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Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
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High‐School‐Hörsaals ein Tonbandgerät benutzen. Ich
    konnte aber keinen Strom für das Gerät bekommen. Der Haus‐
    meister sagte mir, dass es ihm im Verlauf eines Jahres trotz aller Bemühungen nicht gelungen sei, einen Schalter zu finden, mit dessen Hilfe er die Steckdosen auf der Bühne unter Strom
    setzen konnte. Inzwischen zweifelte er daran, dass sie überhaupt ans Netz angeschlossen waren.
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    Heute Morgen machte ich mich auf den Weg, um eine
    Tischlampe zu kaufen. In einem großen Möbel‐ und Einrich‐
    tungsgeschäft fand ich eine Lampe, die mir gefiel. Der Ver-käufer wollte sie schon einpacken, aber ich bat ihn, sie vorher auszuprobieren (inzwischen bin ich nämlich vorsichtig geworden). Er war offensichtlich nicht daran gewöhnt, elektrische
    Geräte zu prüfen, denn er brauchte einige Zeit, ehe er einen Stecker fand. Schließlich stöpselte er die Lampe ein, konnte sie
    aber nicht einschalten. Er versuchte es mit einer anderen Lampe
    der gleichen Art ‐ sie ließ sich ebenfalls nicht einschalten. Die ganze Serie hatte defekte Schalter. Ich verließ das Geschäft.
    Vor einiger Zeit bestellte ich sechzig Quadratmeter Isolier-matten aus Fiberglas für ein Landhäuschen, das ich renovieren
    wollte. Ich achtete darauf, dass die Verkäuferin, bei der ich die
    Bestellung aufgab, auch wirklich die richtige Menge aufschrieb.
    Vergebens! Die Baumaterialhandlung schickte mir eine Rech‐
    nung über siebzig Quadratmeter und lieferte neunzig.
    Erziehung, oft gepriesen als Allheilmittel gegen alle Übel, versagt offensichtlich bei der Beseitigung von Unfähigkeit. Jeder dritte High‐School‐Absolvent kann nicht einmal richtig
    lesen. In Colleges ist es heute allgemein üblich, Leseübungen für Studienanfänger abzuhalten. In einigen Colleges können
    zwanzig Prozent der jungen Studenten nicht gut genug lesen, um ihre Lehrbücher zu verstehen.
    Ich erhielt regelmäßig Post von einer großen Universität. Vor
    fünfzehn Monaten hat sich meine Adresse geändert. Ich
    schickte der Universität die übliche Mitteilung — die Briefe gingen weiter an die alte Adresse. Nach zwei weiteren Mitteilungen und einem Anruf ging ich persönlich hin. Ich wies mit dem Finger auf die falsche Anschrift in ihrer Liste, diktierte die neue Adresse und beobachtete, wie eine Schreibkraft sie ein-trug. Die Post ging weiter an die alte Adresse. Vor zwei Tagen
    ergab sich eine neue Situation. Die Mieterin, die nach mir in die
    alte Wohnung eingezogen war und meine Post von der
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    Universität erhalten hatte, rief mich an. Sie war inzwischen wieder umgezogen, und meine Briefe gingen nun an ihre neue Adresse.
    Wie ich schon sagte — ich hatte angesichts der allgegen‐
    wärtigen Unfähigkeit längst resigniert. Dennoch glaubte ich
    daran, dass es ein Heilmittel geben müsste, sofern es nur ge-länge, die Ursache der Unfähigkeit zu entdecken. Ich begann mich umzuhören.
    Erklärungen gab es genug.
    Ein Bankier suchte die Schuld bei den Schulen: «Die Gören lernen heute nicht mehr, wie man anständig arbeitet.»
    Ein Lehrer tadelte die Politiker: «Bei so viel Unfähigkeit an der Spitze der Regierung — was können Sie da schon vom
    gewöhnlichen Bürger erwarten? Im Übrigen stemmen sie sich
    gegen unsere berechtigten Forderungen nach angemessenen
    Ausgaben für das Erziehungswesen. Wenn wir wenigstens in
    jeder Schule einen Computer hätten ...»
    Ein Atheist beschuldigte die Kirchen: «... betäuben den Geist
    der Menschen mit Märchen von einer besseren Welt und lenken
    sie von den praktischen Problemen ab.»
    Ein Kirchenmann klagte Radio, Fernsehen und Kino an:
    «... die vielen Zerstreuungen des modernen Lebens haben die Menschen den moralischen Lehren der Kirche entfremdet.»
    Ein Gewerkschaftler machte die Manager verantwortlich:
    «... zu habgierig, um auskömmliche Löhne zu zahlen. Kein
    Arbeiter kann bei diesen Hungerlöhnen Interesse für seine
    Arbeit aufbringen.»
    Ein Manager schob alle Schuld auf die Gewerkschaften:
    «Dem Arbeiter ist heute alles gleichgültig — er denkt an nichts
    anderes als an Lohnerhöhungen, Urlaub und Ruhestandsbe‐
    züge.»
    Ein Individualist behauptete, dass der Wohlfahrtsstaat eine
    allgemeine Gleichgültigkeit verursache. Ein Sozialhelfer sagte mir, dass die moralische Laxheit zu Hause und der Zusam-16

    menbruch der Familie zu mangelndem Verantwortungsgefühl
    gegenüber der Arbeit führten. Ein Psychologe dozierte, dass die
    frühe Unterdrückung sexueller Regungen ein
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