe geparkt. Sie stiegen ein, schweigend, beide ziemlich unsicher.
    Â»Was macht eigentlich dein Buchprojekt?«, sagte Linda schließlich. »Geht es voran?«
    Â»Im Augenblick noch nicht so recht. Aber ich denke, ich werde bald mehr Zeit dafür haben.« Sibyllinisch, aber so abschließend gesagt, dass Linda nicht weiterfragen mochte.
    Â»Und deine Kantinenpläne?«, erfolgte prompt die Gegenprobe. »Wäre ja wunderbar, wenn du künftig für unsere ganze Belegschaft kochst!«
    Â»Lumpi hat dir also davon erzählt?«
    Â»Lumpi verrät mir fast alles. Wie sich das für zwei richtige Kumpane gehört.«
    Linda berührte Sofies Arm. Die Spitze war ihr nicht entgangen. Aber das war ihr jetzt egal.
    Â»Sofie, es tut mir leid wegen neulich. Ich wollte eigentlich schon lange …«
    Â»Ich auch, du dumme beleidigte Kuh, ich auch! Was denkst du denn? Du hast mir vielleicht gefehlt!«
    Â»Du mir auch! Außerdem hat Feli ständig nach dir gefragt. Die konnte gar nicht verstehen, dass zwei wie wir uns so verkrachen. – Dann ist jetzt alles wieder in Ordnung?« vergewisserte sich Linda.
    Â»Zwischen uns schon. Natürlich.« Es klang beinahe drohend. »Außerdem sind wir fast schon da.« Sofie bremste energisch.
    Â»Wohin wollen wir eigentlich?«
    Â»Wirst du gleich sehen.« Linda löste ihren Gurt, aber Sofie hinderte sie am Aussteigen. »Einen Moment noch, bitte! Was ich dir jetzt zeige, mache ich, weil du mir viel bedeutest und ich möchte, dass du glücklich wirst.«
    Â»Ja, das weiß ich doch. Aber …«
    Â»Kein Aber! Das darfst du nicht vergessen, wenn wir jetzt reingehen. Versprochen? Und dann sehen wir weiter. Ich bin ganz sicher, uns beiden fällt eine Menge dazu ein.«
    Linda sah sie unbehaglich an und schwieg.
    Â»Versprochen?«, wiederholte Sofie eindringlich. Ihre Wangen waren voller geworden, und in ihren Augen lag ein seltsamer Glanz. Sie wirkte weiblich und beinahe …
    Â»Du bist schwanger«, sagte Linda. Auf einmal war sie sich ganz sicher. Sie kannte diesen weichen, gelösten Ausdruck. Von anderen Frauen, die ein Kind erwartet hatten. Und von den frühen Fotos ihrer eigenen Schwangerschaft, die Micha damals voller
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