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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl
Autoren: Stefan Wolf
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„Also gut! Wenn es sein
muß. Ich fahre langsam voran bis zum Wagen. Kommt mir nach! Es ist nicht weit.“
    Tarzan kettete Gabys Rad mit dem
Kabelschloß an einen dünnen Fichtenstamm.
    „Das holen wir morgen.“
    Zusammen setzten sie sich dann auf
Tarzans Rennrad. Gaby nahm Platz auf der Rahmenstange zwischen Lenker und
Sattel, denn die Gepäckträger von Rennrädern vertragen nur sehr wenig Last.
    Sie hielt sich an Tarzan fest. Er schaltete
die Fahrradlampe an. Dann schaukelten sie los.
    Inzwischen war der Mond aufgegangen.
Sein Silberlicht fiel durch die Bäume.
    Als sie zur Schneise kamen, war es dort
ziemlich hell.
    Lincke stand neben dem Weg.
    „Wo haben Sie denn Ihre Maschine?“
fragte Tarzan.
    „Die lasse ich hier. Mein Wagen steht
dort vorn.“
    „Trainieren Sie Geländefahrt?“ fragte
Tarzan.
    „Sowas Ähnliches“, war die ausweichende
Antwort.
    Lincke lief voran. Sie kamen zum Wagen.
Gaby machte eine große Schau mit ihrem Knie, seufzte und jammerte und wurde von
Tarzan auf den Rücksitz verfrachtet.
    Inzwischen verstaute Lincke Tarzans Rad
und seinen Motorradhelm auf der Ladefläche.
    Als er dann einstieg, sahen sie sein
Gesicht. Er hatte dichtes, dunkles Haar, braungebrannte Haut und blaue Augen.
Er sah gut aus. Und sympathisch. Für einen Moment war Gaby ganz verblüfft — so
enorm, fand sie, war die Ähnlichkeit zwischen Tarzan und ihm. Sie hätten Brüder
sein können. Allerdings war Lincke mindestens doppelt so alt, eher sogar 30. „Ach
so, der Verband!“ brummte er.
    „Nicht mehr nötig“, sagte Gaby. „Das
Bluten hat aufgehört. Wenn ich gleich zum Arzt komme, wird der schon alles
machen.“
    Lincke nickte und fuhr an.
    „Ich heiße Peter Carsten“, sagte Tarzan
nach einer Weile. „Das ist meine Freundin Gaby Glockner.“
    „Glockner?“ fragte Lincke. „Bist du mit
Kommissar Glockner verwandt?“
    Gaby verschlug’s fast die Sprache.
    „Mein... mein Vater... Er ist mein
Vater“, stotterte sie.
    „Kennen Sie ihn?“ fragte Tarzan rasch.
    „Ich habe von ihm gehört“, sagte
Lincke. Und fügte hinzu: „Er muß ein sehr tüchtiger Kriminalist sein. Was ich
gehört habe, war nämlich sehr schmeichelhaft!“
    „Oh!“ meinte Gaby.
    Tarzan spürte, wie sie förmlich
dahinschmolz. Ihre Stimme klang dann auch ganz zuckerig, als sie fragte: „Und
wie heißen Sie?“
    „Ihr könnt Werner zu mir sagen.“
    Was nun? dachte Tarzan. So ein netter
Kerl! Der wickelt uns ein. Sicherlich hat er’s faustdick hinter den Ohren. Gaby
ist schon ganz hin. Aber ich bleibe hart. Wäre ja gelacht! Ich führe durch, was
ich mir vorgenommen habe. Wer sagt denn, daß das Phantom ein mieser Armleuchter
ist. Viele Verbrecher sind äußerlich soooo charmant. Und hinter der glatten
Fassade tun sich Abgründe auf!
    „Seien Sie vorsichtig, Werner“, sagte
er, „wenn wir auf die Landstraße kommen. So ein komischer Geist... nein,
Nachtmahr... nein, Gespenst... auch nicht!... Herrjeh, wie wird diese
Spukgestalt genannt? Jetzt hab’ ich’s: Phantom. Jedenfalls geht so ein Phantom
auf den Landstraßen um und beschmeißt Autos mit Steinen.“
    „Davon habe ich gehört“, sagte Lincke.
Seine Miene blieb unbewegt. „Ihr könnt beruhigt sein. Ich passe auf.“
    Das glaube ich, dachte Tarzan, daß du
vorm Phantom keine Angst hast. Wer fürchtet sich schon vor sich selbst?
    Lincke fuhr schnell. Ehe die Kinder
sich versahen, waren sie in der Stadt.
    „Wohin soll ich euch bringen?“ fragte
Lincke.
    „Gabys Mutter ist verreist“, sagte
Tarzan rasch. „Ihr Vater hat Spätdienst im Polizei-Präsidium. Könnten Sie uns
dort, bitte, absetzen?“
    „Gut.“
    Gleich ist es aus mit dir, dachte
Tarzan. Dann hat’s ein Phantom mal gegeben.
    Die Straßen waren erleuchtet. Viele
Menschen flanierten, weil der Abend so angenehm und das Fernsehprogramm so
miserabel war. Vor dem Polizei-Präsidium standen etliche Wagen. Lincke lenkte
seinen Kombi auf einen freien Parkplatz.
    Jetzt zeigte sich Gabys Intelligenz.
    „Könnten Sie, bitte, einen Moment
warten, Werner“, bat sie. „Ich weiß ja nicht, ob mein Vater überhaupt da ist.
Er hat oft Außendienst. Dann kriege ich den Wohnungsschlüssel nicht. Ich seh’
mal schnell nach. Wenn er nicht da ist, müßte ich Sie bitten, mich zu Bekannten
zu fahren. Peter hat hier nämlich kein Zuhause. Er ist vom Internat.“
    „Kannst du denn laufen?“ fragte Lincke.
„Laß doch Peter reingehen.“
    „Peter kennt sich hier nicht aus. Es
würde zu lange dauern. Und das
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