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Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Titel: Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum
Autoren: Frank Dalton
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den ein wahres Gebirge von Wachsfr ü chten und Stoffblumen zierte. Hilfssheriff Watson seufzte zum Himmel, der Wagen möge so rasch wie möglich vorüberfahren. Die Jungen und vor allem die Schwarze waren ihm ein Greuel.
    Aber der Wagen tat ihm nicht den Gefallen, sondern hielt kurz vor der Brücke. Die Jungen sprachen miteinander; dann kletterte Sam Dodd, die Sommersprosse, umständlich herunter. Pete Simmers griff in den Wagenkasten und reichte dem Rothaar ein Ding, das Watson zunächst noch nicht ausmachen konnte. Mammy Linda aber saß mit über der Brust gefalteten Händen, ohne sich zu rühren, wie ein Götzenbild da.
    Mr. Watsons Hirn durchfuhr ein furchtbarer Verdacht. Sollten die Jungen etwa diejenigen sein, die sich vorgenommen hatten, die Red River-Brücke in die Luft zu jagen? Watson traute ihnen auch das zu! Jetzt schritt Sam Dodd langsam der hölzernen Brücke entgegen. Watson konnte das, was dieser Bengel in der Hand trug, immer noch nicht erkennen; aber es war unbestreitbar ein schwerer Gegenstand!
    Watson überlegte. Sollte er seine Mannschaft jetzt schon alarmieren? Ein Pfiff, und es wimmelte rund um die Brücke von Menschen. Er saugte vor lauter Erregung die Luft hörbar ein.
    Jetzt. . . jetzt sah er es deutlich! Er erkannte, was Sam in der Hand hielt. Es war eine Gießkanne! Und in der gleichen Sekunde begann das Rothaar die Brücke zu — sprengen!
    Watson lief rot an. Das Ganze war also wieder ein Unfug, um ihn — die stellvertretende Amtsgewalt von Somerset — lächerlich zu machen! Mit einem Wutschrei sprang er auf. In langen Sätzen raste er auf die Brücke zu. Gleich darauf stand er vor Sam, der ihn aus unschuldigen Augen treuherzig anblickte. „Was tust du da, Schlingel?" schrie er wütend auf ihn ein.
    „Ich sprenge die Brücke", entgegnete Sam ruhig und senkte ehrfurchtsvoll den Blick, wie es sich der verkörperten Amtsgewalt gegenüber geziemte.
    „Und warum, wenn ich fragen darf?" brüllte Watson. Seine Stimme überschlug sich. „Wie kommst du dazu, eine so verbrecherische Handlung —" Er unterbrach sich, sah zu Pete hinüber, der still auf seinem Platz saß, und • drohte diesem mit der Faust. „Ich sperre euch beide ein! Wegen — wegen—" Er wußte im Augenblick kein geeignetes Delikt. „Wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses!" tobte er dann los. „Wegen groben Unfugs! Wegen Irreführung meiner . . . Staatsgewalt!" Er mußte eine Pause einlegen, denn die Luft ging ihm aus.
    „Ich wußte nicht, daß es ein Verbrechen ist, eine Brücke zu sprengen", entschuldigte sich Sam bescheiden.
    „Hat bisher noch nie ein Mensch getan!" ereiferte sich Watson wütend.
    „Muß dann nicht schließlich einmal einer den Anfang machen?" fragte das Rothaar schüchtern. „Die Brücke ist immer so staubig; das ärgert uns jedesmal, wenn wir darüberfahren. Man ist in dichte Wolken gehüllt, und da Mammy Linda heute ihr allerbestes Kleid anhat —"
    Watson kramte wie wild in den Taschen. Endlich brachte er ein zusammengeknülltes Stück Papier zum Vorschein, glättete es und hielt es Sam unter die Nase. „Hier!" schrie er ihn an. „Hast du das geschrieben?"

    „Es ist meine Schrift", gab Sam offen zu. „Warum sollte ich es nicht geschrieben haben?"
    „Du schreibst da auf, daß die Brücke Punkt elf Uhr —"
    „Ich bitte um Entschuldigung, Mr. Watson", bat Sam höflich. „Aber wir waren auf die Minute pünktlich. Oder meinten Sie, warum ich es aufschrieb? Mir fiel vor einigen Tagen eine Mistgabel auf den Kopf. Seitdem leide ich an Gedächtnisschwund. Alles, was ich mir nicht aufschreibe, vergesse ich leicht. Ich muß das Papier irgendwo verloren haben —"
    Mr. Watson hätte am liebsten losgelegt und den Jungen verprügelt. Aber es ließ sich nicht beweisen, daß das Ganze nur ersonnen war, um ihn zu ärgern. Inzwischen waren auch die Männer herangekommen, die er herbeordert hatte. Sie machten verdächtig belustigte Gesichter. Auf dem Wagen aber saß Mammy Linda. Mr. Watson wußte aus trüben Erfahrungen, daß es nicht gut war, in Meinungsverschiedenheiten mit ihr zu geraten. Man machte also am besten gute Miene zum bösen Spiel.
    Er wandte sich an die Männer. „Ich danke Ihnen, Gentlemen!" erklärte er mit saurem Lächeln. „Ich befürchte, wir sind einer ungeheuerlichen Mystifikation zum Opfer gefallen. Sie können wieder nach Hause gehen! Natürlich werde ich nicht versäumen, höheren Orts über ihre Einsatzfreude zu berichten!"
    Die Männer warfen den Jungen
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