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Das politisch korrekte Woerterbuch 2.0

Das politisch korrekte Woerterbuch 2.0

Titel: Das politisch korrekte Woerterbuch 2.0
Autoren: Martin Hablik
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auf ganz bestimmte Proteine zu hetzen, die ansonsten in der Zelle Schaden anrichten würden, wie beispielsweise bakterielle Gifte oder die toxischen Eiweiße, die bei neurodegenerativen Erkrankungen eine Rolle spielen. Je mehr man davon versteht, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich.
    An einem Kongress im Jahre 2011 konnte Ciechanover wegen der Spannungen zwischen Türkei und Israel durch die Gaza-Hilfsflotte nicht persönlich teilnehmen, sondern nur via Videoschaltung live aus seinem Büro; sein Auswärtiges Amt hatte ihm von einem Türkeibesuch abgeraten. Sinngemäß sagte er zu dieser Situation, die Politiker beider Seiten würden grundsätzlich nicht viel Zeit damit vergeuden, etwas zu tun, das die Menschheit weiterbringen würde.
    Neben den Laborforschern gibt es auch Theoretiker wie den Alternsforscher Aubrey de Grey; der Mann mag ein wenig nerdig sein und aussehen wie Rübezahl, aber er ist ein Genie mit Visionen...die zu realisieren nicht ganz einfach sein wird, die jedoch durchaus funktionieren können. Kein Dorftrottel stampft eine anerkannte wissenschaftliche Zeitschrift aus dem Boden und bringt sie in nur einem Jahr von Null auf 6 Impact-Punkte.
    Oder die Physiker, Chemiker, und Biologen, die immer tiefer in die Materie und die Naturgesetze eindringen und vielleicht eines Tages sogar erklären können, wie es möglich ist, dass sich Elektronen, Protonen und Neutronen zu Atomen, Atome zu Molekülen und Moleküle zu sich selbst reproduzierenden Hyperzyklen zusammenfinden. Dass sich Zellen bilden, Mehrzeller, höheres Leben und schließlich Nervensysteme, die so komplex sind, dass sie so etwas wie Beethovens Fünfte komponieren können? Die Materie, aus der alles um uns herum besteht, und natürlich auch wir selbst, ist aus Wasserstoff in Sternen über Jahrmilliarden hinweg bei immer höheren Drücken und Temperaturen schrittweise zu immer schwereren Atomen fusioniert worden. Die Materie wurde schließlich am Ende des Lebens dieser Sterne durch gewaltige Explosionen (Supernovae) in die Tiefen des Alls geschleudert und hat sich unter anderem auch zu unserem kleinen Sonnensystem wieder zusammengefunden. Menschen sind Sternenstaub . Im Verband, als Menschheit, sind wir in der Lage, eben diese Fragen zu beantworten, diese Dinge Stück für Stück zu verstehen, vielleicht sogar einmal das große Wieso.
    Ein Mensch, der von so etwas nicht bezaubert ist , der diese realen (!) Wunder negiert und für nichtig erklärt, und wirklich glaubt, (s)ein heiliges Buch würden all dem genügen, der ist innerlich tot und so vertrocknet wie Hundescheiße in der Wüste.
    Die Wissenschaft ist ein fortlaufender, sich entwickelnder Prozess. Die einzige Konstante sind die Kriterien, nach denen gute F orschung betrieben wird, also die Spielregeln, nach denen man Erkenntnisse gewinnt. Dabei wird oft bemängelt, dass Wissenschaft keine absoluten und endgültigen Antworten geben kann, sondern nur vorläufige, nach dem entsprechenden Stand des vorhandenen Wissens. Das ist keine Schwäche, sondern vielmehr die einzige Möglichkeit, ein Weltbild zu entwickeln, der Königsweg zum Verständnis. Das mag einige Reibereien mit der Religion erklären, besonders wenn die ewigen und einzigen Wahrheiten religiöser Offenbarungen nicht zur Faktenlage passen. Der Biologe Stephen Jay Gould hat als Kompromiss „NOMA“ erfunden. NOMA steht für „Non-overlapping magisteria“ und bedeutet mehr oder weniger, dass sich Naturwissenschaft und Religion aus den jeweiligen Gebieten des anderen heraushalten sollen, damit niemand verletzt wird. Ich persönlich halte diese Strategie für einen unnötigen Kompromiss, der die Religion dadurch erhöht, dass er sie auf dieselbe erkenntnistheoretische Stufe wie die Naturwissenschaft stellt.
    Ein klassisches Beispiel für eine Reibefläche zwischen Naturwissenschaft und Religion ist der Kreationismus. Streicht man jedoch das „a“ und das „o“, bleibt Kretinismus, weil manche Ideen einfach kein A und kein O haben [395] .
    Ähnlich verhält es sich mit den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften, die kaum noch etwas publizieren können, ohne dass jemand tödlich beleidigt wäre. Gewalt in der Ehe kann auch von Frauen ausgehen? Nein, das darf so nicht stimmen.
    Leider nehmen wissenschaftliche Ergebnisse keine Rücksicht auf menschliche Befindlichkeiten. Sie dennoch politkorrekt zu bekommen, lässt sich am ehesten mit dem Verdauungsprozess vergleichen. Das saftige Steak der Wissenschaft durchläuft ein
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