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Das philosophische Denken im Mittelalter

Das philosophische Denken im Mittelalter

Titel: Das philosophische Denken im Mittelalter
Autoren: Kurt Flasch
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genannt. Dabei hatte ich beim Schreiben nur an meine Bochumer Studenten und an mich selbst gedacht: Ich wollte – oft mit angehaltenem Atem – ausprobieren, ob man textorientiert durch 1200 Jahre intensiver Denkgeschichte »durchkommen« kann. Mir war die Unmöglichkeit fühlbarer als der Erfolg. Daher danke ich Freunden und Lesern für die Ermutigung.
    Im Rückblick auf die erste Auflage freut mich am meisten, dass ich sie Cesare Vasoli (Florenz) gewidmet habe. Damals, bei beginnender Freundschaft, überwog mein Respekt für seine Humanität, seine immense Gelehrsamkeit und klassische Rhetorik. Ohne ihn hätte ich den Abschnitt über das 15. Jahrhundert nicht schreiben können. Inzwischen hat sich über allen gelehrten Austausch hinaus die Freundschaft vertieft und schließt auch seine Frau Nidia ein. Daher widme ich die neue Fassung ihnen beiden – in dankbarer Erinnerung an herzliche Zuwendung und an toskanisch-gewürzte heitere Unterhaltungen bei vielen Gelegenheiten, in Florenz, in Rom und anderswo.
    Gaeta, den 14. Juni 1999
    Kurt Flasch

Vorwort zur 3. Auflage
    1. Die Vergangenheit steht nicht still; ihr Bild verändert sich. Auch unsere Kenntnis von der Geschichte der Wissenschaften und des philosophischen Denkens bleibt, wenn es recht zugeht, im Fluss.
    Das Buch, das ich dank des stetigen Interesses meiner Leser zum zweiten Mal erweitert und verbessert vorlegen kann, folgt seit Jahrzehnten dem Wandel der Auffassungen und dem Gang der Forschung, soweit dies einem Einzelnen möglich ist. Es verstand sich von Anfang an als Gegenentwurf zur starren Vorstellung einer einheitlichen Scholastik, und Assistenten an Konkordatslehrstühlen taten etwas für ihre Karriere, indem sie es dafür heftig tadelten. Es zeigte Vielfalt und analysierte Konflikte. Es hob die Divergenzen der Weltsichten hervor; es widersetzte sich der konventionellen Zurechtlegung, die nur von den ›großen‹ Philosophen zu sprechen vorgab. Es würdigte Außenseiter wie Berengar, Lull oder Nikolaus von Autrecourt. In dem Vierteljahrhundert, das seit dem Ersterscheinen verflossen ist, wurde die Forschung reicher und bewegter. Neue Themen, neue Texte tauchten auf: Differenzen zwischen Laien und Professionellen wurden thematisiert; die Rolle von Institutionen und der Zensur trat scharf hervor; Nachbardisziplinen traten ins Blickfeld, nicht nur Theologie, sondern auch Medizin und Mathematik, und selbst, auf den Spuren von Aby Warburg, ›Magie‹, Alchemie und Astronomie/Astrologie, sogar Baukunst und Dichtung. Vernachlässigte Themen drängten vor: Sterne und Träume, Fürstenspiegel und Regenbogen, das Bild und das Sehen, Impetus und Inquisition, Geschlechterrolle und Emotion, der Einfluss von Medien und literarischen Formen. Einzelne Autoren bekamen ihre individuelle Denkentwicklung zurück, andere wurden von der einheitsscholastischen Zwangsjacke befreit, in die man sie zu stecken versucht hatte; heute macht niemand mehr Meister Eckhart oder Dante zum Thomisten.
    2. Das Bild ist freier und vielfältiger geworden. Das legte nahe, eine Mehrzahl von Spezialisten mit kleinen Überblicksartikeln zu beauftragen und so einen Gesamtüberblick zu geben. Ich tadle solche Unternehmen nicht, denn ich profitiere von ihnen, z. B. von den umfangreichen Enzyklopädien von Robert Pasnau (Cambridge 2010) und Henrik Lagerlund (Dordrecht 2011), aber ich ahme sie auch nicht nach. Ich bleibe bei meiner Intention: ein quellennahes Lesebuch zum Nachdenken über das philosophische Denken zu schreiben, kein Handbuch im Lexikonstil, ohne das Idol der Vollständigkeit, das selbst die großen neuen Nachschlagewerke nicht erreichen. Es sollte bei einem einzigen Band bleiben. Dies begrenzte die Möglichkeit umfassender Neuaufnahmen. Immerhin habe ich die philosophische Entwicklung der Jahrzehnte von 1250 bis 1380 neu gestaltet. Um einen lebendigen Eindruck von Forschungsarbeiten über diese Zeit zu geben, habe ich zwei Forscher, die daran maßgeblichen Anteil haben, gebeten, ihre Autoren im Stil dieses Buches vorzustellen, und zwar Durandus von St. Porcain und Buridan. Daher schreibt Fiorella Retucci über den von ihr edierten Antithomisten und Dominikaner Durandus, Olaf Pluta über Buridanus, den wohl einflussreichsten Philosophen des 14. Jahrhunderts. Das Bild dieser Zeit wird so reicher und konkreter. Die betreffenden Kapitel wurden mit mir abgestimmt und sind ganz das Werk der beiden Verfasser.
    3. Sollte ich nicht auch andere Autoren ähnlich neu einführen? Ich
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