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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
Autoren: John Connolly
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qualmenden Ruine gemacht haben. Sehet, unser Meister kommt. Staunt ob seiner Macht! Erkennt seine Größe! Schaut auf ihn, den Zerstörer der Welten!«
    Sie trat zur Seite und das schwarze Loch inmitten des Wirbels wurde größer und heller. Die Tore waren nun beinahe völlig zerstört und das schmelzende Metall dampfte und kochte. Langsam zeichneten sich Gestalten im Dunkel ab. Zuerst nur verschwommen und wie von Nebel umhüllt, aber allmählich wurde ihr Anblick deutlicher.
    Es war eine Armee, die da kam, die größte Armee, die sich je in der Welt, ja im ganzen Universum versammelt hatte. Alle Völker der Erde zusammengenommen waren ein Nichts dagegen. Ihre Zahl übertraf sogar die Zahl der Sandkörner auf diesem Planeten, die Zahl der Blätter an den Bäumen, die der Wassertropfen im Ozean. Dämonen jeder Art und jeder Größe, Wesen mit und ohne feste Gestalt hatten sich hinter den Toren zur Hölle versammelt. Und hinter der großen Armee erhob sich ein schwarzer Berg, so hoch, dass nie jemand seinen Gipfel zu sehen bekam, so breit, dass ein Mensch ein ganzes Leben lang hätte laufen können, ohne den Berg zu umrunden. Und in dessen Herzen sich eine mächtige Höhle erstreckte, in der nie gesehene Feuer loderten.
    Am Eingang dieser Höhle erschien nun eine dunkle Gestalt. Aus ihrem Kopf wuchs eine knöcherne Krone. Sie trug eine dunkle Rüstung, auf der der Name eines jeden Mannes und einer jeden Frau eingraviert war, die jemals auf der Erde geboren worden waren, und eines jeden, der jemals geboren werden würde – endlose Reihen von Namen, die dazu dienten, den Hass auf alle Menschen bis in alle Ewigkeit zu schüren. In der rechten Hand hielt die Gestalt einen Flammenspeer, am linken Arm hing ein Schild, der aus den Schädeln und Knochen der Verdammten gefertigt war. Denn in jedem bösen Mann und in jeder bösen Frau steckte etwas von dem Großen Verderber, und wenn dieser Mensch starb, dann forderte der Oberste Dämon ihn für sich ein.
    Die Gestalt überragte die Armee, sodass die höllischen Soldaten wie Insekten neben ihr wirkten. Die Gestalt riss das Maul auf und brüllte und alle erzitterten vor ihr, denn der Wucht ihrer Macht konnte keiner standhalten.
    Die Jubelrufe schwollen an. Mrs Abernathy genoss den Triumph. Sie war so berauscht von dem schnellen Erfolg der Invasion und von der unmittelbar bevorstehenden Ankunft ihres Meisters, dass ihr zunächst gar nicht auffiel, wie die Jubelrufe schwächer wurden und ein verwundertes Raunen durch die Reihen ging. Dann ertönte eine Stimme, die sehr höflich sagte: »Entschuldigen Sie bitte …«
    Mrs Abernathy öffnete die Augen. Vor ihr stand Samuel Johnson.
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    Mrs Abernathy war so verblüfft, dass es ihr die Sprache verschlug. Sie runzelte die Stirn und machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber sie brachte kein Wort hervor. Endlich war das Portal der Hölle offen, bald würde die Erde zerstört und alle ihre Bewohner in Stücke gerissen sein, und hier vor ihr stand ein kleiner Junge, der nichts Besseres zu tun hatte, als Fragen zu stellen.
    Schließlich brachte Mrs Abernathy hervor: »Und die wäre?«
    »Warum?«, fragte Samuel.
    »Was warum?«
    »Ich will wissen, warum«, sagte Samuel. »Ich meine, wenn Sie nun schon seit Ewigkeiten in dieser schrecklichen, alten Hölle festgesessen haben und jetzt endlich auf die Erde kommen, warum wollen Sie die dann in Schutt und Asche legen und in einen ebenso schlimmen Ort verwandeln wie den, von dem Sie kommen? Das ist doch unlogisch.«
    Neben ihm kratzte sich ein roter Dämon mit vier Füßen erstaunt am Kopf. Seine Substanz war so weich wie Marshmallows, deshalb verschwanden seine Finger fast dabei und gruben sich in sein Gehirn, aber wenigstens dachte er nach oder tat so, als dächte er nach.
    »Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?«, fragte Mrs Abernathy. »Alles so lassen, wie es ist?«
    »Ja, genau«, antwortete Samuel. »Hier gibt es Bäume und Vögel und Elefanten. Alle mögen Elefanten. Es gibt niemanden, der Elefanten nicht mag. Oder Giraffen. Und ich persönlich mag Pinguine besonders gern.«
    Der rote Dämon nickte zustimmend oder jedenfalls nickte er so sehr, wie etwas ohne Hals nur nicken kann, was in der Tat recht wenig ist.
    »Wenn Sie die Erde zerstören«, fuhr Samuel fort, »dann sind Sie genau so weit wie vorher. Sie haben einen riesigen Steinhaufen, auf dem es nichts und niemanden mehr gibt außer Dämonen. Das kann doch nicht wirklich schön
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