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Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
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Also blieb ich auf der
    Schule bis zum College‐Examen, und als ich ins Berufsleben trat, klammerte ich mich krampfhaft an jene Vorstellung und meine frische Lehrbefugnis. Während meines ersten Unter-richtsjahres regte ich mich darüber auf, dass eine Anzahl
    Lehrer, Schuldirektoren, Schulräte und Oberschulräte keine
    Ahnung von ihren beruflichen Pflichten zu haben schien und sich als unfähig erwies, ihre Aufgaben zu erfüllen. So war es beispielsweise die Hauptsorge meines Direktors, dass alle Son-nenblenden an den Fenstern in gleicher Höhe waren, dass in den Klassenräumen Ruhe herrschte und dass niemand die
    Rosenbeete betrat oder auch nur in ihre Nähe kam. Das
    Hauptinteresse des Oberschulrats war, dass keine Minoritäten‐
    gruppe, wie fanatisch sie sich auch gebärdete, jemals beleidigt wurde und dass alle amtlichen Formulare rechtzeitig ausgefüllt
    wurden. Die Erziehung der Kinder interessierte den Verwal‐
    tungsmann nur am Rande.
    Anfänglich nahm ich an, dass dies eine spezielle Schwäche
    jeder Schulbehörde war, in deren Bereich ich unterrichtete, und
    bewarb mich deshalb um die Anstellung in einer anderen
    Gegend. Ich füllte die entsprechenden Formulare aus, fügte die
    erforderlichen Dokumente bei und erfüllte bereitwillig alle
    Forderungen der Bürokratie. Einige Wochen später kam meine
    Bewerbung mit sämtlichen Dokumenten zurück.
    Nein — mit meinen Unterlagen war alles in Ordnung; die
    Formulare waren korrekt ausgefüllt; ein offizieller Eingangs-stempel zeigte, dass sie alle in ordnungsgemäßem Zustand ein‐
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    getroffen waren. In einem Begleitschreiben aber hieß es: «Nach
    den neuen Bestimmungen dürfen solche Anträge von der
    Erziehungsbehörde nur dann angenommen werden, wenn sie
    bei der Post als Einschreiben registriert sind, weil nur so eine sichere Übermittlung gewährleistet werden kann. Wir bitten Sie
    deshalb, die Unterlagen der Behörde erneut einzureichen und dieses Mal darauf zu achten, dass der Brief eingeschrieben abgeht.»
    Mir kam der Verdacht, dass meine Schulbehörde in puncto
    Unfähigkeit kein Monopolbetrieb war.
    Als ich mich weiter umsah, stellte ich fest, dass es in jeder Organisation eine Anzahl Menschen gab, die unfähig war, ihrer
    Arbeit gerecht zu werden.

    Ein universales Phänomen
    Berufliche Unfähigkeit gibt es überall. Haben Sie es schon be‐
    merkt? Wahrscheinlich haben wir alle das schon festgestellt.
    Wir sehen wankelmütige Politiker, die sich in der Pose des entschlossenen Staatsmannes gefallen, und die «amtliche
    Quelle», die für ihre falschen Informationen die «gegebenen Unwägbarkeiten» verantwortlich macht. Zahllos sind die Angestellten der öffentlichen Hand, die frech und träge sind; die militärischen Befehlshaber, deren feiges Benehmen ihr Geschwätz von Heldentaten Lügen straft; die Gouverneure, deren
    angeborene Servilität sie hindert, wirklich zu regieren. Wir sind
    schon so verdorben, dass es für uns den unmoralischen Geistlichen, den korrupten Richter, den inkonsequenten Anwalt, den
    Autor, der nicht schreiben, und den Englischlehrer, der das Alphabet nicht kann, einfach nicht gibt. An den Universitäten beobachten wir, wie Verlautbarungen von Verwaltungsbeam-ten autorisiert werden, deren eigene Amtsmitteilungen hoff‐
    nungslos verworren sind; wir hören Vorlesungen von Lehrern,
    die nur murmeln können oder unverständliches Zeug reden.
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    Nachdem ich so Unfähigkeit auf allen Stufen jeder Hierarchie
    — ob in der Politik, im Justiz‐, im Erziehungswesen oder in der
    Industrie — beobachtet hatte, stellte ich die Hypothese auf, dass
    der Grund irgendwo in den Regeln zu suchen sein müsse, nach
    denen die Beschäftigten auf die verschiedenen Positionen verteilt werden. So begann meine ernsthafte Erforschung des
    Problems, auf welche Weise Angestellte in den Hierarchien
    aufsteigen und was mit ihnen nach einer Beförderung ge‐
    schieht.
    Für meine wissenschaftlichen Daten wurden Hunderte von
    Fallstudien gesammelt. Hier drei typische Beispiele.

    Akte Kommunalverwaltung, Fall Nr. 17 J. S. Minion ∗ war Abteilungsleiter der Behörde für öffentliche Arbeiten der Stadt
    Excelsior. Er war bei den leitenden Männern der Stadt‐
    verwaltung wegen seiner außerordentlichen Freundlichkeit
    sehr beliebt.
    «Ich schätze Minion», sagte der Chef der Behörde. «Er hat ein
    sicheres Urteil und ist immer freundlich und umgänglich.»
    Minions Benehmen war seiner Stellung angemessen. Nie‐
    mand verlangte von
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