Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Titel: Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum
Autoren: Frank Dalton
Vom Netzwerk:
Rollwägelchen in Schienen; ihre Gliedmaßen wurden von oben her gelenkt. Über der Bühne lagen noch einige Leute auf dem Bauch und zogen an den Schnüren. Der Mann, der ihn aus dem Schuppen geholt, stellte ihn auf eins der Rollwägelchen; von oben fielen einige Kordeln herab, und ehe Pete wußte, wie ihm geschah, wurden ihm die Schlingen, die sich an den Enden der Schnüre befanden, an den Hand-und Fußgelenken befestigt. Dann bekam er einen sanften Stoß gegen den Rücken, und nun war es zu allem anderen zu spät. Er rollte auf die Bühne hinaus.
    Draußen stießen die Zuschauer im gleichen Moment ein belustigtes „Ah!" aus, und aus dem Hintergrund hörte er eine dunkle Stimme wütend schreien: „Hah, Elender! Hah, Menschenwurm! Du wagst es, in mein Schloß zu kommen?"

    Pete wollte sich umdrehen, um festzustellen, wer da sprach, erinnerte sich jedoch noch rechtzeitig daran, daß er ja eine Puppe war. Und in der nächsten Sekunde fuhr von der anderen Seite der Bühne her ein Holzmann auf ihn los, wie er ihn bisher noch nicht gesehen. Der Kerl riß sein Schwert in die Höhe — ein großes, klobiges Ding aus Blech — und ließ es auf den Kopf des bärtigen Raubritters niedersausen. Pete wußte, daß es eine gewaltige Beule geben würde, wenn ihn dieses vertrackte Schwert traf. Blitzschnell warf er den Oberkörper zur Seite. Der Schlag ging daneben. Die Zuschauer klatschten Beifall; noch nie hatten sie bei einer Puppe so menschliche Bewegungen gesehen. Jetzt spürte Pete, daß man von oben her an seiner rechten Hand herumzerrte; wahrscheinlich sollte er den Arm heben. In der gleichen Sekunde erklang es wieder schaurig aus dem Hintergrund: „Komm heran, Jaromir! Wenn du mit mir kämpfen willst — ich durchbohre dein falsches Herz, bis dein verräterisches Blut wie eine Fontäne zum Himmel springt und ihn verfinstert!"
    Pete wollte nach dem Schwert greifen, um den Kampf, den er nun wohl siegreich zu bestehen hatte, durchzufechten. Aber er merkte zu seinem Schrecken, daß er gar kein Schwert besaß. Er hatte in der Holzbude andere Sorgen gehabt! Während er noch darüber nachdachte, was nun zu tun sei, legte sein hölzerner Gegner aus und stieß zu. Pete bekam einen so kräftigen Stoß gegen die Brust, daß er taumelte. Er glaubte, es sei aus mit ihm, aber in diesem Augenblick bekam er unerwartet Hilfe.
    Ein sehr seltsames Wesen sprang von hinten her auf die Bühne. Es sah halb wie ein Wolf und halb wie ein Krokodil aus, aber es ging auf zwei Beinen und hielt in der einen Vorderpranke einen altertümlichen Ritterschild und in der anderen ein Schwert.
    „Keine Sorge, teuerster aller Freunde!" erklang eine fröhliche Stimme, die Pete an seinen Freund erinnerte.
    Dann stürzte sich das Wolfskrokodil wutentbrannt auf den hölzernen Ritter, der Pete vor die Brust gestoßen hatte. Es gab dabei ein fürchterliches Gegrunze von sich und zwang den Gegner mit wildem Getobe zu Boden. Die Zuschauer staunten zunächst. Dann aber gefiel ihnen die Sache besser. Sie klatschten begeistert Beifall. Sam glaubte, er müßte nun eine Einlage geben, wie es die Schausteller auf den Jahrmärkten zu tun pflegten. Er legte daher einen Tanz ureigenster Erfindung auf die Bretter. Er tanzte, wie er sich ein vorsintflutliches Ungeheuer tanzend vorstellte. Und zum Schluß seiner ausgezeichneten Darbietung hüpfte er artig auf Pete zu, richtete sich an ihm in die Höhe und wollte ihm einen freundlichen Kuß auf den Mund drücken. Durch irgendeine Bewegung mußte sich im Innern des Krokodilkopfes ein Mechanismus gelöst haben, der eine riesenlange Zunge aus dem Rachen des Ungeheuers herausschnellen ließ, die nun furchterregend hin und her pendelte. Geistesgegenwärtig paßte sich Sam der Situation an, schleckte mit der aus einem feuerroten Tuch bestehenden Zunge zunächst einmal Petes Gesicht gehörig ab und begann dann, sich die eigene Zunge nach rechts und links begeistert ums Maul zu schlagen.
    Damit war die Darbietung aber leider aus.
    Die Männer, die hinter der Bühne die Puppen bereitstellten, hatten sich von ihrem ersten Schrecken erholt und sprangen nach vorn, um diesem sonderbaren Spuk ein Ende zu bereiten. Sam merkte es, und da er keine Lust hatte, auch noch für seine erstklassigen Darbietungen ein paar Ohrfeigen einzuhandeln, wetzte er mit einem gewaltigen Satz von der Bühne mitten ins Publikum hinein.
    Er landete aber auf dem Schoß einer sehr umfangreichen Dame, die wundervoll angezogen war. Dergleichen hatte er zwar nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher