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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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sie das Gesicht dieses Wesens erblickt hatten, sodass sie jetzt als seltsames Denkmal vor dem Postgebäude standen.
    Und im Metzgerladen war mehr Blut vergossen worden als üblich. Der Geruch rohen Fleisches hatte einige sehr unangenehme Fleischfresser angezogen. Buckelige Wesen mit weißer Haut, die an den Balken hingen wie Wachs an einer schmelzenden Kerze, mit glatten, augenlosen Gesichtern, deren Nasenlöcher sich nach oben wölbten, als hätten unsichtbare Finger daran gezogen. Dem Metzger, Mr Morrisey, waren nur ein paar Sekunden verblieben, die Schreckgestalten zu betrachten, die sich in seinen Laden eingeschlichen hatten, ehe sie ihre Mäuler aufrissen, ihre scharfen weißen Zähne entblößten und sich auf die Schweinehälften stürzten, die am Haken hingen, und, in ihrer Gier, auch auf Mr Morrisey. Als sie fertig waren, blieben nur abgenagte Knochen sowie Mr Morriseys zerbeulter Strohhut übrig.
    Zwei Mitglieder der Rugbymannschaft von Biddlecombe waren während des abendlichen Trainings verschwunden, als ein paar Flossen, gegen alle Naturgesetze und damit auch gegen die Rugbyregeln, plötzlich aus dem Boden auftauchten und Haifische mit Klauen die unglücklichen Spieler zu sich hinabzogen. Die Teamkollegen hatten die Ungeheuer daraufhin mit den Seitenfahnen harpuniert.
    Ein Trupp roter Kobolddämonen, die einen halben Meter groß und mit kleinen Mistgabeln bewaffnet waren, hatte den Blumenladen angegriffen, musste jedoch zu seinem Leidwesen feststellen, dass sie alle eine Pollenallergie hatten. Jetzt torkelten sie niesend über die Straße, mit tropfenden Augen und triefender Nase. Deshalb waren sie eine leichte Beute für die große zornige Frau, vermutlich die Besitzerin, die sich eine Schürze mit einer lachenden Sonnenblume darauf umgebunden hatte und die Kobolde mit einer Fliegenklatsche das Fürchten lehrte.
    Denn auch das bemerkte Nurd: Für die Dämonen lief nicht alles nach Wunsch. Die Menschen wehrten sich. Er sah einen Mann, der auf seinem Rasenmäher einen Schlangendämon jagte und ihn zerhäckselte. Eine Gruppe Schulkinder, die sich als Ghule verkleidet hatten, traf im Park auf ein halbes Dutzend richtiger Ghule. Die Ghule, die blass und dünn waren und nicht besonders cool aussahen, waren weit weniger Furcht einflößend als die Schulkinder, die sich mit Kunstblut ziemlich rausgeputzt hatten. Diesem Eindruck wurden sie dann auch gerecht, als sie anfingen, die echten Ghule mit Steinen zu bewerfen, die sich daraufhin zurückzogen und in einem Süßigkeitenladen verbarrikadierten. Zwei Sängerinnen des Damenchors von Biddlecombe hatten eine plündernde Gruppe von Zwergdämonen auf einem Parkplatz in die Enge getrieben und sie mit ihren Handtaschen und Gesangbüchern in kleine Matschhäufchen verwandelt. Nurd sah Gruppen von Menschen, die sich mit Mistgabeln, Knüppeln und Besenstielen bewaffnet hatten und mit entschlossener Miene ihr Hab und Gut verteidigten. Er wünschte ihnen innerlich viel Glück dabei, denn er wusste, wenn erst der Große Verderber hier sein würde, dann wäre es aus mit ihnen.
    Nurd stolperte über einen nach Luft japsenden Kobold, der ihm in die Quere gekommen war. Der kleine Dämon nieste noch einmal kurz, dann löste er sich in zwei Rauchkringel auf, die von der Abendluft verweht wurden. Nurd fragte sich, ob der Große Verderber wirklich vorhergesehen hatte, was seinen Soldaten widerfahren könnte, wenn sie erst aus ihrer Welt in diese eingedrungen waren: dass sie sterblich wurden. Oh, natürlich nicht für immer, aber sie wären doch für eine Zeit lang außer Gefecht. In dieser Welt galten die Regeln der Sterblichen. Es gab hier einfach noch nicht genug an teuflischer Energie, um die höllischen Bewohner am Leben zu erhalten, deshalb lösten sie sich auf, um in der mächtigeren Energie aufzugehen, die den Großen Verderber umgab. Dort wurden sie von Neuem geschaffen und in den Kampf geschickt. Diese Schlacht konnten die Menschen auf lange Sicht nicht gewinnen. Sie konnten höchstens hoffen, kleine Siege über einen Feind zu erringen, der über kurz oder lang zurückkehren würde, als wäre nichts geschehen.
    In der Ferne, hinter ein paar Häusern, bemerkte Nurd einen blauen Lichtschein. Er wusste, dass dahinter das Portal zur Hölle lag, die Verbindung zwischen beiden Welten. Dies war der Weg, der ihn nach Hause führte. Beinahe liebevoll dachte er an Wermut. Aber nur beinahe. Dann fiel ihm Samuel ein. Er konnte nur hoffen, dass der Junge in Sicherheit war. Er

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