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Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen

Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen

Titel: Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen
Autoren: Will Parker
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will.
    „Keine Sorge, Verehrteste!" beruhigte sie der Hilfssheriff. „Dieser Tunichtgut kommt nicht mehr zurück, und wenn er sich doch dazu erdreisten sollte, tritt mein nie treffender — äh — mein selten losgehender Colt automatisch in Tätigkeit. Ich will mich nur kurz überzeugen, ob er auch geladen ist; dann können wir unser Gespräch in Ruhe fortsetzen."

    Mit diesen Worten zückte Old John seinen berühmten „Sechsschüssigen", ließ ihn aber augenblicklich aus der Hand gleiten. Denn die Lady stieß einen markerschütternden Schrei aus, der selbst für die stählernen Nerven eines Hilfssheriffs von Somerset zuviel war. Dann schnellte sie, während Watson sich nach der Waffe bückte, mit einem wilden Satz in die Höhe und hing sich mit beiden Händen verzweifelt an die Notbremse.
    Die nun folgenden Ereignisse liefen wie ein turbulenter Film ab, genau nach dem Drehbuch eines unsichtbaren Regisseurs. Die Lady hing an der Bremse wie ein Kletteraffe an seinem Ast. Der Zug kam mit einem teuflischen Ruck zum Stehen. John Watson stürzte mit dem Kopf gegen die Wand, und ein Schuß ging los; warum und wieso, wußte er selbst nicht. Zugführer und Schaffner rasten herbei; einige beherzte Fahrgäste aus den anderen Abteilen folgten ihnen. Auch Jack Smaller durfte natürlich nicht fehlen. Er hatte schon das Notizbuch in der Hand und machte in fliegender Eile Aufzeichnungen, um ja keine Einzelheit dieses dramatischen Durcheinanders zu verpassen.
    „Wer hat die Notbremse gezogen?" donnerte der Zugführer in die Stille. „Und wer hat es gewagt zu schießen?"
    Gerade zuckte wieder ein Blitz vom Himmel und warf einen grellen Feuerschein über die Schreckensszene.
    „Hilfe! Hilfe!" schrie die Lady aus Leibeskräften. „Der falsche Sheriff aus Silverbell! Schlagt ihn zu Boden! Er will mich umbringen!"
    In Silverbell, einem kleinen Ort in Arizona, war einige Tage vorher ein Dieb aufgetreten, der sich mit einem Sheriffstern getarnt hatte. Die Geschichte hatte ihren Weg natürlich sofort durch den ganzen Staat genommen; und obwohl der Täter längst hinter Schloß und Riegel saß, witterten ängstliche Gemüter ihn immer noch hinter jedem Baum und in jeder Eisenbahn.
    Der Zugführer aber war ein Mann von kurzen Entschlüssen. Er schlug Old John beherzt den Colt aus der Hand, wobei sich donnernd ein zweiter Schuß löste. Glücklicherweise wurde auch diesmal niemand verletzt. Dann verpaßte er dem so Verdächtigten einen nahrhaften Kinnhaken, hörte das Klirren von Handschellen in Watsons Tasche, griff nach den Stahlbändern und — knack! — der Mann des Gesetzes, der „Sieger" des Sheriff-Kursus von Washington, saß in der eigenen Falle und brüllte nun seinerseits wie ein angeschossener Bison.
    „Er wollte Sie also umbringen, Madam?" fragte der Zugführer. „Nun erzählen Sie mal! Das wird den Kerl teuer zu stehen kommen."
    Die alte Dame ließ die Bremse jetzt los und kramte umständlich aus ihrer Handtasche ein Hörrohr hervor, das sie an ihr linkes Ohr preßte.
    „Wiederholen Sie bitte Ihre Worte!" rief sie mit der Lautstärke Schwerhöriger; und als der Beamte ihrer Aufforderung nachgekommen war, erklärte sie: „Dieser aufdringliche Mensch setzte sich in Tucson kurz vor der Abfahrt mir gegenüber und drang sofort auf mich los, mit Worten natürlich. Ich konnte deutlich verstehen, daß er sich selbst als Gangster und Pferdedieb bezeichnete, der mir dem Teufel im Bunde stände und mir mit dem Coltgriff den Kopf hohlklopfen würde, falls ich es wagen sollte, mit den Zähnen zu klappern; später —"
    „Blödsinn!" tobte Old John wie ein Wahnsinniger dazwischen. „Das ist alles gelogen!" Aber der Schaffner hielt ihm drohend die Faust vor die Nase und brachte ihn dadurch sofort wieder zum Schweigen.
    „Später", fuhr die Lady unbeirrt fort, „brüstete er sich, in Washington irgendwelche Leute begaunert zu haben, und zeigte mir ein Schriftstück, durch das ich mich offenbar verpflichten sollte, ihm mein Vermögen abzutreten. Ein junger Mann, der hinzukam, wurde von ihm tätlich bedroht und davon gejagt; gleich darauf setzte er mir seine schwere Kanone auf meine empfindliche Brust, und da zog ich doch schnell die Bremse, während er zweimal auf mich feuerte."
    Die Lage war für Old John ziemlich düster. Auch im Zug brannte kein Licht, und draußen herrschte fast Nacht, so daß niemand sein Gesicht erkennen konnte; der einzige, der ihn kannte, war Jack Smaller, und das war ein Mann, bei dessen Entschlüssen
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